Die kurze Wahrheit über Covid-19, Grippe, Schweden, PCR-Tests und Weihnachts-Lockdowns.

Covid-19 ist tödlich.

Sehr viel tödlicher als die Grippe. Seine Todesrate (IFR) liegt zwar nach bisheriger Kenntnis im Bereich der Grippe, aber es ist so hoch-infektiös, daß es ohne Kontaktbeschränkungen trotzdem zum Massenkiller werden kann.

Diese Wahrheit ist traurig, aber sie kann uns helfen, die Lockdowns über Weihnachten zu ertragen. Weil die Lockdowns mit diesem Wissen einen nachvollziehbaren Sinn bekommen. Denn jeder vermiedene Kontakt kann dem Virus in seiner Paradedisziplin "Rasend schnelle Verbreitung" ein Bein stellen und damit womöglich Leben retten.

Ihr findet diese Wahrheit weder bei Dr. Wodarg, der Todeszahlen ignoriert, seit sie ihm nicht mehr in den Kram passen,

noch bei bei Dr. Köhnlein, der über 170.000 Coronatote in Europa mit Medikamentenstudien erklären will, an denen weltweit nur 2.515 Menschen teilnahmen.

Ihr findet sie nicht bei Prof.Dr. Bhakdi, der Euch teilweise mit haarsträubendem Unsinn einlullt, um die Werbetrommel für sein Buch zu rühren,

und auch nicht bei seiner Frau Prof.Dr.rer.nat Reiss, die z.B. gezielt Sterberaten während eines gut wirksamen Lockdowns mit einer heftigen Grippewelle ohne Lockdown vergleicht.

Und erst recht nicht in krampfhaft manipulativen Berichten wie bei Servus-TV.

Sondern die einfachste Wahrheit über Covid-19, Grippe und Lockdowns erzählen uns die Toten, wenn man die sogenannte Übersterblichkeit anschaut.

Das ist die Relation "Sterbefälle pro Woche geteilt durch das langjährige Mittel der gleichen Woche minus 1."

Diese simple Berechnung unterscheidet nicht nach Todesursachen. So können deutlich erhöhte Todesraten alle denkbaren Ursachen haben: Grippe, Atombombenexplosionen, heftige Bürgerkriege, andere Seuchen usw.

Winterliche Übersterblichkeiten werden von der medizinischen Fachwelt seit jeher unwidersprochen pauschal der Grippe zugeschrieben. Daher kann man mit der gleichen Berechtigung deutliche Übersterblichkeiten außerhalb der üblichen Grippezeiten z.B. dem Covid-19-Virus zuschreiben.

Für 26 europäische Länder und Regionen erstellt das Projekt Euromomo wöchentlich aktualisierte Todesraten-Grafiken, wobei die Z-Scores kein direktes Maß für die Übersterblichkeit sind, sondern auch länderspezifische Parameter wie die Bevölkerungszahl berücksichtigen. Null bedeutet, daß in einer bestimmten Woche (siehe waagerechte Achse) so viele Menschen starben wie im langjährigen Mittel.

Die Euromomo-Kurven ohne die 2. Coronawelle für Österreich und 2 deutsche Länder (Deutschland als Ganzes liefert keine Daten an Euromomo) sehen mit meinen roten Ergänzungen so aus:

Euromomo + eigene Ergänzungen

Wer in Österreich oder Deutschland wohnt und nur auf die Todesraten im eigenen Land schaut, kann daher leicht auf das Präventionsparadoxon und Behauptungen hereinfallen, Corona sei nicht gefährlicher als eine Grippe. Dabei "übersehen" die Märchenerzähler und Dummschwätzer immer, daß während der 1. Coronawelle schon die Lockdowns wirkten und die Todeszahlen niedrig hielten.

Ein Blick über den Tellerrand zeigt, was die 1. Covid-19-Welle in anderen Euromomo-Ländern trotz der Lockdowns anrichtete - vermutlich nur, weil sie etwas zu spät kamen. Zur Orientierung habe ich hier die maximalen Übersterblichkeiten aus einer anderen Quelle ergänzt. Man beachte auch, daß die Hochachse um den Faktor 3 gestaucht ist, damit die Grafik wegen der Peaks am rechten Rand nicht die Proportionen von Spaghettis bekommt:

Euromomo + eigene Ergänzungen

100% bedeuten hier, daß in einer Woche doppelt so viele Menschen starben wie saisonal üblich. Aber selbst die 154% in Spanien zeigen noch lange nicht, wozu Covid-19 imstande ist.

Die höchste mir bekannte Übersterblichkeit gab es in New York City, wo ungefähr gleich viele Menschen leben wie in ganz Österreich.

New York City liefert natürlich auch keine Daten an Euromomo, aber es gibt sehr "schöne" Grafiken der New York Times wie diese hier mit konkreten Todeszahlen statt Z-Scores:

https://www.nytimes.com/interactive/2020/04/27/upshot/coronavirus-deaths-new-york-city.html, eigene Ergänzungen in deutsch

In der Woche 15 / 2020 starben ungefähr 5.800 mehr Menschen als die üblichen ca. 1.000: das ist eine Übersterblichkeit von ~ 580%, und ca. 5.800 Coronatote gegenüber 146 Grippetoten aus der schlimmsten Woche der letzten 3 Jahre bedeuten hier:

Covid-19 kann rund 40-mal tödlicher sein als die Grippe - mindestens!

Denn die Grafik zeigt auch, daß die Todeszahlen nach 3 Wochen ab dem Lockdown zu sinken begannen. Das paßt exakt zur mittleren Zeit zwischen Infektion und Tod bei Covid-19 (siehe Abschnitt i hier): Nach einem Lockdown stirbt ca. 3 Wochen lang noch der erreger-spezifische Anteil derer, die sich vor dem Lockdown infizierten - und das waren meistens an jedem Tag mehr als am Tag zuvor.

