„Obacht und Helmi in Döbling oder Wer rastet, der rostet“

Petra P.

BIKE AND THE CITY

31.07.2020

Wer rastet, der rostet. Die Stadt Wien tut sich als Stadt der Radfahrer am Wiener Innenring international hervor und immer breitere Radfahrbahnen entstehen. Dort, wo früher nur Autofahrer fuhren, kann man nun auch als Familie einen Radausflug mitten in der Stadt und relativ abgeschirmt vom Autoverkehr inmitten einer Allee genießen. Andernorts, wie beispielsweise in der Wattgasse, schlagen parkende Autofahrer dem Radler die Tür ins Gesicht. Aber man hat zumindest einen kleinen Streifen Sicherheit gegen LKW-Fahrer und ihre riesigen Automobilvehikel, Laster und Trucks. Was geht derweil in Döbling vor sich?

Es hat sich einiges getan in den letzten Jahren in Bezug auf den Radsport, die Hobby-Biker und Hobby-Rennfahrer und den Familienradsport. Immer breitere Radfahrautobahnen stehen plötzlich als freie Flächen inmitten der Stadt für die Menschen zur Verfügung. Statt einem Streifen parkender Autos trifft man überrascht auf einen breiten Radweg und hat das Gefühl atmen und aufatmen zu können. Auch wenn man gerne Auto fährt. Über den Reumannplatz und Oberlaa kann man praktisch mit dem Rad fast bis zur Shopping City und nach Vösendorf fahren, wo sich der Thermenradweg und andere Radwege anschließen. Auch wenn noch kein richtiger Radweg direkt und auf übersichtliche, ausgeschilderte Weise am Flughafen vorbeiführt, um den anderen Thermenradweg zu erreichen, der Richtung Carnuntum führt, wird man bereits zu sportlicher Leistung und längeren Radausflügen motiviert. Aber: Wer rastet, der rostet. Man kann immer etwas verbessern. Solange man nichts verschlimmbessert.

Sogar die Wiener Linien haben sich diese Woche dazu entschlossen, ebenfalls in den Radverkehr einzusteigen und in diesen zu investieren: Das Unternehmen erwirbt nach der großen Covid-19 Pandemiepleite ein Konkurrenzunternehmen der Fortbewegung, die Leihräderfirma CityBike, und nascht in der Folge noch mehr an den Einnahmen des Wien Tourismus mit.

Der Bezirk Döbling verschläft gegenwärtig jedoch und seit mehr als 15 Jahren wichtige und dringend notwendige Maßnahmen für Radsportler und Familien, die gerne einen Radausflug entlang der Donau oder des Donaukanals unternehmen möchten.

Seit langem sind insbesondere zwei Radverbindungen im 19. Wiener Gemeindebezirk ein Desideratum:

1.eine Verbindung zwischen Karl Marx Hof und Donaukanal/Donauinsel

2.eine Verbindung zwischen Karl Marx Hof und dem Radweg Gürtel

Es scheint sich aber dahingehend seit Jahren nichts zu tun. Ganz im Gegenteil: Der Radweg neben dem Karl Marx Hof verfällt immer mehr, er zeigt zunehmend starke Risse und beunruhigende Unebenheiten. Unkraut wächst darauf und breitet sich immer mehr aus. Es wird ein Wein sein und wir werden nimma sein.

MÖGLICHER RADWEG 1 ALS VERBINDUNG VOM RADWEG KARL MARX HOF ZUM RADWEG DONAUKANAL-DONAUINSEL

Am Schauplatz: Müllplatz der MA48 und das Einkaufszentrum Q19 in Döbling.

Ein Radweg ginge sich ganz bestimmt aus und würde hier für Klarheit und Sicherheit im Straßenverkehr sorgen. Verschiedene Bewohner des Karl Marx Hofes und andere Fußgänger beschweren sich hier immer wieder lautstark über die verängstigten Radfahrer. Als möglicher Radweg wird der Gehsteig hier immer frequentierter.

Eine Unterführung und eine steile Kurve behindern die Sicht der Radfahrer, sodass sie herannahende Gefahren wie dahinbrausende Autofahrer in Sport- und Familienkarossen und schnelle LKWs nicht ausmachen können.

Auf der Straße zu fahren und dann hinter der steilen Kurve in Richtung Donaukanal die Schnellstraße zu queren ist viel zu gefährlich. Auch für erfahrene Profiradfahrer.

Wenn ein großer LKW hier schnell um die Ecke biegt und ein Radfahrer versucht nach der Kurve in Richtung Donaukanal zu queren, sind Unfälle vorprogrammiert. Autos fahren schnell um die Kurve in beiden Fahrtrichtungen. Man soll als Radfahrer hinter der Schnellkurve queren, aber man sieht weder, welche Autos hinter einem auf der Fahrbahn kommen, noch womöglich welche Autos einem entgegenkommen.

Es ist genug Platz für einen Radweg vorhanden, sodass auch Familien vom Karl Marx Hof, den angrenzenden Schrebergärten und Reihenhaussiedlungen und weiteren Gemeindebauten sicher zum Donaukanal, zur Donauinsel und anderen Naherholungsgebieten fahren können.

MÖGLICHER RADWEG 2 ALS VERBINDUNG VOM RADWEG KARL MARX HOF ZUM RADWEG GÜRTEL

Lokalaugenschein Pagro: Hier endet der Radweg, der neben dem Karl Marx Hof entlangführt.

