Friendzone – Für Männer das psychische Gegenteil zu #metoo (Teil 2)

Dann gibt es auch noch die explizite Aufmerksamkeitsdefizit-Friendzone. Sehr ähnlich zum obigen Fall. Hier muss auch der Begriff der Orbiter mal erklärt werden. Männer, häufig auch mehrere gleichzeitig, die wie Satelliten, um eine Frau kreisen, damit diese genug Zuwendung bekommt, damit ihr eigener Selbstwert nicht zu kurz gerät. Auch das durfte ich schon mal erleben: Eine Frau, die ebenso gar nicht an eine Beziehung dachte, wollte einzig und allein die Aufmerksamkeit, die ihr ein Mann zukommen lässt, der sie sympathisch und nett findet und das für eine Zeit lang genießen. In meinem speziellen Fall deswegen, weil sie selbst zu dem Zeitpunkt gerade einen herben Dämpfer für ihren Selbstwert erleben musste, da sie von ihrem Freund sitzen gelassen wurde. Es begann halt, wie es immer beginnt, man lernt einander kennen, redet, schreibt, telefoniert, doch sobald man sich treffen will, kommen die immer gleichen Ausreden, bis man auch da eingesehen hat, man wurde nur dafür benutzt, dass sich die andere Person daran seelisch hochpushen konnte, weil sie deine Aufmerksamkeit bekommen hat, aber sonst an nichts interessiert war. Ich war also nicht mehr als einer der Orbiter, der sie nicht mit Geschenken oder ähnlichem, sondern mit Aufmerksamkeit füttern durfte. Dieser Fall war für mich dennoch schwerer zu durchschauen, weil hier die Frau alle Anzeichen machte, es doch ernst zu meinen und es sich auch nicht über Monate hinwegzog. Die einzige Blauäugigkeit, die ich mir hier vorwerfen konnte, war, nicht von vorn herein pessimistisch anzunehmen, jede Frau ist sowieso ein Arschloch, das mich nur ausnützen will, sondern positive Signale, die als solche gesendet wurden, auch als solche gewertet habe.

Wenn irgendwelche Hardcorefeministen bis hierher gelesen haben, wird unweigerlich das empörte Aufschreien kommen: „Ja, du Arsch, bist ja auch nicht besser, willst ja auch nur ficken, und eine Frau nicht als gleichberechtigte, unsexuelle Freundin haben!!“

Und damit kommen wir zur dritten, selbstwertzerstörerischten (geiles Wort) und demütigendsten Form der Friendzone: der tollen Aussage „Aber wir sind doch nur Freunde!“

Ich, Mann, heterosexuell, Single. Ich lerne eine Frau kennen, die ich sympathisch und attraktiv finde, und mir nicht von vorn herein klipp und klar zu Verstehen gibt: Verzieh dich, kein Interesse. Diese grundlegenden Zurückweisungen und Ablehnungen sind ja nichts Besonderes, denn es kann einfach nicht jeder was für jeden übrighaben. Geschenkt. Darum geht’s aber auch nicht. Aber wenn der erste Kontakt dann doch erfolgreich hergestellt werden konnte… Kennt jemand noch Takeshi’s Castle? Es ist, wie die erste Prüfung überstanden zu haben und sich wie der größte King zu fühlen, der alles schaffen kann.

Man unterhält sich also angeregt, blödet herum, ist auf einer Wellenlänge – oder zumindest hat man dieses Gefühl. Irgendwann kommt der Punkt, an dem nach Kontaktdaten gefragt, in der heutigen Zeit gibt es so viele Möglichkeiten. Facebook, Whatsapp oder einfach klassisch nach der Nummer fragen. Nächste große mentale Hürde, weil das schon ein gewisses Commitment der gefragten Person verlangt, wirklich auch in weiteren Kontakt treten zu wollen. Du hast die Nummer gekriegt und am besten auch gleich gegengecheckt, dass es auch die echte von ihr war? Großartig! Spätestens jetzt sollte dem gefragten Gegenüber aber zumindest dämmern, dass die Möglichkeit besteht, dass der Fragende tiefergehendes Interesse hat, tiefergehend im Sinne einer möglichen über Freundschaft und Casuality hinausgehenden Annäherung. Aber selbst hier kann man immer noch höflich, nett, aber bestimmt sagen: Nein, eher nicht so. War nett zu plaudern, aber danke, nicht mehr. Aber auch darum geht’s nicht.

Frau geht also darauf ein, gibt ihre Kontaktdaten heraus, man beginnt, nun ja, Kontakt zu haben, unterhält sich gut, spaßt weiter herum und dann – vermutlich recht bald – kommt die Frage nach einem Treffen vulgo Date auf. Hier trennt sich die erste Spreu dann schon mal vom Weizen. Man will die Andere wiedersehen. Zu zweit, ohne sonst wen, womöglich ins Kino gehen oder essen. Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten, die dazu führen können, dass man in den Abgründen der Friendzone landet:

Entweder kommt jetzt gleich eine Absage in irgendeiner Form der ewiggleichen Ausreden, die man(n) schon seit Jahren satt hat, weil die Treffunwillige nicht die Eier hat, zu sagen, dass sie schlicht doch nicht will, bis man schließlich aus ihr rausbekommt: „Aber, ich dachte, wir sind nur Freunde!“… Nicht, dass hier nicht NOCH IMMER ein ehrliches „Sorry, aber eigentlich kein Interesse daran“, viel besser wäre, bevor man sich irgendeinen Bullshit anhören muss, der genau dasselbe aussagt, aber pseudonett wirken soll, weil man ja niemanden vergraulen will, oder sich gar eingestehen müsste, jemandem Hoffnungen gemacht zu haben, die von vorn herein keine waren. Nicht, dass man sich an diesem Punkt nicht schon dezent verarscht vorkommen würde…

Oder: Sie sagt zu, macht aber dann direkt vor dem Date doch noch klar: „Hey, ich find dich ur sympathisch und mag dich – aber halt nicht mehr, ja?“, was dann auch nur zu obiger Reaktion führt.

Am schlimmsten ist es, wenn es erst NACH einen gefühlt erfolgreichen Treffen stattfindet. Wenn man sich kennenlernt, schon einige Zeit Kontakt hat und dann auch noch auf ein Date zusagt, sollte man im Normalfall soweit sein zu wissen, dass einem der, auf den man sich einlässt, so sehr sympathisch ist, ihn attraktiv findet oder sonst was, dass man nicht denkt, danach auf die Pseudo-Freundesschiene switchen zu müssen.

Jetzt kann man das verhältnismäßig diplomatisch lösen, ohne ausfällig und unhöflich zu werden, wozu ich raten würde, aber dennoch unmissverständlich klar machen, dass das nicht das ist, was man erwartet hat, nachdem wie das vorhergehende gegenseitige Verhalten ausgefallen ist. Innerlich explodiert man eher angepisst mit: NEIN, wieso sollten wir „nur“ (platonische) Freunde sein?!

Grundsätzlich gilt aber auch bis hierher immer noch: Ein zumindest nettes, aber ehrliches: „Hey danke für das Treffen, aber ich denke, dabei sollte es bleiben“, ist hundertmal besser, als jeder Friendzonescheiß.

To be concluded…

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derUweausW bewertete diesen Eintrag 05.11.2017 16:06:03

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