Es ist die Gretchenfrage, die in endlosen politischen Runden, Interviews und Erklärungen immer wieder gestellt wird – und doch immer unbeantwortet bleibt: Wer zur Hölle entwaffnet eigentlich die Hamas? Eine Frage, die so schlicht klingt wie ein Wunsch, sich der plötzlichen Gewalt zu entziehen. Doch die Antwort offenbart die bitterste Realität: Niemand – zumindest nicht jetzt, nicht hier, nicht in Gaza.
Wer würde eine Entwaffnung akzeptieren? Sicher nicht die Hamas. Die Terrororganisation, seit Jahren tief in ihrem ideologischen Fanatismus und in der Gewalt gegen Israel verwurzelt, hat kein Interesse daran, ihre Waffen freiwillig abzugeben. Die letzte Illusion, dass sie sich auf einen Friedensprozess einlassen könnte, ist ebenso verflogen wie die Hoffnung auf eine vernünftige politische Lösung.
Wer könnte mit militärischer Gewalt eine Entwaffnung durchsetzen? Theoretisch die israelische Armee – doch auch sie steht vor einem Dilemma. Was israelische Truppen in Gaza anrichten könnten, ist bekannt: Zerstörung, Tod, Chaos. Gleichzeitig wäre eine dauerhafte Entwaffnung ohne eine funktionsfähige politische Alternative ein aussichtsloses Unterfangen. Geschichte und Erfahrungen – etwa aus dem zerfallenden Jugoslawien auf dem Balkan – zeigen: Waffenverbote funktionieren nur, wenn eine demokratische, stabile politische Ordnung etabliert ist und wenn internationale Friedenstruppen mit voller militärischer Autorität und robusten Mandaten präsent sind. Im Gaza-Streifen? Fehlanzeige.
Einzig eine internationale Friedenstruppe unter UN-Mandat könnte theoretisch eine Entwaffnung überwachen – doch wer will die Truppen schicken, wenn sich selbst regionale Großmächte wie Ägypten oder Jordanien vor einem Einmarsch fürchten? Die USA? Selbst in ihrer Rolle als Supermacht fehlt jegliche regionale Akzeptanz. Die EU? Nur ein passive Zaungast in diesem Drama.
Auch der Versuch, die Hamas von innen zu entmachten, ist zum Scheitern verurteilt, solange die Fatah weiterhin schwach und gespalten ist. Ein Machtwechsel innerhalb der palästinensischen Konfliktparteien steht nicht auf der Tagesordnung.
Das Fazit ist ernüchternd: Die Bühne für eine Entwaffnung der Hamas war vor einem Friedensvertrag – vor einer Einigung auf politische Normalität – aufgebaut worden. Jetzt, da die Fronten verhärtet sind, Gaza zerstört ist und der Konflikt sich tief in den Alltag eingegraben hat, kann von einer realistischen Entwaffnung keine Rede mehr sein. Alles, was heute gefordert wird, ist leeres Gerede. Der Stillstand ist die größte Gefahr. Israel hat trotz vollständiger Zerstörung des Gazastreifens die Hamas nicht besiegt, im Gegenteil sie geht gestärkt aus diesem Krieg heraus. Die Zeit für klare Regeln und verbindliche Abmachungen ist längst vorbei. Jetzt ist es zu spät.