Es ist sehr schwierig, den richtigen Anfang hierfür zu finden und für das, was ich gern erzählen möchte.

Ich möchte gern schreiben, um meine Geschichte zu erzählen, aber nicht nur das. Auch um Anderen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind, oder vielleicht dem einen oder anderen Elternteil einen Anstoß zu geben...

Ich erinnere mich nicht mehr viel an meine Kindheit. Besser ausgedrückt, ich kann mich nicht an schöne Momente erinnern. Nur dann wenn ich bei meinen Großeltern war, war meine Welt in Ordnung! Dann fühlte ich mich wohl und hatte das Gefühl niemand konnte mir was tun. Zu Hause, sah die Welt jedoch ganz anders aus. Zu Hause wartete meine Mutter. Sie hatte mich mit 18 bekommen, also war sie noch sehr jung und unerfahren. Sie war, solang ich mich zurück erinnern kann, immer schon mit meinem Stiefvater zusammen.

Meine ersten Erinnerungen habe ich ungefähr im Alter von 6 Jahren. Also angefangen in der Volksschulzeit.  Ich war damals schon immer lieber in der Schule als zu Hause. Schilmm war es für mich immer dann, wenn wir einen Test oder eine Ansage zurück bekommen haben und ich schlechter als 2 war. Denn alles was schlechter als eine 2 war, hieß automatisch Bestrafung. Und ja wenn ich Bestrafung sage, dann meine ich nun nicht das damals so beliebte "Fernsehverbot" oder "Hausarrest". Das wäre mir vermutlich lieber gewesen. Nein wenn ich hier von Bestrafung schreibe, dann meine ich Schläge. Richtig schlimm, ins Gesicht, und sonst überall wie sie mich erwischt hat.. und vor allen Dingen... MIT WAS sie mich in dem Moment dann auch erwischt hat. Denn lag ich am Boden wurde auf mich eingetretten, oder mit Gegenständen auf mich eingeprügelt, die meine Mutter grade in Griffweite hatte.

Auch jede Hausübung war ein Horror. Immer wenn Sie der Meinung war, dass ich nicht schön genug geschrieben habe, dann wurden mir alle Seiten raus gerissen oder zusammen geklebt und ich musste nochmal von Vorne anfangen. Immer und Immer wieder... Die Folge für mich heute aus dieser Sache, ich habe eine Zwangsneurose entwickelt. Wenn ich Formulare ausfülle, oder wenn ich meine Einkaufslisten schreibe, dann schreibe ich die so oft, bis ich der Meinung bin, das jeder Buchstabe gestochen schön ist. Das zieht sich dann über Stunden, und bis zu 20, 30 oder sogar 40 Blättern, weil ich immer wieder was finde, das nicht schön genug ist. Es kostet viel Zeit und viel Nerv. Und viel Kopier-Farbe da ich mir Formulare immer und immer wieder kopiere, aus Angst ich müsste dann ein "hässlich" ausgefülltes Formular abgeben, wenn ich einen Fehler mache.

An eine Szene erinnere ich mich besonders. Ich war in der ersten Klasse Hauptschule. An diesem Tag haben wir unsere Mathematik - Arbeit zurück bekommen. Ich war nicht gut in Mathe, und so hatte ich auf diese Schularbeit eine 4. Ich weinte bitterlich in der Schule, auf dem Weg nach Hause und wusste schon was zu Hause dann passieren würde... Ich betratt die Wohnung, meine Mutter wusste schon, dass ich meine Schularbeit zurück bekommen hatte. Und sie wollte diese natürlich auch sehen. So legte ich ihr das Heft auf den Tisch und stand daneben als sie die erste Seite mit dem Notenverzeichnis aufschlug. ZACK!! Da nahm sie das Heft, schlug mir immer wieder und immer wieder ins Gesicht. Ich flüchtete ins Wohnzimmer kauerte mich auf die Couch, versuchte mich dann hinter der Couch zu verstecken. Aussichtslos, sie kam immer näher und erwischte mich dann mit ihrem geballten Zorn. Diese Szene lässt mich bist heute nicht schlafen... und jedes Mal, wenn ich meinen Staubsauger in die Hände nehme, denke ich an diese Szene, denn an jenem Tag verdrosch mich meine Mutter mit dem Staubsaugerrohr. Das für mich faszinierende... Ich fühlte keinen Schmerz. Ich lag da am Boden, starrte ins Leere,  fühlte nichts. Ich weinte auch nicht, da war einfach nichts. Kein Gefühl, keine Emotion, einfach rein gar nichts. Und dies sollte sich nun leider quälende 5 Jahre bis zu meinem 16 Lebensjahr noch weiter ziehen. Jeden Tag... Gewaltexzesse.. Aber nur an mir... Nicht an meinen Schwestern, die ja von meinem Stiefvater stammen...

