Friendzone – Für Männer das psychische Gegenteil zu #metoo (Teil 3)

Es gibt eine Umptiliarde an Erklärungen, wieso dieses Verhalten vorkommt. Es soll wirklich Frauen geben, die ernsthaft dann an einer ECHTEN Freundschaft interessiert wären. Ich habe noch keine davon getroffen. Sie waren alle nur Friendzoner. Und das ist moralisch-emotional einfach extrem scheiße, dem gegenüber, dem es gesagt wird. Es gibt dadurch einfach nur noch weniger „Sicherheiten“, als es schon früher gegeben hat. Während ich kürzlich die „Bleiben wir lieber Freunde“-Aussage auch noch nach dem fünften Date hören durfte – was es naturgemäß umso schmerzhafter gemacht hat und ebenso naturgemäß nicht in einer Freundschaft geendet hat – durfte ich noch vor einigen Jahren die Erfahrung machen, wenn man das erste Date positiv geschafft hat, ist man im Endeffekt der Gewinner. Ab da hieß es im Regel- und nicht im Ausnahmefall nur mehr Geduld haben und Einfühlsamkeit zeigen, um den richtigen Moment zu finden, wann aus einzelnen Dates eine Beziehung wird. Natürlich war es nicht SO einfach, aber sobald dieser erste Grundstein gelegt war, konnte man sich schon sehr sicher fühlen. Nichtsdestotrotz erfordert der Aufbau einer Beziehung Mühe, Einsatz, Kompromissbereitschaft und daneben halt auch die anfängliche Sympathie – und du kannst es trotzdem zu jedem Zeitpunkt selbst verscheißen. Aber das ist in etwa so wie die berühmte Talent-Lüge: Talent für etwas macht vielleicht 5% des Erfolgs aus, der Rest ist harte Arbeit und Glück. Daher gehe ich auch da genau so ran: Ich bin offen für Entwicklungen und versuche aber natürlich, um das von mir erwünschte Ziel zu erreichen, alles zu tun, um die Geschehnisse dorthinzulenken. Und wenn man selbst dazu bereit wäre, ist man bestenfalls enttäuscht, wenn es das Mädel kategorisch von vorn herein nicht ist. Im schlimmsten Fall verbittert man daran.

Bis ebenfalls noch vor ein paar Jahren hätte ich auch meine Hand dafür ins Feuer gelegt und sie mir gleichzeitig abhacken lassen, dass kein solches Individuum wie ich (Mann, heterosexuell, Single), eine Dame anspricht, Kontakt hält und sich mit ihr treffen will, obwohl er sie davor nicht gekannt hat, nur um mit ihr eine platonische Freundschaft aufzubauen. Anscheinend gibt es heute aber tatsächliche solche Männer, die das genau so machen. Und das hat mich fassungslos zurückgelassen. Dann geh ich doch nicht dieses geradezu klassische „Kennenlern-Date-Verhalten“ durch, wenn ich nur Freunde such… Liegt das also echt am aktuellen Tinder-wisch-und-weg-Zeitgeist der Überfülle des Angebots potenzieller Partner, dass sich niemand mehr die Mühe des Versuchs macht, eine Beziehung aufbauen zu wollen, weil ja immer was Besseres ums nächste Eck warten könnte? Oder vielleicht an meinem offensichtlich unverschämten Glück in den Jahren zuvor, dass ich da immer die auswählte, die auch fix bereit waren, es mit mir zu versuchen? Oder wieso sind Frauen heute gehäuft der Annahme, man wolle mit ihnen eh nur befreundet sein?

Entweder ist es – wie in Teil 2 schon angesprochen – die beinharte Ausrede, weil nicht gesagt werden will, dass der Typ die Frau nach dem ersten Kennenlernen doch anödet oder sonst irgendwas gesagt oder getan hat, was ihn disqualifiziert und sie will aus ihrer Sicht nett bleiben und sich aber irgendwie aus der Sache rausreden, sodass ihr eigenes Gewissen rein bleibt. Selbst ich mit wenig Selbstwertgefühl hab es lieber, die Wahrheit gesagt zu bekommen, als irgendeine hanebüchen Ausrede, weil jemand anderer meint, mich nicht verletzen zu wollen. Das ist einfach selbstschützende Scheinheiligkeit. Oder es ist tatsächlich die Wahrheit und sie hat trotz aller entgegenzeigenden Anzeichen wahrhaft angenommen, der Typ sieht das genauso nur als Freundschaft. Dann ist sie schlichtweg ignorant oder blöd.

