Das Bogenschießen als Hobbysport findet in den letzten Jahren zwar vermehrt Anhänger, ist aber nach wie vor weit davon entfernt, eine Trendsportart zu sein. Die meisten Menschen kennen den Bogensport nur aus dem Fernsehen, oder denken dabei an krumme Haselnussstöcke und Spagat aus ihrer Kindheit. Aus diesem Grund möchte ich hier diesen Sport, den ich seit rund zehn Jahren ausübe, ein wenig vorstellen und damit vielleicht dem einen oder anderen auf der Suche nach einem gesunden Sport, der obendrein Spaß macht, Anregung und Einstiegshilfe zu vermitteln.

Was es bringt...

Für den Körper:

Bogenschießen ist ein Ganzkörpersport. Es kräftigt vor allem die Rückenmuskulatur, wirkt sich durch die gespannte Haltung aber auch bis in die Arm- und Beinmuskulatur aus. Bogenschießen kann sowohl vorbeugend als auch lindernd bei Rückenproblemen und Verspannungen wirken.

Da auf jede Anspannung mit dem loslassen des Pfeils auch wieder eine Entspannung folgt, wird die Tätigkeit von den meisten Menschen als sehr angenehm empfunden.

Wichtig ist, vor allem am Anfang einen Bogen zu wählen der nicht zu schwer zu ziehen ist. Mehr dazu unten.

Neben dem Schießen an sich, legt man auch ganz passable Wegstrecken gehend zurück – Entweder beim Pfeile ziehen zwischen Scheiben und Abschussplatz, oder auf sogenannten 3D-Parcours in der Natur.

Alles in allem, kann man Bogenschießen wohl als anregenden, leicht kräftigenden Sport ohne übergroße Anstrengungen umschreiben.

Für den Geist:

Mindestens genau so positiv wie der Körper, wird auch der Geist beeinflusst. Man übt und lernt sich zu konzentrieren, ohne dabei innerlich zu verkrampfen. Das Bogenschießen zwingt einen von Anfang zur Selbstbetrachtung. Sucht und findet man den Fehler anfangs noch häufig im körperlichen Bewegungsablauf, entdeckt man schon bald auch den „Fehler im Inneren“ und lernt allmählich, eine adäquate, innere Haltung einzunehmen.

Für das Sozialleben:

Bogenschießen kann man sehr gut auch als Familiensport ausüben. Kinder haben in der Regel sowieso großen Spaß daran, aber auch ältere Menschen finden hier eine sehr gute Möglichkeit zu moderater, sportlicher Betätigung.

Des weiteren trifft man in diversen Vereinen und auf Bogenparcours natürlich immer wieder Gleichgesinnte und lernt neue Menschen kennen.

Wer aber will, kann diesen Sport selbstverständlich auch alleine ausüben.

Was man braucht und was es kostet...

Der Bogen:

Es gibt viele verschiedene Bogentypen, angefangen vom traditionellen Langbogen, der im Prinzip nicht mehr ist als ein Stock mit einer Schnur, über sogenannte Recurvebögen in unterschiedlichsten Ausführungen, bis hin zu high-end Compoundbögen, bei denen die Sehne über spezielle Rollen geführt wird.

Als gut geeignete Anfängerbögen gelten sogenannte Take-down Recurvebögen. Bei diesen sind die Wurfarme vom Mittelstück abnehmbar was unter anderem den Vorteil hat, im Laufe der Zeit auf höhere Zuggewichte umsteigen zu können, ohne auch das Griffstück neu kaufen zu müssen.

Solche – durchaus brauchbare Bögen - bekommt man zuweilen schon für knapp unter 100 Euro.

Achten sollte man auf das sogenannte „Zuggewicht“ eines Bogens. Dieses wird meist in Pfund angegeben und besagt, welches Gewicht auf den Fingern lastet, wenn der Bogen bis zu einer bestimmten Länge ausgezogen ist. Je höher das Zuggewicht, desto schwerer ist der Bogen zu spannen. Welches Zuggewicht für einen geeignet ist, hängt natürlich von der körperlichen Verfassung ab. Man findet im Internet Tabellen bezüglich Alter/Körpergröße/Sportlichkeit und empfohlenem Zuggewicht, aber diese sind mit Vorsicht zu genießen und nur als grobe Richtlinie zu verstehen.

