Mein Leben in der Gastro!

Ich komme aus einer Arbeiter Familie und bin, als Einzelkind geboren, mitten in Österreich (Zell am See) aufgewachsen. Wer diesen wunderschönen, begleitet von einem prächtigen Gletscher (Kaprun),  vom Tourismus gestörten Ort kennt, wird sich nicht wundern warum viele Pinzgauer ihre Karriere in der Gastronomie starten. Ich möchte euch meine Erfahrungen aus verschiedenen Abteilungen der Gastronomie bzw. Hotellerie schildern.Ich begann meine Lehre 1994 in einem angesehenen 4* Hotel in Kaprun. Mein damaliger Chef kam ursprünglich aus Wien, er hatte dort einen Juwelierladen. In den 70ern erwarb mein Boss das Hotel, wo ich meine Lehre als Restaurantfachfrau genoss. Wir Lehrlinge hatten keine Teildienste sondern wir mussten unsere Stunden (außer den Pausen natürlich) durcharbeiten. Auch die üblichen Reinigungsarbeiten mussten wir Lehrlinge unter der Aufsicht von einer Frühstück-Chefin oder Abend -Chefin durchführen.In den ersten Wochen, durfte ich nach dem Frühstück der Gäste oftmals den Frühstücksraum bis zu dreimal durchsaugen, da es in den Augen meiner Vorgesetzten immer noch schmutzig war. Dazu gehörte auch abstauben, Fenster putzen, Besteck polieren, und, und, und. Bis die Zeit eben um war und man oft völlig erschöpft in den Feierabend ging. Ich persönlich fand dieses Verhalten oft als Schikane und oft kam ich an meine Grenzen, wo ich am liebsten alles hinschmeißen wollte.Ich war nie eine gute Kellnerin. Ich machte zwar alles was mir befohlen wurde, war aber nie der Stammtisch Quatscher oder diejenige die nach dem Feierabend mit Gästen noch was trinken ging. So stellte ich nach meiner Lehre schnell fest: Ich muss was anderes machen, also wechselte ich einfach in die Küche.Meine Anfänge als Küchengehilfin genoss ich sehr. Ich lernte so viele neue Dinge, Tricks, Tipps und ich liebte meine neue Tätigkeit so sehr, dass ich abends nicht einschlafen konnte.Keine Schlussdienste mehr sondern kochen, kochen, kochen. Ich lebte so richtig auf. Keine lästigen Gäste mehr, sondern nur im Hintergrund zu wirken war wie ein neues Leben. Plötzlich sah ich die Gastro mit ganz anderen Augen. Kann mich noch genau daran erinnern, wie ich meine erste Kochjacke gekauft habe. Ich war stolz als hätte ich einen Oscar bekommen.So machte ich eine Saison nach der anderen, ging nach Tirol, Deutschland und wollte noch viele andere Saisonen im Ausland verbringen.Wie es im Leben oft so ist, wurde ich im Jahre 1999 schwanger. Meine Freude hielt sich zu Anfang in Grenzen. Ich dachte, was mach ich den jetzt? Ich wollte das Kind haben, aber wie soll ich das mit der Arbeit nach der Karenz schaffen? Ich wollte nie mehr als Kellnerin arbeiten und halbtags in der Küche wird schwer.Im Juni 2000 bekam ich meinen Sohn Sebastian. Mein Stolz war unbeschreiblich groß, trotzdem hatte ich meine Bedenken wie es nach der Karenz weiter gehen sollte. Mein Sohn war damals 18 Monate, als ich mich auf die Suche machte eine Tagesmutter zu finden. Drei Frauen wurden mir vom AMS vorgeschlagen, denen ich natürlich eine Chance geben wollte. Die Tagesmütter waren aus dem ehemaligen Jugoslawien. Die eine meinte, als ich sie fragte wie sie ein Österreichisches Kind betreuen möchte: Es könnte ja nicht schaden, dem Kind eine andere Sprache zu lernen.Die