„Zweitausendfünfzehn“ – angezockt:

Festhalten, es ist fast so weit! Wir haben „Das Jahr 2014“ bald durchgespielt, aber es wartet schon der nächste Kracher auf uns! Die mit Vorschusslorbeeren und Durchhalteparolen überhäufte Fortsetzung „Zweitausendfünfzehn – the new Year“ (kurz: „2015“) steht in den Startlöchern und die Menschen rund um den Planeten sind schon heiß darauf, dieses Highlight mit einem großen Knall zu begrüßen. Aber: Lohnt sich das überhaupt? Was erwartet uns bei diesem neuen „Action-Egoshooter-Social-Politik-Drama-Game“ eigentlich? Auf was Ihr Euch einstellen müsst und was alles in „2015“ auf die Live-Zocker wartet, könnt Ihr hier in meinem Vorbericht lesen.

Wie auch beim Vorgänger „2014“ wird in der neuen Version kein Controller benötigt. Das hat natürlich zum Vorteil, dass alle erdenklichen Charaktere in das Spiel einsteigen können, ohne dass man erst mühsam schauen muss, ob noch ein Gamepad-Anschluss frei ist. Gut gelöst wurde hier auch, dass es wieder ganz egal ist, woher ein Mitspieler stammt. Trotz zahlreicher Proteste von Spielern aus minderbemittelten Randgruppen, hat der Herausgeber von „2015“ sich entschlossen, wieder eine „One-World“-Edition herauszugeben. Im Klartext bedeutet das, dass es volkommen egal ist, welchem Land oder welcher Religion ein Mitspieler angehört, er kann jederzeit einem laufenden Spiel beitreten und genießt dabei absolute Gleichberechtigung. Wir haben jetzt ja schon kurz den Herausgeber angeschnitten, nun ist es auch an der Zeit, seinen Namen zu nennen. Hinter dieser Fortsetzung steckt natürlich wieder „Gottgame“, was für die eingefleischten Spieler natürlich keine Überraschung darstellt. Lustig auch: bis heute ist der Firmensitz der Game-Schmiede immer noch unbekannt, was in Anbetracht der vielen Live-Game-Fans wahrscheinlich auch besser so ist.

Aber kommen wir zum Wesentlichen, der Vorschau auf „2015“. Eines kann man wohl vorausschicken, die Fortsezung beginnt da, wo der Vorgänger aufhört, ganz egal auf welchem Teil der Landkarte man zu zocken beginnt. Auf Grund meiner Wohnsituation habe ich mich beim Anzocken für Europa entschieden, um noch mehr Realität in das Spiel und in meinen Vorbericht zu bringen. Wie gesagt, wir beginnen beim Ende von „2014“. Die Wetter-Futures sind auch bei Spielstart von „2015“ auf „extra-cold“ eingestellt, heißt also: warm anziehen und auf Schneegestöber gefasst sein. Die ersten Spieltage des Games verlaufen auf Grund der interaktiven Feiertage relativ ruhig, aber dann geht es zum ersten Mal richtig los! Der Osten der Europäischen Spielkarte versinkt in fast schon gewohnten Streitereien und andere Länder sind dabei sich einzumischen, ohne Aussicht darauf die Situation in irgendeiner Weise zu verbessern. Sorry – aber das ist leider schon der erste Rückschlag und als Gamer kann ich nur mit einem Fingerzeig an den Herausgeber sagen: Es nervt!

Weiter gehts ins nächste Level. Während in Teilen der afrikanischen Landkarte immer noch gegen Ebola gekämpft wird, bekommen einige Regierungen im Europagebiet weder eine Steuerreform, noch eine Autobahnmaut zustande. Zudem wird auch „Die Pleite Griechenlands“ wieder ein Levelthema. Der ein oder andere Zocker mag sich hier denken „Spiele ich hier doch noch 2014?“. Und auch ich musste beim Anspielen zwischendurch mal auf die Glitzerhülle des Nachfolgers schauen, um sicherzugehen, dass ich an der Fortsetzung daddle. Tut mir leid, Ihr lieben Gaming-Freaks, es wird nicht besser! Die nächsten Spielmonate kann man getrost überspringen, denn es passiert nichts positives und selbst das Wetter bleibt schlecht. Viele wichtige Entscheidungen aus der Politik werden hinausgezogen und als dann im Spielmonat Mai auch noch der FC Bayern zum erneuten Deutschen Fußballmeister ernannt wird, fragt man sich schon, ob der Herausgeber nicht etwas mehr Kreativität in seine Entwicklung hätte legen können.

Kurz darauf kommt endlich Bewegung in die Sache! Das Ebolavirus schwappt auf den europäischen Teil des Spieles über und es gibt einige Verdachtsfälle in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Wärend Letztgenannte durch konsequentes Handeln die Situation schnell wieder unter Kontrolle bringen und dabei auch noch ein großes „Medipack“ nach Afrika schicken, bleiben die Gamer der übrigen Staaten weiter nur neutrale Betrachter. Immerhin: Neue Durchhalteparolen und das gegenseitige Zuschieben von Verantwortung sorgt für etwas Abwechslung, das aber auch nur, weil der Ton gegenüber dem „2014“er Game rauer wird.

Still wurde es hingegen rund um das Thema Syrien und Irak und dem damit verbundenen Terror durch den islamischen Staat. Was in „2014“ eine Garantie für Action-Gameplay war, verschwindet in „2015“ fast komplett von der Bildfläche, nicht zuletzt deswegen, weil der Kampf aussichtslos erscheint. Was mit dem Ende von „2014“ als erledigt galt, ist Mitte „2015“ total außer Kontrolle geraten und wird daher im Game „unter den Teppich gekehrt“. Aber diese Eigenschaft haben wir in diesem Spiel ja schon öfter kennengelernt.