Bevor man einen Bogen kauft, sollte man sich im Fachhandel oder auch in einem Verein beraten lassen und unterschiedliche Bogentypen und Zuggewichte ausprobieren um zu sehen, was einen persönlich am besten liegt.

Hierbei sollte man aber auch bedenken, dass es einem mit zunehmender Übung leichter fallen wird, den Bogen zu spannen, da man ja die dafür notwendige Muskulatur aufbaut sowie die Technik an sich lernt.

Die Pfeile:

Im Gegensatz zum Bogen, den man meist sehr lange verwenden kann und dabei nur ab und zu eine neue Sehne oder Pfeilauflage benötigt, sind die Pfeile wahrscheinlich der empfindlichste Kostenpunkt.

Im Groben gibt es Pfeile aus Holz, Aluminium und Carbonfaser, wobei letztere im Hobbybereich am weitesten verbreitet sind und das beste Preis-Leistungsverhältnis aufweisen. Carbonpfeile verbiegen sich im Gegensatz zu Aluminiumpfeilen nicht und brechen, oder richtig „zerfasern“, im Gegensatz zu Holzpfeilen erst bei wirklich harten Fehlschüssen gegen Holz oder Stein.

Einen brauchbaren Carbonpfeil der für den Anfang auf jeden Fall genügt, bekommt man ab etwa 7 Euro pro Stück. Spitzen, Federn und Nocken lassen sich bei Verschleiß ersetzen und kosten nicht die Welt. Solange man das Ziel trifft, hält der Schaft recht lange. Problematisch wird es dann, wenn man auf 3D- Parcours schießt, wo neben den Zielen auch gerne mal Steine und Bäume sind, oder der Pfeil nach einem Fehlschuss ins Dickicht unauffindbar bleibt.

Wer also aufs Geld schauen muss, sollte sich erst mal an der mit Pfeilfangnetz abgesicherten Scheibe eine gewisse Treffsicherheit antrainieren.

Notwendiges Zubehör:

Auf keinen Fall fehlen sollte ein Armschutz für den Bogenarm, da gerade Anfängern gerne mal die Sehne gegen den Unterarm schnellt. Genau so wichtig ist ein Fingerschutz für die Sehnenhand um Schwielen oder Abschürfungen auf den die Sehne ziehenden Fingern zu vermeiden. In der einfachsten Ausführung bekommt man beides zusammen für unter 10 Euro zu kaufen.

Weiteres Zubehör wie Zielvorrichtungen, spezielle Pfeilauflagen, Auslöser, Stabilisatoren etc. kann man je nach Bogentyp verwenden. Was man davon benötigt und was es kostet, hängt davon ab, für welche Form des Bogenschießens man sich entscheidet und welche Ansprüche man an das Material stellt.

Wo und worauf man schießen kann:

Wenn man ein geeignetes Grundstück hat, kann man sich eine Zielscheibe im eigenen Garten aufstellen. Langlebige, geeignete Ziele bekommt man ab etwa 100 Euro, wobei das Zuggewicht des Bogens eine wesentliche Rolle für die Eignung spielt.

Hierbei ist auf jeden Fall sicher zu stellen, dass der Pfeil bei einem Fehlschuss keine anderen Menschen oder Tiere gefährden kann. Achtung! Pfeilfangnetze alleine stellen keinen hundertprozentigen Schutz dar, da sie mit der Zeit löchrig werden oder ein Pfeil aus anderen Gründen trotzdem durchgehen kann.

Das Beste ist oft, sich einen Verein/ Bogenschießplatz/ Bogenhalle/ 3D-Parcour in der Nähe zu suchen und dort zu trainieren. Die Mitgliedsbeiträge oder Benutzungsgebühren kommen meist billiger als eigene Ziele und kaputt geschossene Pfeile, weil man statt der Scheibe mal wieder die eigene Hauswand getroffen hat. Außerdem findet man in Vereinen eigentlich immer jemanden, der einen bei Fragen weiterhelfen kann und man kann sich auch einiges von erfahrenen Schützen abschauen.

Zwei wesentliche Formen des Bogenschießens:

Man kann ganz grob in zwei Formen des Bogenschießens unterteilen.