Oder aber sie ist so dermaßen naiv, dass sie es tatsächlich nicht für möglich gehalten hat, dass sich jemand für sie beziehungstechnisch interessieren kann. Da das aber heutzutage wohl nur mehr auf 13-jährige Mauerblümchen zutreffen sollte, ist das recht selten. Dennoch ließe sich daraus – vielleicht nicht unbedingt mit ner 13-jährigen – wenigstens noch etwas in die richtige Richtung machen, wenn es nicht mit folgendem zusammenfällt:

Sie hat – womöglich durch noch mangelnde Erfahrung – eine eigentlich auch sehr naive, romantisiert-verklärte Sicht auf das Entstehen von Beziehungen. Keine anfängliche Sympathie, auf der aufgebaut werden muss. Kein längerfristiges Kennenlernen, bis man den anderen wirklich lieben gelernt hat. Nö. Nicht erst einmal hatte ich Gespräche mit Frauen, die sinnbildlich von einem Ritter in weißer Rüstung auf ebenso farbigen Pferd träumen, bei dessen Ankunft die Engel mit der Harfe spielen und die Luft sich mit rosa Herzchen erfüllt und sie spontan die himmlische Eingebung haben: Das ist dein Traummann! Und wenn ein Mann nicht diesen dezent unrealistischen Anforderungen entspricht, wird er gnadenlos in „Kein Beziehungsmaterial“ einkategorisiert. Wie sie das denn so schnell rausfinden will, hab ich öfter schon nachgehakt, auf Grund meiner eigenen Erfahrung, wie Beziehungen eigentlich entstehen. Na, das spürt sie einfach, war die ernüchternde Antwort. Liebe auf den ersten Blick Mythos par excellence. Es soll Leute geben, die sagen, ihnen wäre so etwas passiert, persönlich kenn ich niemanden davon. Spreche ich mit Frauen, die schon Beziehungen hinter sich haben, hatten sie oft schon ein böses Erwachen aus diesem zuckerlrosa Traum. Das Leben ist halt nicht Manhattan Love Story, Ein Offizier und Gentleman oder Dirty Dancing.

Jedenfalls hat man als beziehungssuchender Mann bei allen diesen Frauen, die ja entweder nur Freunde oder ihren persönlichen Wünsch-dir-was-Mann wollen, keine reelle Chance auf Verwirklichung seines Vorhabens. Die Frau, die entschieden hat: „Mit dem werd ich NIE was haben“, baut eine Grenze auf, die praktisch nicht niederzureißen ist, aus welchen persönlichen gerechtfertigten oder ungerechtfertigten Gründen das auch immer passiert sein mag.

Im Endeffekt sind die rationalisierten Gründe für diese Entscheidungen schön und gut und helfen vielleicht kurzfristig dem Verstand, das Ganze zu verdauen, aber die Emotion wird immer sagen: Du wurdest gerade beinhart ausrangiert und als nicht gut genug befunden, dass jemand mit dir was am Laufen hat. Und das setzt mit der Zeit und der Häufigkeit massiv zu und fängt an wie verdeckte Fäulnis in einem zu gären.

Der Kern des Problems der Friendzone ist nicht, wie böswillige Radikalfeministen den dauersexgeilen Männern, die ja immer nur alles humpen wollen, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, vorwerfen, dass wir nicht auch zu Frauen gleichberechtigte Freundschaften wollen oder führen können. Nein, wir suchen das nur nicht, wenn wir uns so verhalten. Wir suchen keine Freundinnen zum Plauschen und nette Gespräche führen, wir suchen Partnerinnen, mit denen wir zusätzlich auch Händchenhalten, Umarmen, Kuscheln und ja auch Sex haben können. Und bei einer Frau die kategorisch trotz Dateverhaltens nur Freundschaft sieht, ist das – oh Überraschung – nicht möglich. Und damit ist es schlussendlich eine ziemlich brutale Zurückweisung. Und sowas tut weh. Sehr. Je öfter es passiert, desto tiefer wird der Schmerz. Und das können und wollen viele Leute – gerade Vollzeitfeministen – auch nicht verstehen. „Aber Freundschaft zu Frauen ist doch auch schön!“ Ja schon. Aber nicht, wenn man was anderes sucht und haben will. Wer dezidiert Liebe und körperliche Zuneigung sucht, für den ist angebotene Freundschaft nicht mehr als ein spirituelles Almosen. Ich kann noch soviel vom besten Tafelwasser oder dem teuersten Wein trinken, wenn ich Hunger habe, wird mir das trotzdem nicht helfen, satt zu werden. Und genau das wird dann aber verlangt. Begnüg dich doch mit dem, was du kriegst und sei froh, dass sie mit dir befreundet sein will.

