Das Meer glitzert und die Yacht spielt mit den leisen Wellenbewegungen. Der Champagner im eisgekühlten Glas scheint mit um die Wette tanzen zu wollen.

Es klopft an der Tür. Der Zimmerkellner rollt mit gekonnten Bewegungen den Frühstückswagen in die Hotelsuite und öffnet die Vorhänge zur Terrasse mit Meerblick.

Der Maybach wird vorgefahren und darin duftet es ein bisschen nach Moschus und Zeder. Auf der Küstenstraße fährt er sich am Besten. Klimaanlage und Musik machen das ihre zum Blick auf den Horizont.

Gibt es den Manolo Blahnik auch in türkis?

Eines Tages, denkt das Mädchen, will ich auch so leben. Die Welt soll mir gehören und ich will mir all das kaufen.

Das Meer glitzert und das Schlauchboot bewegt sich mit unkontrollierbaren Bewegungen durch die Nacht. Es ist still, nur das Wimmern eines Babys ist zu hören.

Die Schlange für die Essensausgabe ist lang. Es gibt bestimmt Reis oder Nudeln. So wie an jedem anderen Tag auch. Schade, dass es nicht so schmeckt wie damals bei der Großmutter, die mit wenigen Safranfäden und eigenem Olivenöl wunderbare Geschmackserlebnisse zaubern konnte.

In dem vorgefahrenen Bus riecht es nach Schweiß und Öl. Wohin die Reise wohl diesmal geht? Den Kopf nur ein paar Minuten auf den Plastiksack gebettet, gefüllt mit den letzten Habseligkeiten. Vielleicht geht es ein wenig zu schlafen?

Das macht nichts, dass die Schuhe ausgetreten sind. Sie haben wenigstens keine Löcher in der Sohle.

Eines Tages, denkt das Mädchen, will ich wieder zur Schule gehen. Und Ärztin werden. Die Welt soll mir gehören und ich werde allen Menschen helfen.

»Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, dass man neue Landschaften sucht, sondern dass man mit neuen Augen sieht.« Marcel Proust

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