Die erste Form ist ein eher „technisches“ Schießen, bei dem über eine Zielvorrichtung das Ziel anvisiert wird. Zum Einsatz kommen hier in der Regel Compoundbögen oder Recurvebögen, beide häufig mit weiteren, technischen Anbauten. Hierbei muss man sich neben der Schusstechnik auch viel mit der Bogentechnik auseinandersetzen. Zielvorrichtungen einstellen, Komponenten aufeinander abstimmen etc. …

Die zweite Form ist ein mehr oder weniger „intuitives“ Schießen, bei dem auf Zielhilfen verzichtet und meist keine, oder nur einfache Pfeilauflagen verwendet werden. Der Schütze schaut hierbei über die Pfeilspitze ins Ziel und versucht es zu treffen – Was mit etwas Übung meist erstaunlich schnell tatsächlich gelingt. Für diese Form kann man im Prinzip jeden Bogentyp verwenden, aber am häufigsten kommen hier Langbögen, sowie verschiedene Recurvebögen ohne Anbauten zur Verwendung.

Was einen persönlich mehr anspricht und Spaß macht, muss man einfach für sich selbst entscheiden.

Wie man Bogenschießen lernt:

Man sollte sich die Grundtechnik auf jeden Fall von anderen, erfahrenen Bogenschützen zeigen lassen. Zuweilen werden auch Workshops angeboten und man kann sich natürlich auch im Internet Videos und Beschreibungen ansehen oder Bücher zum Thema lesen.

Am Anfang ist es aber gut, wenn man jemand hat der zusieht und einen auf grundlegende Fehler aufmerksam macht.

Was in weiterer Folge die „Feinheiten“ der Schießtechnik betrifft, sollte man offen für Vorschläge bleiben, diese aber nicht als in Stein gemeißelte Regeln betrachten. Jeder Bogenschütze entwickelt mit der Zeit andere „Feinheiten“ die ihm dabei helfen das Ziel zu treffen.

Wie so oft gilt auch beim Bogenschießen der Spruch: „Übung macht den Meister.“

Zu verbissen sollte man dabei jedoch nicht vorgehen – Im richtigen Moment loslassen lernen ist Teil des Bogensportes.

Sicherheit:

Die Sicherheit hat beim Bogensport immer an vorderster Stelle zu stehen. Es sollte eigentlich unnötig zu erwähnen sein, aber als Auffrischung für den gesunden Menschenverstand trotzdem noch die wesentlichsten Punkte.

.) Ziele niemals, auch nicht zum Spaß und auch nicht mit nicht gespannten Bogen auf andere Menschen oder Tieren.

Auch ein Pfeil der von einem Bogen mit geringem Zuggewicht abgeschossen wurde, kann schwere und tödliche Verletzungen verursachen.

.) Schieße niemals senkrecht in die Höhe.

.) Schieße niemals, wenn sich hinter oder neben dem Ziel oder entlang der Flugbahn des Pfeiles andere Menschen oder Tiere befinden.

Bedenke, dass Pfeile in den unmöglichsten Winkeln von Zielen abprallen und danach noch sehr weit und mit hoher Geschwindigkeit fliegen können.

.) Halte dich auf Bogenschießplätzen/ 3D-Parcours unbedingt an die ausgeschilderten oder von den Verantwortlichen mündlich mitgeteilten Verhaltensregeln.

Schieße ausschließlich von den gekennzeichneten Stellen und auf die ausgewiesenen Ziele.

Begehe 3D-Parcours nicht gegen die angegebene Marschrichtung.

Wenn du hinter Pfeilfangnetzen oder im Dickicht hinter Zielen auf Pfeilsuche bist, sollte am besten jemand anderer am Abschussplatz warten und nachkommende Schützen informieren. Bist du alleine unterwegs, dann lehne zumindest deinen Bogen gut sichtbar an das Ziel um nachkommende Schützen auf dich aufmerksam zu machen.

.) Siehst du andere Bogenschützen die gegen diese Regeln verstoßen, dann mache sie höflich auf ihr Fehlverhalten aufmerksam. Wenn das nicht hilft, wende dich an die Verantwortlichen.

Soweit also einmal in ganz groben Zügen das Grundsätzliche zum Bogensport.

Die Einstiegsschwelle mag aufgrund der notwendigen Anschaffungen und aufgrund des Fehlens geeigneter Angebote in nächster Nähe höher sein als bei anderen Sportarten. Trotzdem lohnt es sich, in diesen Sport zumindest einmal hinein zu schnuppern.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 06.02.2016 18:57:09

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