Es wird immer Personen geben, die das mit einem flotten C’est la vie auf den Lippen abhaken und sich nicht weiter drum scheren, aber vermutlich nur die wenigsten besonders sattelfesten Persönlichkeiten. Die dann halt zur nächsten weitergehen und es dort probieren. Und wenn es dort nicht klappt, zur nächsten usw.

Ich hatte mal einen Freund, der kam bei den Frauen immer gut an, sie rannten ihm wortwörtlich nach. Ich konnte es mir nie erklären warum. Einmal bewunderte er mich dafür, dass ich den Mut aufbrachte, eine Frau anzusprechen, da er das in dieser Form noch nie nötig gehabt hatte. Er wurde zwar auch immer mal wieder abgewiesen, aber hatte dafür schon drei andere, die ihm willig an den Fingern hingen. Ich fragte ein paar der Frauen, was sie eigentlich an ihm finden und bekam jedes Mal dieselbe Antwort: Er hat halt das gewisse Etwas. Was das genau war, konnte mir natürlich keine erklären. Die Ausstrahlung halt. Das selbstsichere bis ins überheblich-arrogant gehende Auftreten, selbst der wichtigste zu sein, danach kommt einmal laaaaaang nix und dann wieder er selbst. Vermeintlich hilfsbereit und nett, wenn es ihm etwas zur Erreichung seiner Ziele nützte, kalt, abweisend und ignorierend wenn nicht. Manipulativ und egozentrisch. Also genau dieser Typ Mensch, der einen gewissen Grad Soziopathie in sich hat, wie ich sie schon beschrieben hab… was im Endeffekt nur bestätigen würde, dass Frauen eben doch nur auf Arschlöcher abfahren und sämtliche Pick-Up-Artists im Grunde Recht haben müssten und ich sie eigentlich beneiden sollte. Kann ja doch nicht sein! Vor allem in Anbetracht der Dinge, die da derzeit alle unter #metoo durchs Netz geistern, müsste man glauben, solche Personen wie mein ehemaliger Freund, dürften nie auch nur in die Nähe einer Frau kommen, ohne angezeigt zu werden.

Sind alle Frauen solche Arschlöcher? Nein. Aber ich wollte auch mal wieder die Sau durchs Internet treiben.

Hier also mein zusammenfassendes #metoo:

Ich wurde wie viele Männer ein ums andere Mal von Frauen, die ich kennenlerne, nicht einfach harmlos abgelehnt, sondern verarscht, ausgenützt, mit Versprechungen und Ankündigungen abgespeist, hinters Licht geführt, geghostet, offen gedemütigt und was sonst noch, weil ich ja der gutmütige und gutgläubige Trottel bin, mit dem mans ja machen kann. Weil sie zu feig waren, zu sagen, was Sache ist und wenn ich eine klare Aussage wollte, sie sauer waren, weil ich sie bedrängt habe. Oder weil sie manipulative und berechnende Miststücke waren, die sich ihren Selbstwert dadurch aufwerten müssen, Männer, die nicht ihren Ansprüchen genügen, bloßzustellen oder als Mädchen für alles zu behalten, indem sie mir beinhart Dinge vorlogen. Ich werde heruntergemacht und abwertend angesehen, weil ich sie nicht mit ultimativen Charisma verführe und ein Bad Boy bin, der sie Scheiße behandelt, damit sie meinen, sie wären die einzige, die mich ändern könnten und ich somit ja kein richtiger Mann bin. Und wenn ich mich darüber aufrege, bin ich dann trotzdem das sexistische Arschloch, weil ich Frauen ja nur als willige Sexobjekte sehe, die dafür da sind, mir Spaß zu bereiten. Weil ich sie nur auf „Beziehung“ reduziere und ihnen nicht als asexuelles Wesen dienen will, das wie ein Zirkusäffchen zu ihrer Belustigung jederzeit abrufbar bereitsteht. Ungeachtet der Tatsache, dass ich eine große Anzahl weiblicher Freunde habe, bin ich ja unfähig dazu, weil ich ein Mann bin. Und sowieso selbst schuld, dass mich manipulative und berechnende Personen ausnützen, weil ich ein Mann bin. Und eigentlich sollte ich mich nicht als Opfer darstellen, das könnte Mitleid erregen, das macht unattraktiv, weil ich ein Mann bin. Das ist so unmännlich, ich sollt mich nicht so anscheißen. Es ist eigentlich die beste Erklärung, dass ich alles falsch mache, wenn es um Beziehungen, Kennenlernen und sich richtig verhalten geht und bloß nicht die Schuld bei friendzonenden Frauen suchen soll, weil ich halt ein Mann bin.

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derUweausW

derUweausW bewertete diesen Eintrag 05.11.2017 16:20:59

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