Wie viele Milliarden ist ein Menschenleben wert?

Unbezahlbar, natürlich. Aber was, wenn die finanziellen Mittel begrenzt sind?

Kümmert uns nicht, der Papa (Staat) wird's schon richten. Aber kann er? [Von Pommes Leibowitz]

(c) Pommes Leibowitz

Es gab Zeiten, da gingen Familien wegen der Krankheit eines einzelnen Mitglieds pleite und konnten schließlich notwendige Behandlungen nicht mehr zahlen. Das Mitglied starb, die Familie hungerte, und für zukünftige Erkrankungen war nichts mehr da. Diese Zeiten liegen zum Glück hinter uns, auch wenn sie im Rest der Welt nach wie vor Realität sind.

Was aber, wenn auch der Staat pleite ist und das Gesundheitssystem nicht mehr finanzieren, Krankenhäuser nicht mehr ausstatten kann?

Auch das ist in großen Teilen der Welt längst traurige Realität. Die Folgen davon sehen wir gerade in Italien und Spanien, wo die Gesundheitssysteme kaputt gespart wurden, um die ständig wachsende Verschuldung wenigstens zu bremsen. Diese Folgen äußern sich eben auch in Menschenleben, durchaus nicht nur bei Corona.

Wie "reich" ist Deutschland?

Reich ist man, wenn man mehr Geld hat, als man ausgeben kann und Rücklagen hat, die weit über das Lebensende hinausreichen würden. Wie schaut es in Deutschland aus?

Der jährliche Kampf um die Schwarze Null zeigt, dass man, wie jede Durchschnittsfamilie in Deutschland auch, jeden Cent zweimal umdrehen muss, bevor man ihn ausgibt. Aber wie sieht es mit den Schulden aus?

2 Billionen Schulden?

Nein, das ist eine Milchmädchenrechnung, eine bewusste Wählertäuschung. Im Zeitraum der Merkelregierung ist die sogenannte Schattenverschuldung, auch Nachhaltigkeitslücke oder implizite Schulden genannt, explodiert.

Nachhaltigkeitslücke meint zukünftige Zahlungsverpflichtungen, die der Staat einging, ohne deren Finanzierung sichergestellt zu haben, vor allem in Form von Ansprüchen der Bürger an das Rentensystem, die Pflegeversicherung und die gesetzliche Krankenversicherung, plus den immensen Pensionslasten (inklusive Politikerdiäten).

Diese Nachhaltigkeitslücke wird inzwischen auf fast 5 Billionen geschätzt, was zusammen mit den explizit ausgewiesenen (zugegebenen) Schulden 7 Billionen macht.

Das ist zunächst mal nur eine Zahl. Man muss sie mit dem vergleichen, was ein Staat erwirtschaftet. Und auch da wird getrickst. Man vergleicht die Schulden mit dem Bruttoinlandsprodukt des Volkes. Aber auch das ist nur eine Zahl. Entscheidend ist, was man im Portemonnaie hat. Der Staat hat einen jährlichen Haushalt von 350 Milliarden. Dies ist sein eigentliches Einkommen, das, was er tatsächlich zur Verfügung hat, gewissermaßen sein Jahreseinkommen.

Rechnen wir das auf die 7 Billionen hoch, dann beträgt die Verschuldung das 20 fache des Jahreseinkommens. Bei gleichzeitiger völliger Unfähigkeit, auch nur 1 Cent davon je zurückzuzahlen, denn es ist ja nicht wirklich was über, im Haushalt, man kämpft ja schon um die illusorische schwarze Null.

Sind wir also reich?

Jeder, der rechnen kann (Politiker offenbar nicht) sollte sehen, dass die Kacke am Dampfen ist, der Sozialstaat längst gecrasht wurde, auch ohne Zuwanderer, die im Schnitt weit mehr Kosten verursachen als sie je erwirtschaften werden. Und auch ohne Corona, das die Ausmaße der Finanzkrise noch übersteigen könnte.

Was kostet Corona?

Wirtschaftsexperten gehen in Deutschland von langfristigen Kosten in Höhe von bis zu 1,5 Billionen = 1500 Milliarden aus. Da werden also in wenigen Monaten Kosten verursacht, die das 4,5 Fache des Haushalts, des Jahreseinkommens betragen.

Es gibt unterschiedliche Szenarien, die aber alle den gleichen Fehler begehen. Sie berücksichtigen nicht die Folgekosten von Geldknappheit, die u. a. in Investitionstau, verringerter Effizienz und Produktivität, erhöhten Zinskosten usw. bestehen, und die grundsätzlich anfallenden Kosten noch einmal verdoppeln werden.

Hier aber die Szenarien, wie sie von regierungsnahen Quellen geschönt dargestellt werden:

Statista - https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1105794/umfrage/corona-krise-prognose-zu-kosten-durch-wirtschaftlichen-shutdown-in-deutschland/

Das zahlen wir nicht aus der Portokasse, zumal sich, wie gesagt, langfristig diese Kosten noch verdoppeln werden. Das wird in langen Jahren, u. a. am Gesundheits- und Sozialsystem wieder eingespart werden müssen, an Schulen und Krankenhäusern usw. Wir werden uns auf südländische Verhältnisse auch bei uns einrichten müssen, und die nächste Epidemie wird dann WIRKLICH dramatisch werden. So, wie jetzt schon in Italien und Spanien.

Die Banalität des Guten

Wer angesichts von Menschenleben über Kosten nachdenkt, wird günstigstenfalls als Zyniker bezeichnet, oft genug aber wird auch gleich von "Nazi" gefaselt. Es ist ja auch so leicht, ein guter Mensch zu sein. Man muss nur mit Teddybären werfen, absurde Forderungen stellen, und Sonntags in die Kirche oder Freitags zur Zukunftsparty gehen.

Tatsächlich geht es aber um den gravierenden Unterschied zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik.

Verantwortungsethik überlegt auch, welche Folgen welches Tun hat. Und da wird es dann sehr komplex: Was, wenn Menschen, die man heute mit unverhältnismäßigem Aufwand zu retten versucht (die Betonung liegt auf "versucht" ) morgen den Tod von weit mehr Menschen bedeuten werden, weil keine Mittel mehr da sind.

Der Gesinnungsethiker wäscht seine Hände in Unschuld, feiert sich als guten Menschen, und kümmert sich nicht um den lästigen Rest ...

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