Man biegt in eine stark befahrene Kreuzung ein und von links preschen die Autofahrer und auch der Autobus dahin, die nicht besonders auf Radfahrer zu achten scheinen.

Zwischen Autobus und parkenden Autos befindet sich hier keine Radspur, nicht dass solche Radspuren bzw. Mehrzweckstreifen neben der Fahrbahn nicht auch Gefahren aufweisen würden…

Nachdem man eine Weile in einem Industriegebiet zwischen Lastern versucht hat die Straße zu befahren, kann man hinter einer Unterführung nach rechts in eine beruhigtere Seitenstraße in Richtung Radweg Gürtel einbiegen. Wäre da nicht eine beliebte Parkgarage, die ebenfalls wiederum viele Autofahrer anvisieren.

Auf dem Bild sehen wir eines der Autos, das ungeduldig die Parkgarage auf der rechten Seite anstrebt oder auf einem Schleichweg Richtung Gürtel rast. Und fast in der Seitenstraße die Radfahrer weghupt. Hier donnern The Fast and the Furious polternd-wummernd in den Gürtel hinein und wärmen den Motor auf.

FAZIT

Man sollte es nicht glauben, aber der Bezirk Döbling könnte so einiges für Familien und Hobbysportler tun bzw. sich mehr für übersichtliche Radwege und einen stressfreien Naherholungsraum bzw. einen mühelosen, sicheren Weg dorthin engagieren. Bei aller Liebe zum Auto - Bewegung und Sport gehören zu einem gesunden Lebensstil, einem erfüllten Leben einfach dazu. Sei es bei einem Ausflug ins Grüne am Wochenende oder sei es auf einem entspannten Weg vom oder zum nahen Arbeitsplatz im Berufsverkehr. Nach dem Motto: Sicher rasen statt rosten und Wein genießen – in Döbling.

#gesundheit #Sport #Politik #familie

Addendum:

RADSITUATION ALLEE HOHE WARTE

Mir ist aufgefallen, dass über die breite Straße bzw. den Hügel mit dem Namen "Hohe Warte" ebenfalls zahlreiche Radfahrer fahren, nicht nur privater Natur. Denn schon vor der Corona-Krise hatten Radbotendienste Hochkonjunktur. Viele Fahrradboten nutzen den Weg über den Hügel der Hohen Warte, wo nicht nur das Hohe Warte Stadion liegt, sondern auch das Hohe Warte Familienbad, Sternenwarte bzw. Wetterstation und verschiedene Universitätsgebäude.

Es handelt sich dabei zwar um eine relativ breite Straße mit breitem Gehweg, aber diese wird sowohl von der Straßenbahn als auch von vielen LKWs, riesigen Reisebussen, die ins nahe Grinzing und Heurigenviertel wollen, und vielen Autofahreren intensiv genutzt. Nicht zuletzt auch wegen der gemeinsamen Nutzung mit der Straßenbahn wäre es vorteilhaft, wenn auf der breiten Straße Platz für einen Radweg gemacht würde.

Autofahrer und auch Straßenbahnfahrer, im warmen Gefährt körperlich entspannt sitzend, bedenken vor allem in Bezug auf die Straßenbahn nicht die Gefahren für die Radfahrer:

1. Zwischen Straßenbahnschienen und Haltesteinrandsteinen zu fahren ist vielfach viel zu eng für die gestressten Radfahrer. Die Bordsteinkante ist extrem hoch, sodass das Radpedal mitunter daran hängen bleibt. Der Randstein muss aber so hoch sein, um ebenen Einstieg an der Haltestelle in den ULF zu garantieren.

2. Straßenbahnschienen sind extrem rutschig. Es ist sehr gefährlich für den Radfahrer von der Fahrt zwischen den Schienen in der Mitte auf den rechten Rand neben den Schienen zurückzukehren und vice versa.

3. Der Straßenbahnfahrer klingelt vor allem auf der Fahrt den Hügel der Hohen Warte hinauf, obwohl es für den Radfahrer auf der Hohen Warte keine Möglichkeit gibt auszuweichen. Die Straße ist von grünen Hügeln oder Steinwänden neben der Fahrbahn gesäumt, und wenn sie das nicht ist, bringt es nichts auszuweichen, denn wenig später wird die Fahrbahn wieder von Steinwänden beengt. Die Straßenbahn fährt ohnehin nicht schneller, auch wenn kein Radfahrer zum Wegklingeln auf der Fahrbahn vorhanden ist. Die Fahrt den Hügel hinauf ist anstrengend und man darf nicht auf dem breiten Gehweg fahren. Das ist verboten. Der Radfahrer kann jedoch nicht schneller fahren. Zudem geht es bergauf. Das sinnlose Geklingel der Straßenbahn stresst den körperlich überanstrengten Radfahrer nur zusätzlich. Er kann jederzeit hinfallen und es passiert ein Unfall.

Durch den Bau eines Radwegs könnten auch mehr Familien mit Kindern bzw. junge Menschen (oder auch Ältere) den Weg zu einem Radausflug zum beliebten Schwimmbad auf sicherere Art und Weise und angenehmerere, sorglosere Weise nutzen. Sportliche Aktivität im Freien würde gefödert werden. Die Straßenbahn ist im Sommer bei heißem Wetter hoffnungslos überfüllt und eine Alternative wäre trotz allem praktisch.

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MartinMartin

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