Hätte STAN WAWRINKA heute Nacht und hätte RAFAEL NADAL heute Vormittag in der großen Tennisarena von MELBOURNE gewonnen.......,

so wären vier über dreissigjährige Mehrfachgrandslamsieger in den beiden Halbfinali der AUSTRALIAN OPEN 2020 gestanden und meine Prognosen in all meinen Tennisblogs des letzten Jahres wären sowas von Makulatur gewesen!

Doch hätte, hätte, Fahrradkette....., es kam nicht so, es durfte nicht so kommen und es konnte auch nicht so kommen, warum genau, das möchte ich in einigen wenigen Überlegungen zusammenfassen.

Als ich vor ca. 3 Jahren hier meinen ersten Blog über Tennis schrieb, bezeichnete ich den Österreicher DOMINIC THIEM (26) und den aus Hamburg stammenden Deutschen ALEXANDER ZVEREV (22) als die heissesten zwei Kandidaten für die Nummer 1 im Welttennis, als die logischen Nachfolger schlechthin für die damals noch BIG FOUR Federer, Nadal, Djokovic und Murray. Mir schien das damals nur eine kurze Frage der Zeit zu sein, worin ich mich allerdings doch sehr getäuscht hatte, denn die Altmeister waren auf der Bühne der ganz großen Turniere noch immer eine einsame Klasse für sich, dazu gesellte sich auch STAN WAWRINKA, mittlerweile fast 35, mit immerhin drei GRAND SLAM-Titel (je 1x Melbourne, Paris und New York) war der Schweizer immer wieder überraschend präsent!

Mittlerweile ist FEDERER Ende dreissig, NADAL ist 33 und DJOKOVIC 32.

Bei den ATP-Finals in LONDON gingen sie leer aus, wie in meinem Blog darüber nachzulesen ist, der junge Grieche STEFANOS TSITSIPAS stahl dort allen die Show, als er diesen hochkarätigen Titel schlussendlich im Finale gegen DOMINIC THIEM gewann. Die Wachablöse kam in Sichtweite und ein Gedanke von mir war, dass in der alljährlichen Hitze von Melbourne die Alten schmelzen werden wie Frühjahrsschnee in der Sonne! Alles werde angerichtet sein für den ersten Titel eines jungen nachdrängenden Wilden, die einzige Frage, die für mich offen war, wer würde es sein aus dem Kreis von MEDEWEDEW, TSITSIPAS, THIEM oder ZVEREV, oder gar BERRETTINI?

Oder vielleicht gar eines Senkrechtstarters? KYRGIOS?

Es wurde nicht so heiss, der Regen und kühleres Wetter kamen und schon waren die OLDIES wie runderneuert, in jedem VIERTELFINALE stand einer, bereit, auch die letzte Wegstrecke zum Titel erfolgreich zu gehen.

Gestern tat es Federer in seinem zweiten Fünsatzmatch in diesem Turnier, er wehrte 7 (!) Matchbälle im Tie-Break des vierten Satzes ab und gewann den Fünften mit 6:3 gegen die Nr. 100 der Weltrangliste, den Amerikaner TENNYS SANDGREN!

Seit gestern glaubt FEDERER an Wunder.

Danach tat es Djokovic in einem guten Dreisatzmatch gegen den aus Montenegro stammenden Kanadier MILOS RAONIC, der nach etlichen Verletzungen in den letzten Jahren endlich wieder einmal schmerzfrei auf dem Platz stehen und sich seinen alten Stärken wieder langsam annnähern konnte. Bis zu diesem Match war er ohne Satzverlust im Turnier gewesen.

Ergebnis für das Halbfinale Nr.1:

ROGER FEDERER (3) gegen NOVAK DJOKOVIC (2), morgen Donnerstag vormittag MEZ, es wird die 50. Begegnung zwischen den beiden sein, im Head-to-Head steht es 23:26 für den Djoker.

Nun, mit dem heutigen Tag ist die Frage zwar noch immer nicht ganz geklärt, noch immer kann einer dieser Zwei das Turnier gewinnen, doch - um zu meiner Prognose von vor drei Jahren zurückzukommen - justament die zwei Jungs THIEM und ZVEREV schicken sich nun ernsthaft an, den Generationswechsel zu einer unabänderlichen Tatsache werden zu lassen, denn sie waren die strahlenden Sieger des heutigen Tages in Melbourne!

Der noch 22jährige ALEXANDER ZVEREV hatte bisher noch kein einziges Halbfinale bei einem GrandSlamTurnier erreicht, er hat Mastersturniere gewonnen, er hat 2018 überraschend das ATP-Final gewonnen, doch bei den Slams kosteten ihm immer wieder unzählige Fünfsatzmatches vorzeitig zuviel Kraft um danach noch weit zu kommen. Außerdem war letztes Jahr personell in seinem Umfeld sehr viel Unruhe, er änderte sein Management und trennte sich von IVAN LENDL als Coach, er verliebte sich neu, also seine Gedanken waren mit Sicherheit nicht immer aufs Tennisspielen fokussiert und die deutsche Tennisöffentlichkeit erzeugte gelegentlich auch noch einigen zusätzlichen Erwartungsdruck auf ihn, ist ja verständlich im Lande der Beckers, Grafs und Stichs.

