Scheint eine Zeit zu sein, wo meine Idole sich verabschieden... Erst lässt sich Mr. Spock ein letztes Mal hochbeamen, und dann auch noch Sir Terry Pratchett. Wobei letzteren wobei wesentlich weniger Menschen kennen als dasSpitzohraus Raumschiff Enterprise - unverdient, wie ich meine.

Was für herrliche Stunden Vergnügens und geistreichen Humors habe ich verbracht mit den 40 Büchern über die Scheibenwelt. Scheibenwelt...das muss einem einmal einfallen. Und dann noch diese großartigen Figuren, die mich heute noch begleiten.

Da gibt es erstmal die Hexen-Bücher. Die psikologisch (sic!) agierende Hexe Esme Wetterwachs - meine Heldin. Die zwar ungeliebt aber hochgeachtet tut, was halt getan werden muss, am Anfang des Lebens und am Ende. Und natürlich ihre beiden Hexenfreundinnen (es müssen immer drei Hexen sein, das weiß man doch), die lebenslustige Nanny Ogg - was für ein Weib und was für ein Igellied - und Magrat Knobloch, die spätere Königin in Lancre (Ehefrau des ehemaligen Hofnarren, späteren Königs... eine genussvolle McBest-Geschichte, wie es dazu kommt. Zum niederknien). Besonders berührt haben mich die Geschichten mit der Hexe Tiffany Weh,die in den letzten Hexengeschichten ins Zentrum rückte. In "Das Mitternachtskleid" wird eine neue Tiefe und ein liebevolles - vielleicht etwas milders, weniger zynisches Menschenbild spürbar. Soviel Lebensweisheit hab ich selten in Fantasy-Geschichten und auch sonstwo mitbekommen.

Dann die Wächter-Geschichten. Wachen-Wachen war meine Einstiegsdroge. Ich gebe es ja zu. Die ersten paar Seiten waren gewöhnungsbedürftig - was für ein seltsames Gelaber über einen hochgewachsenen Zwerg, der sich bei den Wachen in Ank Morpok verdingen will - nichtsahnend, dass die Nachtwache am unteren Ende der Nahrungskette in dieser unfassbaren Stadt steht. Leutnant Karotte, Hauptmann  Samuel Mumm - was für eine Karriere vom letzten Loser-Säufer zum (2.) mächtigsten Mann (aber nur, weil die mächtigste und reichste Frau in der Stadt sich eingebildet hat, ihn zu heiraten - Sibyl Käsdick...eine echte Lady) - Vampire als Anwälte, Trolle als Polizisten, Verbrecher als Finanzminister...ach das ist eine andere Schiene in den Scheibenweltromanen.

Havelock Vetinari - der uneingeschränkte Herrscher - genialer Schachzug, jeder Zunft eine Gilde zu gestatten. JEDER heißt in Ank Morpok auch "Näherinnen" ;), Diebe, Clowns (eine schreckliche Zunft) und Assasinen. Wenn man der jeweiligen Zunft seine Gebühren bezahlt, bekommt man die Dienstleistung - oder eben gerade nicht. Womit eine Stadt wie Ank erst regierbar wird. Aber die Finanzen der Stadt bekommt der Patrizier Vatinari erst in den Griff, als er Feucht von Lipwich, den besten Betrüger des Landes, vorübergehend begnadigt und als Postminister, dann als Finanzminister (im letzten Roman noch als Imfastrukturminister) einsetzt....Der gute hats geschafft. Seine Begnadigung wurde mit heutigen Tag wohl endgültig....

Viele einzelne Geschichten runden das ganze Werk ab - aber auf keinen Fall fehlen darf er: DER TOD. Seid ich ihn kennenlernen durfte - in Gevatter Tod, Rollende Steine, Alles Sense - hab ich ein neues, sehr freundschaftliches Verhältnis zu diesem Herrn. Tröstlich zu wissen, dass Terry Pratchett wahrscheinlich nach dem letzten Atemzug in dieser Welt von dieser Stimme hinüberbegleitet wurde: ES IST ZEIT.

Danke für die schöne Zeit.

Rest in Peace.

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Herbert Erregger

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Livia

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