The Donald vs. The Dummy oder: Der amerikanische Vorwahlkampf

Ich bin derzeit in den USA. Das wäre nicht unbedingt weiter erwähnenswert, wenn, ja wenn nicht gerade der Vorwahlkampf der Republikaner auf Hochtouren laufen würde. Allen, die sich jetzt fragen, „was interessiert mich schon der VORwahlkampf der republikanischen Partei in den USA, wenn Hillary Clinton eh Präsidentin wird?”, muss ich mitteilen, dass uns Deutsche und Europäer dies nicht nur interessieren, sondern sogar schockieren sollte. Die gute Nachricht: Es ist längst nicht raus, dass Hillary Clinton gewinnt. Ja, das ist die gute Nachricht. Denn die schlechte Nachricht ist: Vor einigen Monaten haben die republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump („The Donald“) und Dr. Ben Carson („dummy“, zu deutsch: Dummkopf oder Dummerchen) die Wahlbühne betreten und sind mittlerweile Hillarys schärfste Herausforderer.

In den USA veranstalten alle Parteien vor der eigentlichen Präsidentschaftswahl eine Vorwahl, in der Parteimitglieder vorab über den jeweiligen Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei abstimmen. Wer diese Vorwahlen gewinnt, tritt dann im richtigen Wahlkampf an. Während sich bei den Demokraten eigentlich alle auf Hillary geeinigt haben, gibt es bei den Republikanern über 10 mehr oder weniger ernstzunehmende Vorkandidaten. Zwei davon quälen derweil alle, denen noch irgendwo ein Stück Vernunft in den Knochen steckt: Der Donald und das Dummerchen.

Donald, Dummerchen, am Dümmsten

Donald hat sich dadurch herausgetan, dass er lauter als sein Disney-Namensvetter quakt und eine hohe Mauern zwischen Mexiko und den USA bauen lassen will. Donald will dafür glatt Milliarden von Dollar hinblättern - weil Mauern ja immer so sinnvoll sind, wie uns unter anderem auch die deutsche Geschichte lehrt. Argumentation: Er weiß ganz sicher, dass fast alle Mexikaner Drogenhändler und Vergewaltiger sind, während er vermutet, dass es irgendwo, ganz versteckt, auch einige Ausnahmen gibt.

Dummerchen hingegen hat bislang gleich drei sehr intelligente Behauptungen aufgestellt:

1. Muslime können in den USA nicht Präsident werden, da das nicht mit der amerikanischen Verfassung vereinbar sei.

– Zur Hintergrundinformation: Es ist wohl eher der sehr christliche Doktor Carson, der nicht mit der Verfassung vereinbar ist. Diese besagt nämlich klipp und klar: Religion ist Privatsache und hat mit der amerikanischen Politik nichts zu tun.

2. In einem Interview, in dem es um die SCHULDENdecke der USA ging, bestand Dummerchen darauf, dass er den ETAT als Präsident nicht weiter erhöhen will. Der Moderator versuchte ihm mehrmals zu erklären, dass Schulden und Ausgaben nicht das gleiche sind – vergeblich.

3. Dummerchen ist außerdem der ganz festen Überzeugung, dass Hitler und die Nazis niemals in Deutschland so einflussreich gewesen wären, wenn – und jetzt kommt's – wenn die Deutschen alle eine Waffe gehabt hätten.

Zu diesen zwei Schmuckstücken politischen Wissens und diplomatischer Finesse müsste es eigentlich nichts mehr zu sagen geben als „next please!“ ABER, und das ist das furchterregende Aber, die Amerikaner sind begeistert. Die meisten von ihnen zumindest. Sie applaudieren, toben und reisen 2.000 Kilometer, nur um diese beiden Kandidaten zu sehen. Donald, The Donald, Trump ist laut Umfragen der erste Anfechter auf den republikanischen Kandidatenthron, dicht gefolgt von Dummerchen Ben Carson. Der charmante Jeb Bush aus dem Bush-Clan sowie der smarte Marco Rubio haben nicht den Hauch einer Chance gegen diese beiden Donnerwinde. Genau das ist das Erschreckende! Der amerikanische Wahlkampf ist zu einer Farce geworden, in dem der Kandidat gewinnt, der die beste Showeinlage, das beste Reality-TV bietet. Journalisten geben den Kandidaten vorab abgesprochene Fragen, keiner hinterfragt auch nur eine Aussage kritisch. Das Volk feiert derweil seine Helden, „die endlich das sagen, was wir alle denken“

Das Schreckensszenario und warum uns das alle etwas angeht

Man stelle sich nur einmal vor, der Donald sei Präsident und was seine Mauer für die amerikanische Wirtschaft bedeuten würde. Oder man stelle sich vor, Dummerchen müsste mit Iran die nächsten Schritte des Atomabkommens verhandeln. Und dann stelle man sich einmal vor, was das für Europa, Deutschand und die Welt bedeuten würde! Genau!

Deshalb geht uns dieser Vorwahlkampf alle etwas an und es ist erschreckend, dass niemand laut schreiend auf die Straße rennt, protestiert und den Donald und das Dummerchen als das entlarvt was sie sind: Viel Lärm und nichts dahinter.

Die einzige Hoffnung die bleibt, ist, dass am Wahltag die amerikanischen Couchpotatoes, die Trump und Carson jetzt so laut zujubeln, es einfach nicht von ihrem Sofa zu den Wahlurnen schaffen.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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