Coronamärchen Nr.5: "Die Coronamaßnahmen töten mehr Menschen als das Virus!"

Seit Deutschland in der 2.Coronawelle deutlich höhere Übersterblichkeiten hat als in der 1.Welle, wird auch die o.g. Behauptung verstärkt unters Volk gebracht.

Um mal wieder zu zeigen, worum es bei Covid-19 geht, vergleiche ich hier Sterberaten Deutschlands der letzten 5 Jahre mit Spanien, das unter den Ländern Europas von der 1.Welle am schlimmsten betroffen war:

eigene Auswertung

In Spanien stieg die Sterberate der 1.Coronawelle bei Woche 14 und 15 / 2020 weit über alles bisher Dagewesene.

Wer bemerkt, daß die bisher höchste deutsche Corona-Sterberate noch unter der Grippewelle 2017/18 liegt, der möge auch bedenken, daß man beiden Coronawellen mit Lockdown-Brechstangen begegnete, aber die Grippe immer "frei laufen" konnte.

Den traurigen Rekord in diesem Vergleich hält aber momentan Sachsen: 594 Wochentote pro Mio. EW ergeben gegenüber den jahreszeitlich üblichen 276 eine Übersterblichkeit von 115%; deutschlandweit waren es "nur" 32,3%.

Läßt sich diese Diskrepanz mit der These im Blogtitel erklären?

Auf FuF schreibt z.B. jemand "Ohnehin ist die Übersterblichkeit nach meinen bisherigen Recherchen mindestens zur Hälfte den Coronamaßnahmen zuzurechnen. Das wird von vielen Intensivmedizinern bestätigt. Ausgebliebene Diagnosen, weil Leute keinen Termin bekamen oder aus Angst vor Corona nicht zum Arzt gingen, werden mittel- und langfristig viele Hundertausend Tote zur Folge haben." Zitat Ende. Im gleichen Zusammenhang werden auch aufgeschobene Operationen genannt, weil massenhaft Intensivbetten für Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen freigehalten würden.

Die deutschen Coronamaßnahmen bis hin zu den Lockdowns betreffen das ganze Bundesgebiet und differieren örtlich nur wenig. Daher müßte ein Anstieg von maßnahmenbedingten Sterbezahlen gleichmäßig in ganz Deutschland zu beobachten sein. Je größer die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern ausfallen, umso mehr versagen Erklärungen mit der pauschalen Begründung "Coronamaßnahmen".

Hier die Übersterblichkeitskurven der einzelnen Bundesländer im Vergleich zum Mittelwert aus 2016 bis 2019, jeweils seit der 10. Woche = dem Beginn des Coronasterbens in 2020:

eigene Auswertung

Null bedeutet hier, daß in der betreffenden Woche so viele Menschen starben wie in der gleichen Woche im Mittel der Jahre 2016 bis 2019.

Der Peak um die Woche 33 ist auf die Hitzewelle zurückzuführen.

In der 1.Coronawelle (Woche 11 bis 20) pendelten die Sterberaten aller Länder um die deutschlandweite Durchschnittskurve: so weit könnte die Behauptung der "Maßnahmen-Opfer" noch stimmen.

Aber in der 2.Welle reißt die sächsische Sterberate extrem nach oben aus und scheint die benachbarten Länder Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg teilweise mitzuziehen: das läßt sich mit "Maßnahmen-Todesopfern" nicht mehr plausibel erklären - aber sehr wohl mit gehäuften Todesfällen infolge hoher Infektionsraten.

Denn die sächsische Sterbefallkurve der 2.Welle zeigt erschreckend deutlich die Folgen eines nicht zu Ende gedachten Lockdowns, der die Grenze zu Tschechien mit Rücksicht auf die Wirtschaft offen ließ. Hier die Infektions-Inzidenzien rund um Tschechien und Sachsen am 24.12.2020:

WHO European Region COVID19 Subnational Explorer

Damals war ganz Tschechien ungefähr im Infektions-Höhepunkt der 2.Welle, und Grenzpendler hatten offenbar die Seuche nach Sachsen eingeschleppt. Auch rundum in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg begannen die Infektionszahlen schon zu steigen.

Es gibt noch weitere Fakten, die nicht zur Idee der "Maßnahmen-Todesopfer" passen - nämlich z.B. der zeitliche Verlauf der Übersterblichkeitskurven. Betrachten wir in Gedanken der Einfachheit halber nur die härteste Maßnahme: den Lockdown.

Gäbe es viele Lockdown-Todesopfer, dann müßte ihre tägliche oder wöchentliche Fallzahl ab dem Lockdown zu steigen beginnen, vielleicht irgendwann gleichbleiben, aber kaum vor dem Ende des Lockdowns wieder fallen.

Was aber passierte in Deutschland während der 1.Welle?

Der Lockdown kam am 22.März, also am Ende der 12.Woche; die ersten Lockerungen kamen am 04.Mai, also am Ende der 18.Woche.

Destatis + eigene Ergänzungen

In der 18.Woche war die Übersterblichkeit schon wieder von 30 Toten pro Million Einwohner (Woche 15) auf 10 gefallen. Auch dafür bietet die Behauptung der "Maßnahmen-Todesopfer" keinerlei Erklärungsansatz.

Das inzwischen vorhandene Wissen über Covid-19 liefert freilich eine plausible Erklärung für das Sinken der Übersterblichkeit ab 3 Wochen nach dem Lockdown. Das ist nämlich die mittlere Zeit zwischen Infektion und den tödlichen Ausgängen einer Covid-19-Infektion, siehe Abschnitt i hier.

Bevor die Sterbezahlen nach einem Lockdown sinken, wird noch der erregerspezifische Anteil derer sterben, die sich vor dem Lockdown infizierten. Daher zeigt sich die Wirkung eines Lockdowns erst ~ 3 Wochen später in den Sterbezahlen.

Zum Schluß noch der detaillierte grafische Vergleich von Übersterblichkeit und Coronatoten laut RKI-Zahlen, der sich schon in der obigen Destatis-Grafik andeutet:

eigene Auswertung

Rot sind die Covid-19-Sterbezahlen vom Robert-Koch-Institut (RKI), die anderen Daten kommen von Destatis.

Die berechnete grüne Kurve (= lila minus rot) zeigt: Ohne die vom RKI gemeldeten Coronatoten wäre 2020 ein völlig unauffälliges Sterbejahr gewesen - mit wenigen Grippetoten im 1. Quartal, einem mittleren Hitzepeak in der Woche 33, und fast immer im Streubereich der Jahre 2016 bis 2019.

Wäre aber der größte Teil der Übersterblichkeit auf "Maßnahmen-Todesopfer" ohne Corona-Infektion zurückzuführen, dann müßten die RKI-Zahlen so niedrig sein, daß die berechnete grüne Linie während der Coronawellen weit über den Sterbezahlen der Jahre bis 2019 verliefe.

Diese einfachen Betrachtungen zeigen also:

Erklärungversuche der Übersterblichkeit während der Coronawellen mit politischen Maßnahmen anstatt todbringenden Krankheitsverläufen versagen auf ganzer Linie.

Solche Märchen sind nur Manifestationen hartnäckiger Realitätsverweigerung. Geboren aus dem Gefühl völliger eigener Ohnmacht gegenüber einem unsichtbaren Massenkiller und dem unbewußten Wunsch, die ganze Sch***e möge nicht wahr sein.

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