Daher liegt es auf der Hand, daß die Todeszahlen in NYC ohne Lockdown noch weiter "durch die Decke geschossen" wären! Genauso wie in den Euromomo-Ländern mit hoher Übersterblichkeit:

Euromomo + eigene Ergänzungen

Der überall klar erkennbare Rückgang der Todeszahlen nach 3 Wochen ab einem harten Lockdown zeigt:

Die Lockdowns wirken und haben die Menschen vor noch Schlimmerem bewahrt.

Auch in Deutschland mit seiner relativ geringen Übersterblichkeit:

Destatis + eigene Ergänzungen

Daß die Übersterblichkeit in NYC so viel höher schoß als in Europa, dürfte hauptsächlich 2 Gründe haben: Hohe Bevölkerungsdichte und ein besonders später Lockdown dank Donald Trumps damaliger Meinung über das "harmlose" Covid-19-Virus.

Aber NYC ist gar nicht so weit weg, wie manche denken mögen. Denn die nationalen Daten z.B. für London sehen nicht allzu viel besser aus:

eigene Auswertung

Nun halten manche den schwedischen Weg ohne Lockdown für die beste Idee, mit Covid-19 umzugehen.

"Ohne Lockdown" ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn verglichen mit mit den südlicheren EU-Ländern ist Schweden dank seiner niedrigen Bevölkerungsdichte ständig in einer Art Teil-Lockdown. Zudem haben die Schweden das Killervirus beileibe nicht frei laufen lassen.

Ein Datenvergleich mit Österreich und Deutschland für die 1. Coronawelle sieht so aus . . .

https://ourworldindata.org/grapher/excess-mortality-p-scores?tab=chart&stackMode=absolute&time=2020-02-23..2020-07-19&country=AUT~DEU~SWE®ion=World + Ergänzungen

. . . und zeigt, daß die schwedische Übersterblichkeit rund 3-mal höher lag.

Noch viel deutlicher fällt ein Vergleich der Hauptstädte aus, wo der schwedische Vorteil der niedrigen Bevölkerungsdichte fehlt:

eigene Auswertung

162% Übersterblichkeit sind fast das 4-fache des Landeswertes! Dagegen lag Wiens Übersterblichkeit in der gleichen Größenordnung wie in ganz Österreich . . .

eigene Auswertung

. . . und die Berliner Grafik sieht so tiefenentspannt aus, daß man während der 1. Covid-19-Welle gar keine seuchentypische Übersterblichkeit erkennt:

eigene Auswertung

Fazit:

Ohne den Vorteil der niedrigen Bevölkerungsdichte brachte der schwedische Umgang mit Covid-19 in der 1.Welle eine ca. 8 bis 10-fach höhere Übersterblichkeit als in Österreich und Deutschland!

.

Nun noch etwas zu den Weihnachts-Lockdowns.

In Österreich war der Grund schon Ende November in der Übersterblichkeit erkennbar:

https://ourworldindata.org/grapher/excess-mortality-p-scores?tab=chart&stackMode=absolute&time=2020-02-23..latest&country=AUT~DEU®ion=World

Knapp 60% sind kaum besser als Frankreichs 65%-Spitzenwert aus der 1.Welle.

Die deutschen Daten von Destatis sehen nicht so ernst aus wie in Österreich und enden derzeit am 22.11. Aber man kann eine Prognose mit Hilfsdaten versuchen.

Z.B. haben die täglichen Infektionszahlen des RKI trotz aller Meckereien wegen unzuverlässiger PCR-Tests die Übersterblichkeit der 1.Welle (= die blauschraffierte Fläche in der Destatis-Grafik oben) fast perfekt mit 1 Woche Zeitversatz vorweggenommen . . .

eigene Auswertung

und können daher nicht völlig unnütz sein. Die gemeldeten Coronatoten liefen annähernd synchron mit der Übersterblichkeit, aber blieben deutlich niedriger.

Die gleichen Kurven sehen seit Mitte Oktober so aus:

eigene Auswertung

Hier gibt es bisher keine so klare Korrelation zwischen Infektionszahlen und Übersterblichkeit, aber die letzten Destatis-Daten sind noch relativ jung und könnten in nächster Zeit wegen Nachmeldungen der Standesämter an Destatis noch deutlich steigen.

Allerdings liegen die aktuellen Coronatoten laut RKI schon um 65% über der maximalen Übersterblichkeit der 1.Welle, und der steile Anstieg der letzten Woche läßt noch erheblich höhere Zahlen erwarten.

Die Belegung der deutschen Intensivstationen mit Covid-19-Patienten zeigt ein ähnliches Bild:

DIVI https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/zeitreihen

Beides zusammen erklärt für mich plausibel, warum nun auch Deutschland im 2.harten Lockdown ist: um dem Virus möglichst wenige Menschen zu opfern, denn das Leben ist nun mal das höchste Rechtsgut Deutschlands.

Ich hoffe, daß wenigstens einige FuF-User anhand all dieser schlichten Daten erkennen, wozu frühzeitige Lockdowns gut sind.

Umso mehr, wenn sich Informationen zur "England-Mutation" des Virus bestätigen sollten, die ungefähr gleich gefährlich, aber deutlich infektiöser sei als Covid-19.

Wer angesichts sachlicher Informationen wie in diesem Blog immer nur reflexartig

"Panikmache!!!"

schreit, der bevorzugt offenbar einen Umgang mit der Wahrheit wie in diesem Video (die Pointe kommt ab 0:38 Minuten):

Frohe Weihnachten für alle User und Macher von FuF!

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Rahel Meyer

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invalidenturm

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