Im Themengebiet Lifestyle steht „2015“ dem Vorgänger in nichts nach. Über das ganze Spieljahr, was im übrigen wieder in Realtime abläuft, mangelt es nicht an lustigen und kuriosen Anekdoten von Spiel-Prominenten. Während immer mehr „Gangster-Rapper“ ihre Frauen verprügeln, haben „Die Geissens“ schon mehrere Inseln gekauft, einige nur um die Schuhe der Mutter und Ehefrau unterzubringen. Der einzige Promi, der in „2015“ fehlt, ist Justin Biber. Aus Insiderkreisen der Gaming-Welt hört man immer wieder, dass der Herausgeber die Hoffnung in Justin aufgegeben hat und deswegen seinen Vertrag nicht verlängerte. Der Verlust hält sich in Grenzen und tut der Spielfreude keinerlei Abbruch. Sollte es auch noch ein „2016“ geben, wünsche ich mir als Zocker allerdings auch, dass „Die Kardashian“ keine weitere Spielrolle bekommt. Ihre nervige und aufdringliche Art ist auch in „2015“ zu viel des Guten. Dennoch lässt sich sagen: Das Thema Lifestyle sorgt in „2015“ für Ablenkung von größeren Problemen. Guter Trick, Gottgame!

Es geht auf den Herbst zu, zumindest in unserem Spiel. Und man mag es nicht glauben, aber es gibt einen handfesten Skandal! Im Abspann von „2014“ war ein drohender Cyberkrieg zwischen den USA und Nordkorea zu sehen, welcher in „2015“ nochmals voll aufblüht. Nachdem die Amerikaner mit dem Film „The Interview 2 – reloaded“ weiter provozieren, entschließt sich Kim-Jong-Un zum Gegenschlag über das Internet. Die Folgen sind verheerend und einige US-Staaten sind tagelang ohne Strom. Doch viel schlimmer für die Bürger ist der damit einhergehende Ausfall der sozialen Medien, welcher in der Folge auch Europa trifft. Der mangelnde Zugriff auf Facebook, Twitter und Co. sorgt für einen drastischen Anstieg der Gewalt und man bekommt das Gefühl, dass sich das Game in einen rasanten Ego-Shooter verwandelt hat. Kleiner Tipp: Ihr solltet vorsorgen – dafür hat das Spiel zwei Möglichkeiten vorgesehen. Entweder Ihr reduziert rechtzeitig Euren Social-Media-Konsum, oder (und bei weitem effektiver) Ihr kauft Euch im „Baumarkt-Store“, welchen Ihr auf Eurer Karte finden, ein Notstromaggregat.

Was vor Jahren noch ein wichtiger Punkt der Spieleserie war, findet in „2015“ nur noch beiläufig statt. Es geht um das Thema Bildung bzw. Bildungspolitik. Im Spiel „2015“ hat die Regierung eingesehen, dass es keine umsetzbare Lösung auf diesem Gebiet gibt und inzwischen denkt man darüber nach, nur noch sogenannte „Lern-Apps“ kostenlos zur Verfügung zu stellen und dafür Einrichtungen wie Schulen oder Universitäten in Einkaufszentren umzuwandeln. Wärend der Gamer in vorangegangenen Episoden des Spieleklassikers noch auf die Straße gehen konnte um gegen mangelnde Ausbildung zu demonstrieren, ist eine derartige Kundgebung in „2015“ nur noch möglich, wenn sie sich gegen Ausländer richtet. Ich als Vorab-Tester sage: Langweilig!

Interessant ist allerdings das Ende des Spiels. Zum üblichen Geplänkel in der Weihnachtszeit gesellen sich Diskussionen über die Legalisierung von Marihuana, da die europäischen Staaten nahezu pleite sind und dies als gute Einnahmequelle erachtet wird. Naja – hier muss sich jeder sein eigenes Urteil bilden.

Besonders zu erwähnen bleibt noch der Abspann von „2015“ und ich hoffe, hier nicht zu viel zu verraten. Die Bilder zeigen die allgemeine Raketenstimmung zum Jahreswechsel und ein Land, das besonders in Stimmung ist einen Kracher zu zünden. Russland fühlt sich von andauernden Provokationen und einseitigen Berichterstattungen vor den Kopf gestoßen, aber wohin wird sie fliegen, die „Spezial-Silvester-Rakete“? Es riecht nach Fortsetzung!

Fazit: „Zweitausendfünfzehn“ ist ein typisches Spiel aus der Gottgame-Produktion mit immer wiederkehrenden Ereignissen und Katastrophen. Jedes Jahr zeigt sich die Welt ein kleines bisschen schlechter und ehrlich gesagt ist auch „2015“ nicht der totale Gaming-Knaller. Trotzdem ist davon auszugehen, dass auch dieses Spiel die Verkaufsrekorde brechen wird, was sicher auch mit dem allgemeinen Konsumwahnsinn zu tun hat. Lob kann man dem Spiel geben für seine Grafik, tolle Farben und in gewohnter 3D-Qualität. Punktabzug gibt es aber für die mangelnden Speichermöglichkeiten, die einige noch lebende Gamer aus dem Zweiten Weltkrieg und viele andere schon seit langem herbeisehnen. Damit wäre es möglich, nach einem kapitalen Fehler nochmal neu zu beginnen und bessere Entscheidungen zu treffen. Der Herausgeber lässt sich hier leider nicht belehren. Schade!

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Kristallfrau

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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