Nein, nicht grundsätzlich. Das "Dogma der Unfehlbarkeit" des Pontifex' interessiert mich nicht die Bohne. Der jetzige Papst hat Recht, wenn er sagt: "Besser ein Atheist als ein Heuchler."

Halleluljah, hat er etwa nicht Recht? Ist das Beispiel, das er dazu ausführt, nicht so richtig aus dem Leben gegriffen, ein Beispiel, von dem dieser Papst für seinesgleichen untypisch viel versteht? Der Firmenchef, der brave Familienvater, der jeden Sonntag in die Kirche läuft, regelmäßig betet und sogar beichtet und selbstverständlich die richtige Partei wählt (Natürlich hat der Papst nix von ÖVP oder CDU/CSU gesagt oder wie sie alle heißen mögen die "christ"-demokratischen Etikettenschwindlerparteien und Selbstmissversteher- aber gemeint hat er sie!)

Der ehrenwerte, erfolgreiche, angesehene, fleißige, was weiß ich noch alles Mann, der dabei nur zuzugeben vergisst: "Mein Leben ist aber nicht christlich, ich zahle meinen Angestellten keinen angemessenen Lohn, ich nutze die Menschen aus, ich mache schmutzige Geschäfte, ich wasche Geld, ich führe ein Doppelleben." Wie der Papst wörtlich zitiert wird.

Womöglich hat er, der brave Christ noch soviel Gewissen, dass er dies fühlt, dass er tief drinnen weiß, so sollte es nicht sein. Womöglich beichtet er sogar diese seine unchristlichen Verhaltensweisen. Aber er ist unfähig sie zu bereuen und in echter Reue zu verändern. Die Beichte fungiert dann in guter alter christlicher Tradition als Legitimation für ein "nur weiter so - ich kann mich ja jederzeit dafür ent-schuldigen und werde losgesprochen." Was der Papst implizit mit seiner Aussage ankreidet, ist diese schrecklich christliche Mentalität, diese Beichtpraxis. Wozu ich noch nicht einmal in den Beichtstuhl zu laufen brauche, es genügt mir der Hinweis auf den allverzeihenden Herrn Jesus Christ, die Mitgliedschaft qua Taufe im Verein der Gläubigen, der mich am Ende aller Tage schon retten wird. Schließlich glaube ich daran.

Das ist die radikale Ansage dieses Papstes meiner Ansicht nach, dass er mit derlei Glaubens- und Beichtpraxis aufräumt. Dass er endlich beim Namen nennt, worum es sich dabei handelt und immer schon, über Jahrhunderte schlechter christlicher Praxis hin, gehandelt hat: Heuchelei!

Damit man mich nicht falsch versteht: Ein unchristlicher Lebenswandel in dem Sinn, wie ihn Papst Franziskus auf den Punkt bringt, ist heute vollkommen normal. Scheint gar geboten, wenn ich nicht unter die neoliberalen Räder kommen will. Das ist es gar nicht, was ich dem typischen ÖVP Wähler, Kirchgänger und Karrieristen als Spezifikum attestiere. Es ist "nur" der ebenso hartnäckig aufrechterhaltene, wie so gut wie immer verfehlte Anspruch auf das Prädikat "christlich". Es ist die daraus resultierende Heuchelei. Es ist der Hohn auf so gut wie all das, was der Namensgeber vorgelebt und zur Nachahnmung dringlich empfohlen hat, was dem Papst sauer aufstößt. Und noch einmal gefragt: Hat er nicht verdammt Recht damit?

Casa Rosada https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Franciscus_in_2015.jpg

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alf2015

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Waldschrat der Erste

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