Warum pfurzet und rülpset ihr nicht?

Habt ihr etwa Angst ums Klima?

Nein, das ist keine Satire.

An prominenter Stelle in der Tagesschau wurde mitgeteilt, dass Deutschland seine Klimaziele nur schaffen könne, wenn der Fleischkonsum in Deutschland sich halbieren würde.

Soll heißen: Wo jeder von uns heute noch durchschnittlich 60 Kilo Fleisch im Jahr vertilgt, sollen es künftig gerade mal höchstens 300 bis 600 Gramm pro Woche sein (Wurst natürlich inbegriffen). Besonders Wiederkäuer, sprich: Kühe und Rinder, würden jede Menge Gas aus den Enden ihrer Verdauungsorgane entlassen und sollten deswegen in weitaus geringeren Mengen gegessen und gehalten werden, erfährt der interessierte Zuseher anderswo und auch, dass man hiervon nicht erst seit den Verhandlungen der Noch-nicht-Koalition spricht.

Abgesehen davon, dass die mich nicht meinen, weil ich mich bereits bei der empfohlenen Verbrauchsmenge befinde und mir deshalb die Plakette "Anerkannter Klimaschützer" ans Revers heften darf, stellen sich mir doch viele Fragen.

Zuallererst: Wer hat sich jetzt diesen Scheiß wieder ausgedacht?

Könnten wir nicht auch die Klimaziele halten, wenn wir auf Kohlekraftwerke (und andere Dreckschleudern) verzichten und den Individualverkehr reduzieren, indem das Netz öffentlicher Verkehrsmittel ausgebaut wird? Könnten wir nicht auch die Klimaziele halten, wenn der steigende Konsum als Ziel der Marktwirtschaft abgeschafft würde und Nachhaltigkeit Platz machte? Könnten wir nicht auch die Klimaziele halten, wenn ...

Ok.ok., ich habe nicht wirklich viel Ahnung von all diesen Dingen und ich will auch meine Plakette "Anerkannter Klimaschützer" behalten. Die ist so hübsch und zeitgemäß, weil sie mich als modernen, bewussten Bürger ausweist.

Aber mal im Ernst: Sind Wachstum (und nur darum geht es in dieser Wirtschaftsordnung) und Klimaziele nicht per sé ein Widerspruch in sich?

Und da rechnen die mir vor, was ich an Fleisch und Wurst essen dürfen soll, damit Ziele eingehalten werden, die sich WER? ausgedacht hat?

Mir, die ich zwar "Anerkannter Klimaschützer" bin, nicht nur wegen des Fleisches, sondern auch, weil ich quasi gar nicht Auto fahre, immer schön meine Raumtemperatur kontrolliere, keine Plastiktüten verwende und all der Dinge mehr (für all das hätte ich ja noch eine Extra-Plakette verdient!), während sie selbst es nicht einmal schaffen, der vielgepriesenen, staatstragenden und den umweltbewussten Käufer bescheißenden Autoindustrie tüchtig den Marsch zu blasen; während eine ausgewählte Anzahl großer Städte - wieder einmal - darüber nachdenkt, ihre Fußgänger-Bewohner vor den mit vermeintlich, aber nicht wirklich, umweltfreundlichen Autos fahrenden anderen Bewohnern durch Fahrverbote zu schützen.

Und während im übrigen ich mir darüber im Klaren bin, dass es noch viel, viel mehr Ressourcen zum Schutz der Umwelt gibt, an die ich unbedarftes Verbraucherlein überhaupt nicht denke.

Und da fällt denen nichts anderes ein als pfurzende Rindviecher?

Würden sie wenigstens selbige in Zusammenhang bringen mit abgerodeten Regenwäldern, anderswo, oder Tierleid überall, wäre ich ja zufrieden und müsste - s.o. - ja ohnehin nicht viel ändern. Mir geht es um die Chuzpe, sich wieder die blödsinnigste, am wenigsten populäre und am schlechtesten kontrollierbare Methode zur Einhaltung der Klimaziele auszusuchen. Und vor allem eine, für die sie selbst nicht das Allergeringste tun müssen.

Klimaziel nicht eingehalten?

Na, klar, daran sind die schrecklichen Fleischesser schuld.

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