Die "Zivilgesellschaft" spielt Moral-Elite

Wenn heute ein politischer Kommentator als besonders intellektuell wahrgenommen werden will und er sich fest im Juste Milieu verankern möchte, dann darf in seinen Texten und Reden keinesfalls das Wort "Zivilgesellschaft" fehlen. Sobald ein Publizist diesen Begriff in einen Aufsatz einflicht, hat er schon fast den Leitartikel-Platz gewonnen.

Eine Definition

Doch was oder wer ist eigentlich diese Zivilgesellschaft, die von den medialen Mahnern und den stets besorgten politischen Kritikern des Status quo in Permanenz mit erhobenem Zeigefinger beschworen wird? Wen meinen diese Leute, wenn sie pathetisch die Zivilgesellschaft anrufen und uns im Brustton der Überzeugung mitteilen, dass diese wackere Gesellschaft den überall anschwellenden rechten Strömungen nicht weichen werde?

Der Begriff "Zivilgesellschaft" war bis vor kurzem unverdächtig, eine politische Schlagseite zu haben. Die societas civilis war schon in der Antike bekannt und man meinte damit grundsätzlich jenen Teil der Gesellschaft, der von den freien Bürger gebildet wurde. Im weiteren Sinne bezeichnet(e) man mit dem Ausdruck alle Bürger, die nicht zur Verwaltung und nicht zu den Behörden oder zur Armee gehören. Ganz allgemein wurde der Begriff auch gerne für die Gesellschaft als Ganzes verwendet.

Stille Begriffsumdeutung

Doch das ist seit einiger Zeit anders geworden. Wer heute "Zivilgesellschaft" sagt, will exklusiv sein und schließt damit nicht mehr alle zivilen Staatsbürger mit ein, sondern meint nur noch die guten Bürger - nämlich jene, die sich definitiv als "nicht rechts" deklarieren und die von ihren Kritikern auch etwas abfällig als die Gutmenschen kategorisiert werden. Laut Mainstreammedien und den dort ansässigen Kommentatoren kann nur derjenige ein Mitglied der Zivilgesellschaft sein, der Haltung zeigt und sich als migrationsfreundlich, Brüssel-affin und anti-national geriert. Patrioten, Konservative, Traditionelle oder gar sich selbst als "Rechte" bezeichnende Menschen können per definitionem heute nicht (mehr) Teil dieser elitär daherkommenden und sich im Besitz der moralischen Deutungshoheit wähnenden Zivilgesellschaft sein.

Klein, aber laut

Die zahlenmäßig vergleichsweise recht kleine Zivilgesellschaft tritt verhältnismäßig laut auf, weil sie in den öffentlich-rechtlichen Medien willige Verstärker findet und von den zahlreichen linksideologisch geprägten Propagandisten in den diversen Redaktionen massiv unterstützt wird. Die neue Zivilgesellschaft versteht sich als Fahnenträger der sogenannten Weltoffenheit und sie möchte jene paneuropäische Ideologie vermitteln, die in Deutschland noch immer die veröffentlichte Meinung beherrscht und die in Österreich die oben zitierte Haltung in Form des "Widerstandes" gegen die ach so rechte Regierung bildet.

Woher kommen diese "Guten"?

Die Zivilgesellschafter rekrutieren sich aus allen Lagern. Es eint sie der Tugendstolz und das dahinterstehende Gefühl, moralisch a priori im Recht und daher dem tendenziell eher konservativ-traditionell eingestellten Volk haushoch überlegen zu sein. Dieses Überlegenheitsgefühl geben die Zivilgesellschafter natürlich nie zu, denn sie verstehen sich als zum Vorbild berufen und sie verkörpern in ihrem Weltbild gewissermaßen einen höheren Auftrag, den das Volk nur noch nicht verstanden hat, weil es ständig von den bösen Rechtspopulisten verführt wird.

In Deutschland sind es die Grünen, die SPD und Teile der Merkel-CDU, die sich als die neue Zivilgesellschaft fühlen und in dieser Rolle auf die anderen dementsprechend arrogant herabblicken. In Österreich sind es ebenfalls die Grünen, die zwar zur Zeit ein ausserparlamentarisches Dasein führen und dort Selbstfindung betreiben, aber nichtsdestotrotz mit ihren vom vielen Wackeln schon ganz wunden Zeigefingern weiterhin vor den grässlichen Folgen der rechten Regierungspolitik warnen. Im österreichischen Parlament sind es sämtliche Oppositionsparteien, die nicht müde werden, die rechten und nationalistischen Untaten von Kurz, Kickl, Strache und Co anzuprangern und die neue Zivilgesellschaft zu fördern.

Last not least sind es wie erwähnt die Moderatoren und Kommentatoren in den öffentlich-rechtlichen Medien und in den noch immer so bezeichneten Qualitätszeitungen. Ohne Unterlass und unter ständiger Anrufung der von ihnen längst heilig gesprochenen neuen Zivilgesellschaft singen sie das Lied von der besseren linken Welt, die ohne Grenzen auskommt - und in der sich dann die betulichen Moralisten aller Lager wie weiland Nietzsches letzte Menschen wissend zublinzeln werden.

7
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

harke

harke bewertete diesen Eintrag 22.11.2018 20:58:41

Frank und frei

Frank und frei bewertete diesen Eintrag 22.11.2018 18:17:40

pirandello

pirandello bewertete diesen Eintrag 22.11.2018 16:01:51

Zaungast_01

Zaungast_01 bewertete diesen Eintrag 22.11.2018 01:55:33

philip.blake

philip.blake bewertete diesen Eintrag 21.11.2018 23:21:56

Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 21.11.2018 23:03:21

gloriaviennae

gloriaviennae bewertete diesen Eintrag 21.11.2018 21:55:56

5 Kommentare

Mehr von Marcus Franz