Doch in diesem Turnier sah man einen coolen, gelassenen Sascha Zverev, der offenbar sehr genau wusste, wann in einem Match es notwendig war, aufs Gas zu steigen, um nicht übermäßig Energie zu vergeuden.

So kam er unspektakulär ins Viertelfinale und sah sich dort der Wundertüte aus der Schweiz gegenüber, dem nach einigen Wehwehchen wieder sehr fitten STAN WAWRINKA.

Der legte auch wie der Teufel los, hat er doch auch den heimlichen Favoriten DANIIL MEDEWEDEW besiegt, und gewann den ersten Satz gleich mal mit 6:1!

Danach allerdings war Zverev nicht mehr zu gefährden, weil auch der Aufschlag den Schweizer im Stich liess und er gewann die nächsten drei Sätze mit 6:3, 6:4 und 6:2 und das war gleichbedeutend mit seinem allerersten Halbfinale bei einem GrandSlamTurnier!

Danach kam das für uns österreichische Tennisfans schon so erwartete letzte Viertelfinale heute, das Match von DOMINIC THIEM, an 5 gesetzt, gegen die Nummer EINS des Turniers und der Weltrangliste, RAFAEL NADAL.

Bei DOMINIC gab es letztes Jahr auch große Veränderungen, doch er holte sich auch sehr große, beinahe historische Erfolge mit einem neuen Coach an seiner Seite, dem Chilenen NICOLAS MASSU. Zu Weihnachten trennte er sich von seiner langjährigen Freundin, der französischen Tennisspielerin Kristina "Kiki" Mladenovic, vor einer Woche dann auch wieder von seiner Kurzzeitbetreuung durch THOMAS MUSTER, doch im Turnier steigerte er sich kontinuierlich von Runde zu Runde, hatte dazwischen in der zweiten Runde auch einen Fivesetter auszukämpfen und schaffte in Australien zum erstenmal den Schritt ins Viertelfinale.

Was bei ihm so eklatant augenscheinlich war in den letzten Monaten, war sein Reifen und Erwachsenwerden in all seinen Entscheidungen auf und außerhalb des Platzes. Genau dieser Prozess liess jeden berechtigten Optimismus zu, dass er diesmal zum ersten Mal wirklich eine echte Gefahr für RAFAEL NADAL in einem GrandSlamMatch sein könnte, dem er auf dieser Ebene schon viermal begegnet war, doch letztlich immer den Kürzeren zog.

Was soll ich sagen oder schreiben, es war kein Match für schwache Nerven, es dauerte 4 Stunden und 10 Minuten und ging über 4 Sätze, drei davon gingen ins Tie-Break, alle diese drei gewann DOMINIC THIEM!

Er hätte den 4. Satz schon beim Stande von 5:4 ausservieren können, es war verständlich, dass da die Nerven nicht ganz mitspielten und er sein Aufschlagspiel vergeigte. Ab diesem Zeitpunkt musste man bangen, dass es wieder nicht reichen könnte, dass RAFA, wie schon so oft in seiner Karriere das Match drehen würde können und ein 5. Satz nötig sein würde. Es stand 7:6, 7:6, 4:6 und 5:5, beide gewannen ihre Aufschlagspiele und erneut musste das Tie-Break entscheiden: schnell führte Dominic mit 4:0, Rafa glich auf 4:4 aus, 5:4, 6:4, zwei Matchbälle, auch die weg, 6:6, 7:6 und dann der dritte Matchball die Entscheidung zum 8:6!

Beide Youngster stehen im Halbfinale, Dominic wird zum ersten Mal in einem GrandSlamHalbfinale gegen einen spielen der jünger ist als er, mit einem hoffentlich positiveren Ausgang als das ATP-Final gegen den noch jüngeren TSITSIPAS in London.

Somit Halbfinale Nr.2:

DOMINIC THIEM (5) gegen ALEXANDER ZVEREV (7) am Freitag vormittag MEZ.

Es steht 50:50 für Alt gegen Jung.

Was spricht für Jung?

Gewinnt Dominic gegen Zverev, dann gewinnt er auch das Turnier, egal, gegen wen, so weit lehne ich mich aus dem Fenster.

Gewinnt Sascha Zverev gegen Dominic, dann gewinnt Zverev, wenn er gegen Federer kommt und Djokovic, wenn er der Gegner von Zverev sein sollte.

Warum das so wäre, kann ich nicht begründen, das is so ein Gefühl.

Was sicher ist: Ich kann es jetzt schon gar nicht mehr erwarten!

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