Andere hatte eine Messi Wohnung, die Letzte war einfach zu teuer. Mit großem Glück fand ich eine Oma die ein paar andere Kinder auch noch betreute und der Keller einem einzigen Kindergarten glich. Also habe ich Sebastian zu der Oma gebracht.So begann für mich ein neuer Lebensabschnitt. Ab diesen Zeitpunkt war ich Zimmermädchen. Im ersten Betrieb war ich drei Jahre lang, habe 20 Stunden in der Woche gearbeitet und bekam dafür am Monatsende 527 Euro. Davon musste ich meine Tagesmutter bezahlen und leben sollten wir auch noch mit den ganzen Versicherungen und Auto was ich unbedingt brauchte, damit ich in die Arbeit komme. Mir blieben jeden Monat ca.100 - 200 Euro. Dank meiner Eltern brauchte ich zu dieser Zeit keine Miete bezahlen - wir durften auch ab und an mal essen bei ihnen.Die ganze Betreuung meines kleinen Sohnes und die Arbeit hätte ich nie ohne die Hilfe meiner Familie und Freunden geschafft.Viele Samstage musste Sebastian irgendwo verbringen, oft auch im Hotel, weil der Hausmeister oder Techniker so gnädig waren und meinen Sohn abholten damit ich weiter arbeiten konnte.Aus dieser Zeit als Zimmermädchen kann ich euch berichten, dass sich die Zeiten geändert haben. Zimmermädchen sind heute sogar im Service tätig, die den Lehrlingen im Restaurant sogar das Fensterputzen abnehmen, nein schlimmer sogar - auch die Reinigung der Böden wird vom House Keeping übernommen. Besteck polieren wird heute oft vom Abwäscher übernommen.Lehrlinge kommen in der Früh, machen das Nötigste, gehen in die Zimmer, kommen abends  um ca. 18.00 wieder und bleiben bis zum Schluss.Zimmermädchen sind das Letzte in einem Betrieb, oft auch die Hausdamen die sehr, sehr oft mitarbeiten müssen, weil es sonst von der Zeit einfach nicht anders zu bewältigen ist. Ein Ganztags-Zimmermädchen hat pro Tag im Schnitt zwischen 24-29 Zimmer zu bearbeiten, egal ob Abreise oder „nur“ aufräumen. Das ist die Realität.Meetings wo auch Hausdamen anwesend sein müssen, die mal Kleinlaut erwähnen, dass dringend Handtücher oder Kopfkissen benötigt werden, müssen oft feststellen, dass anstatt der Handtücher oder Kopfkissen jetzt ein neuer kostspieliger Teppich an der Rezeption liegt. Es kann sich wahrscheinlich auch keiner vorstellen wie schwer es ist mit einem Menschen zusammen zu arbeiten der der deutschen Sprache nicht mächtig ist. Man wird ja fast zum Pantomime-Experten, nur das einem das Gegenüber irgendwie versteht. Kein Witz. Auch habe ich erlebt, dass Weihnachtsfeiern im eigenen Haus stattgefunden haben.Nein, nicht in Form eines Buffet sondern, ein 4 Gänge Menü.Ich kann mich noch erinnern, dass ich an dem Abend nicht einen Menschen aus der Küche sah. Wird wohl ein Kostenfaktor gewesen sein. Nie habe ich erleben dürfen, dass bei einem Saison-Abschluss Essen jedem einzelnen Mitarbeiter die Hand gereicht wurde nur um Danke zu sagen.Ein Hotel besteht immer aus jeden einzelnen Mitarbeiter, sonst würde es nicht funktionieren. Angehende Direktoren, Chefs etc… müssten jede einzelne Abteilung absolvieren. Und das eine ganze Saison lang, sie sehen können was es bedeutet in dieser Abteilung zu arbeiten.Ich, ich habe mir ein dickes Fell zugelegt.

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Silvia Jelincic

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