Im März sind Wahlen. Wir geben unsere Stimme ab - aber wir erheben sie nicht. Sind wir danach wieder still?

Die Welt polarisiert uns. Die Systeme laufen aus dem Ruder. Die Menschen in Deutschland sind unzufrieden. Entweder mit der Politik von Frau Merkel oder mit der Politik der Gegner von Frau Merkel.

Die Menschen wollen sich entweder verschliessen oder öffnen. Die Gesellschaft ist gespalten in gut und böse, in rechts und links, in freundlich und unfreundlich. Es muss nur jemand irgendwo außerhalb eines Kreises von Gleichgesinnten seine Meinung äußern - schon wird er mundtot gemacht, beleidigt, von oben herab behandelt und kaltgestellt. Besonders die sozialen Medien sind ein Spiegel der Gesellschaft. Schnelllebig und völlig hysterisch fallen die Menschen übereinander her.

Dazwischen gibt es viele Grauzonen. Doch vielen gemein ist diese diffuse Gefühl, dass sich etwas ändern müsste. Nur: was und wie? Es gibt zu viele wirtschaftlichen Abhängigkeiten. Das Kapital steuert unser Geschick. Viele Menschen haben Angst um ihre Existenz. Wir bezeichnen die Globalisierung als abstrakten Feind unserer Weltordnung, dabei haben wir noch nicht einmal einen Gegenbegriff dazu. Was genau ist unser Problem?

Es gibt Theorien, dass sich die wenigen sehr Mächtigen der Welt vereint und verschworen haben, um die Welt der Unterdrückten zu manipulieren oder zu zerstören. Die Frage, wer denn diese mysteriösen Zirkel bildet, ist nachvollziehbar und interessant - aber es wird uns nichts bringen, denn wir werden deren Absichten nicht ändern. Deren Vorhaben könnte man auch mit keinem Widerstand der Welt aufhalten, wenn sie es nur wollen und die Mittel, den Einfluss - das Geld - dafür haben.

Der Ruf nach mehr Demokratie steht im Raum. Die einen verstehen darunter, nur ihre eigene Weltanschaung zu realsieren und die anderen, allen Sichtweisen gerecht zu werden. In der Demokratie ist "Politik" das "Dienen am Volke" - ursprünglich definiert als Ehre und nicht gegen Bezahlung.

Wie erleben wir Politik heute? Im besten Fall kann jemand in der Politik etwas verändern, etwas anstoßen. Am Anfang versuchen das sicher viele. Nur der Weg nach oben verlangt viele Anpassungen und gespielt wird letztendlich ein bekanntes Spiel: Stimmen fangen, mehr werden, Macht haben. Macht lebt von Gegnern und den Abhängigkeiten vom Herrschaftssystem. Es gibt dabei nur wenige Gewinner. Und an oberster Ebene angekommen, bleiben die anfänglichgen Ideale auf der Strecke. Wir sagen dann:"Die Politiker haben den Kontakt zum Bürger verloren."

Wahrscheinlich sind wir uns einig darin, wenn wir sagen, dass die derzeitigen Politiker einen Beruf ausüben, aber nicht mehr aus der anfänglichen Berufung handeln. In vielen Teilen der Bevölkerung ist der Beruf "Politiker" nicht besonders hoch angesehen und fast jeder ist der Überzeugung, dass die Politiker nicht frei entscheiden können, sondern der Parteiraison unterliegen.

Brauchen wir für den Neubeginn dann wirklich Parteien?

Zur Entstehungszeit der Parlamente waren Parteien meist nur lockere Vereinigungen, die vor allem kurz vor Wahlen tätig wurden, um Kandidaten zu unterstützen.

Brauchen wir heute noch die Aufsplittung in verschiedene Gruppen? Brauchen wir nicht vielmehr wörtlich genommen "Vertreter", die nur ihrem Gewissen nach handeln und nicht über Listen in Parlamente einziehen? Brauchen wir dafür ein anderes Denken?

Wenn wir einen Wechsel wollen, müssen wir bei uns anfangen. Eine Utopie? Alle Menschen demonstrieren, vom Hartz4-Empfänger bis zum Banker. Und sie stellen fest: wogegen demonstrieren wir eigentlich? Wir sind doch alle im gleichen System dabei.

Vielleicht sollten wir damit anfangen, die Sachfragen in den Vordergrund zu stellen. Dann könnte die meisten Talk-Shows dicht machen. Einen Diskurs von unten, aber mit Argumenten und auf gleicher Ebene. Wer traut sich?

Der Neubeginn muss sich aufbauen aus dem regionalen Umfeld. Sind wir bereit dazu, unser Bewusstsein zu ändern, auf den anderen zuzugehen?

Wir sollten anfangen, Fragen zu stellen:

  • Warum liefern wir Waffen und wundern uns über flüchtende Menschen?
  • Warum bezahlen Rüstungskonzerne eigentlich keine Steuern, um zumindest die wirtschaftlichen Folgen des Waffeneinsatzes abzufangen? Die Probleme werden derzeit sozialisiert, die Profite aber privatisiert.
  • Warum sind die Menschen in den kriegsnahen Gebieten immer noch unterversorgt?
  • Warum werden TTIP, Bargeldverbot und andere großen Veränderungen völlig geheim und von den Bürgern weit entfernt beschlossen und geplant?
  • Ist Frieden zu teuer? Weil wir einen Wachstumswahn haben?

Sind diese Fragen zu gewagt, zu kompliziert - oder zu einfach?

Lasst uns doch gemeinsam die Antworten darauf finden. Lasst uns wegkommen von diesem unsäglichen Kampf um Ideologien. Es geht um unsere gemeinsame Freiheit.

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woidviertla

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MrKummer

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Erkrath

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