Was wäre, wenn: Schwedens Corona-Management in Deutschland

Manche Blogger hier auf F&F scheinen mit jedem Tag ungeduldiger auf italienische oder spanische Verhältnisse mit überlasteten Krankenhäusern und explodierenden Todeszahlen zu warten, um endlich eine handfeste Begründung für den Shutdown in D bzw. Ö zu bekommen.

Tatsächlich ist davon bisher wenig bis nichts zu merken. Die 2020er Todeszahlen in Deutschland wirken bis heute ziemlich unauffällig, mit Stand vom 11.05.20 hat Deutschland "nur" 7.569 Covid19-Tote:

https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/sterbefallzahlen-liegen-ueber-dem-durchschnitt-der-vergangenen-jahre-li.82515

Daher scheinen Bewunderung und Zustimmung für den lockeren Umgang Schwedens mit der Corona-Pandemie täglich weiter zu steigen. Wobei allerdings die wöchentlichen schwedischen Todeszahlen gerne übersehen werden (lila = Durchschnitt 2015 - 2019, grün = 2020):

Daten von: https://www.scb.se/en/finding-statistics/statistics-by-subject-area/population/population-composition/population-statistics/

Das sind keine bestätigten Covid19-Toten mit unsicheren Dunkelziffern, sondern unabhängig von der Ursache ganz einfach alle Toten in Schweden bzw. Stockholm.

Anhand der prozentualen Übersterblichkeit von dort möchte ich den Schweden-Fans einmal zeigen, was womöglich hier im Lande und in der (ähnlich dicht bevölkerten) Hauptstadt passiert wäre, wenn die deutschen Regierungen das Volk nur nett gebeten hätten, etwas Abstand zu halten:

Eigene Darstellung

Falls es im 10-fach dichter besiedelten Deutschland bei 25.000 zusätzlichen Toten geblieben wäre, hätten ca. 26.000 statt 18.000 Tote in der 15.KW die bundesweite Normalsterblichkeit um 44% erhöht und damit die Spitze der aggressivsten Grippewelle der letzten 4 Jahre (ca. 30%) weit übertroffen.

Stockholm ist ähnlich dicht bevölkert wie Berlin. Hier hätten runde 1.800 statt 700 Tote in der 15.KW mal eben 157% Übersterblichkeit bedeutet: damit läge Berlin nicht mehr weit hinter London mit 225% zurück. Für 3.500 Tote innerhalb weniger Wochen zuzüglich der überlebenden schweren Fälle hätten wahrscheinlich auch sämtliche Intensivbetten in Berlin incl. der vorsorglichen Aufstockungen nicht ausgereicht.

Ob die Schweden-Fans dann wohl Dankesbriefe an die Regierungen geschrieben hätten? Oder hätten die gleichen Leute z.B. den österreichischen Shutdown als leuchtendes lebensrettendes Vorbild hingestellt?

Ich vermute letzteres. Denn am attraktivsten ist immer das, was man selbst nicht hat.

Zum Schluß noch eine Frage an die Schweden-Fans: Wollt Ihr vielleicht auch die einengende Helm- und Gurtpflicht im Straßenverkehr abschaffen, weil es ohne Helm und ohne Gurt womöglich gar nicht mehr Verkehrstote und -schwerverletzte gäbe?

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