Die Evolution ist eine Einbahnstrasse

Irgendwann so vor zehn- bis zwölftausend Jahren, als die Sapiens noch Nomaden waren, haben die Sammler Samen von Gräsern, die sie zum Lager trugen, verloren. Diese Samen wuchsen dann am Wegesrand. Früher oder später, eher später, weil sie ja Nomaden waren, bemerkten die Sapiens, dass Samen, die man in die Erde steckt, irgendwann wachsen und neue Samen produzieren, das war der Anfang der Agrarrevolution und das Ende des unbeschwerten Lebens.

Die Evolution ist ja eigentlich gemein, sie geht nicht unbedingt nach Qualität sondern mehr nach Quantität. Als die Sapiens bemerkten, dass die Samen, die sie in die Erde steckten, sich durch Wachstum vervielfältigten und lagerfähig waren, wurden sie langsam sesshaft. Es war nicht mehr notwendig dem Essen nachzulaufen, man fing an es auf Vorrat zu produzieren. Das war gleichzeitig der Sündenfall. Die Sapiens konnten dadurch ihre Anzahl vom Nahrungsmittelangebot unabhängig machen. In schlechten Zeiten konnten Sie auf den Vorrat zurückgreifen.

Das Sesshaftwerden, hatte für die Evolution Vorteile, sie konnte voll auf Quantität setzen, für die Sapiens begann die Arbeit und mit der Arbeit kamen alle Plagen, die wir heute noch kennen, die Agrarrevolution war fast so etwas, wie die Vertreibung aus dem Paradies. Sehr mühsam musste der Boden bearbeitet werden, viel gebückte Arbeit, viel Schleppen von Steinen - aus den Feldern hinaus an den Rand für Begrenzungsmauern um die kostbare Erde nicht an die Erosion zu verlieren. Sähen, dann kam die Sorge, dass alles so wächst, wie man hoffte, man bekam Angst vor dem Wetter, vor dem Hagel, der Trockenheit, den Überschwemmungen. Ernten, ist alles gut gegangen und die Ernte war erfolgreich musste man dauernd Angst um das Geerntete haben. Es konnte geraubt werden, es konnte verderben, Plünderungen, Schimmelpilze, Nagetiere wurden zu Feinden. Die Sapiens, die keine Nomaden mehr waren, hatten Besitz und mit dem Besitz kam die Angst ihn zu verlieren. Sie siedelten eng zusammen, bildeten größere Gemeinschaften für den Schutz nach außen. Das begünstigte aber wiederum die Krankheiten, die Keime, Viren und Bakterien, die durch mangelnde Hygiene, zu viele Fäkalien auf zu engen Raum ein Paradies vorfanden. Auch die Arbeitszeit änderte sich. Ein Jäger oder Sammler wendete viel weniger Zeit zur Nahrungsmittelbeschaffung auf, als ein Bauer. Ein Jäger und Sammler arbeitete so, wie ihn die Natur oder die Evolution in Millionen von Jahren gemacht hatte, er war ein Ausdauerspezialist, ein Langstreckenläufer. Ein Bauer ruinierte sich in kürzester Zeit den Rücken und hatte verschiedene andere orthopädische Probleme. Die Nahrungsumstellung von Fett und Fleisch, von wilden Früchten, Nüssen und Eiern, von essbaren Wurzeln zu viel stärkehältigen Körnern, zerstörte die Zähne und die Verdauungsorgane, grob gesehen war die Agrarrevolution auch die Wiege der Zivilisationskrankheiten.

Warum also, wenn alles arbeitsintensiver, risikoreicher, kranker, ungesünder und unfreier wurde, machten die Sapiens weiter? Warum drehten sie nicht einfach um und wurden wieder Jäger und Sammler? Weil sie nicht konnten. Sie waren in der Falle. Durch die Möglichkeit Essen auf Vorrat zu produzieren, hatten sie mehr Kinder, die sie auch zur Arbeit brauchten. Mehr Kinder brauchten mehr Nahrung. Man konnte nicht einfach aufhören und von vorne anfangen, dafür hatte die Evolution kein Tool parat. Einmal begonnen, war die Agrarrevolution nicht mehr zu stoppen.

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fischundfleisch

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mr_mir@live.de

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