EU-Geld erreicht KMU kaum - wo der Engpass wirklich liegt

(Artikel/Bericht & Kommentar zum EFSI Workshop im Haus der EU am 29.1.16 in Wien zum Thema Finanzierungsmöglichkeiten für KMU)

Laut der Präsentation von EFSI(European Fund for Strategic Investment)-Geschäftsführer Willhelm Molterer muss sich die EU verstärkt gegen negative Entwicklungen wie zu wenig Forschung & Entwicklung, weniger Investitionen, sinkende Wettbewerbsfähigkeit, bürokratische Hürden, geringes Wachstum und allgemeine Verunsicherung zur Wehr setzen – der sog. Juncker-Plan, intensivierte Strukturreformen und Investitionen in der Höhe von 325 Mrd Euro sollen u.a. abhelfen. Dabei soll auch ein Fokus auf Realwirtschaft, Startups, KMU/Midcaps gelegt werden. Sein EFSI soll dabei als Garant die Kreditvergabe der EIB (European Investment Bank) unterstützen.

Molterer beklagt aber konkret, dass in Österreich erst ein einziges EFSI-Projekt liefe, die Sanierung dreier Krankenhäuser in Wien. Das Kapital der EU würde die Startups und KMU kaum erreichen, Banken würden gemäß Basel III bestimmte Risiken nicht übernehmen wollen.

Als Chancen für die notwendige Kapitalausstattung kleiner aber hochinnovativer Projekte mit EU-Potential wurden genannt:

+ Gründung einer KMU-Börse,

+ Bündelung von Startup- und KMU-Projekten - damit gemeinsam die Untergrenze von 10 Mio Kreditbedarf überschritten werden kann

+ Hochklassiges Advisory (Beratung) für Investoren/Unternehmen durch den administrativen Dschungel am Weg zu Finanzierung und erfolgreichen Projekten

+ In Österreich Nutzung des AWS (Austrian Wirtschaftsservice) - hat eine Schlüsselrolle als Vermittler.

Erst ein Zusammenspiel von echter Innovationskraft, überzeugenden Businessplänen und kombinierte Nutzung der geeigneten Förder- und Kreditschienen könne zum Erfolg führen. Es wurden viele Ebenen der Beratung und Unterstützung durch EU-Institutionen, Staat, WKO, etc. genannt, insbesondere der im Aufbau befindliche EIAH (European Investment Advisory Hub), der dabei beraten wird, wie man den richtigen Zugang zu den verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten der EU schafft, welche Phasen in der Unternehmensentwicklung mit welchen Instrumenten am besten kombiniert gehören.

Kommentar Wolfgang Lusak: Der wahre Engpass liegt nicht in der offensichtlich sehr gewissenhaften und cleveren Strukturierung und Administration der EU-Finanzierungsförderung, sondern – viel früher – in den großen Schwierigkeiten von Startups/KMU in Österreich in der Startphase beachtet, anerkannt, zugelassen, genehmigt und gefördert zu werden. Weil etablierte, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Medien nahe stehende wirtschaftliche Interessengruppen und Lobbys dies behindern, um eigene – allerdings weniger innovative und geringeres EU-Potential habende – Produkte und Dienstleistungen nicht zu gefährden oder zu verlieren. Die tollen Ideen, Patente, Internationalisierungs-Versuche und Projekte von Startups und KMU kommen daher oft kaum in eine echte und professionelle Prototypen-, Lieferfähigkeits- und Test-Phase. Sie sind oft nicht imstande die zum Teil bremsenden vertikalen und horizontalen Kammer- und Verwaltungsstrukturen zu überwinden und für sie geeignete Kooperationen, Cluster und Lobbys aufzubauen. Dem Überbau der EU-Finanzierungshilfen muss ein Unterbau an Barrierefreiheit und professionellen Projekt-Strukturen gegenübergestellt werden. Naiven Erfindern und KMU aber, die nur darauf warten, dass ihnen Ideen mit hoch bezahlten Lizenzen und Exportwege ohne Eigeninitiative von anderen so einfach abgenommen werden, wird niemand helfen können.

Wolfgang Lusak

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