Als ich 16 war, wollte ich es nicht mehr über mich ergehen lassen. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte aufs Jugendamt gehen, doch meine Mutter fand es heraus. So zerrte sie mich mit lachendem Gesicht aufs Amt und meinte nur vor der Tür noch höhnisch zu mir "Meinst die helfen dir depaten Kind ? Was erwartest da denn??  So begaben wir uns rein, ich erzählte dem Sozialarbeiter von den Sachen, die zu Hause so passierten. Meine Mutter saß noch siegessicher neben mir, als der Sozialarbeiter mitten in meinen Erzählungen das Wort an sie richtete. Er fragte sie, ob es denn Bezugspersonen für mich gäbe, die mich aufnehmen könnten. Da entglitten ihr erstmal alle Gesichtszüge. Sie fing an rum zu stottern, versuchte sich raus zu reden, doch er kannte kein Erbarmen. Mit kanllharten Worten schrie er meine Mutter an und erklärte ihr, das dass, was sie da über all die Jahre machte, strafbar ist, und ich auf keinen Fall mehr zu Hause sein dürfte. Ich schlug meine Großeltern vor, da die Beiden immer der Fels in der Brandung für mich waren. Und knapp eine Woche später war ich erlöst und endlich weg von zu Hause.

Die Wogen schienen sich zu glätten, meine Mutter und ich standen in kargem Kontakt zu einander. Denn auch wenn ich weg war von zu Hause, so hatte ich immer noch das Bedürftniss, es ihr recht machen zu wollen und ihre Anerkennung zu bekommen. Ein Phänomen, welches ich bis heute nicht begreife... Ich heiratete mit 18 und mit 20 bekam ich meinen Sohn.

Bis ich 22 war, lief für mich alles normal, alles paletti... Und auf eimal aus dem Nichts holte mich alles ein. Alles was ich die ganzen Jahre verdrängt hatte, alles von dem ich dachte, dass ich es hinter mir gelassen hatte... Auf einmal war es wieder da.

Ich schlief Nächte lang nicht, ich weinte nur noch und eines Tages geschah etwas, von dem ich nie verstanden hatte, wie andere Menschen bloß so etwas tun können.

Ich saß auf einer Aussichtsplattform, sah in die unendlichen Weiten... Rauchte eine und dann passierte es... Es mag verrückt klingen, aber es passierte genau so...

Es kam mir so vor, als würde ich auf einmal neben mir stehen und musste dabei zusehen, wie ich die Zigarette wegschnippte, über das Geländer stieg und mich nur mehr mit einer Hand fest hielt. Ich wollte mich aufhalten ,konnte mich aber nicht erreichen. Und aus irgendeinem Grund, wollte ich wissen, wie spät es ist. Sah auf mein Handy, sah meinen Sohn als meinen Bildschirmhintergrund und war auf einmal wieder voll klar. ich kletterte im eiltempo zurück über das Geländer, sank zu Boden und weinte fürchterlich. In diesem Moment wurde mir klar, ich brauche Hilfe.

Schnellstmöglich nahm ich mir einen Termin auf der psychiatrischen Abteilung unseres Krankenhauses. Bekam auch direkt einen Termin bei einer unglaublich lieben Oberärztin. Und nach stundenlangen Gesprächen verließ ich das Krankenhaus mit meinen Diagnosen. Schwarz auf Weiß auf dem Befundzettel... Borerline Persönlichkeitsstörung, Schwergradige Depressionen und Posttraumatische Belastungsstörung. Auf Medikamente wollte ich mich aber NIEMALS einstellen lassen. Ich dachte, ich wäre danach nicht mehr ich selbst. Vielleicht, aber nur vielleicht hätten diese jedoch meinen Weg aus der Depression leichter gemacht.

Nun mache ich seit 2 Jahren eine Trauma-Therapie, versuche das Erlebte zu verarbeiten, versuche nicht mehr zu verdrängen sondern abzuschließen. Den Kontakt zu meiner Familie habe ich abgebrochen.

Ich möchte in diesem Blog einfach aufzeigen, was die Spätfolgen von gewaltvoller Erziehung sein können. Ich appeliere an alle Eltern dieser Welt, auch wenn es manchmal nicht leicht ist, und ich weiß sehr sehr gut, dass einen Kinder zur Weissglut bringen, bitte bitte, haut nicht auf eure Zwerge hin. Denn es gibt immer einen anderen Weg.

In der Kindheit zeigt es sich vielleicht nicht, was man einem Menschen damit antut, aber glaubt mir, dieses Gefühl, wenn man geschlagen wird, getretten wird und wenn man hilflos ausgeliefert ist, an die Person die einen eigentlich beschützen soll vor solchen Sachen, das verfolgt einen ein Leben lang.

Also bitte, wenn ihr euch schwer tut mit euren Emotionen, und wenn ihr euch die Watschn nicht verkneifen könnt, dann sucht euch bitte bitte Hilfe. Und sagt nicht, dass euer Kind schwierig ist, oder dass das Kind das braucht! DAS ist keine Entschuldigung! Denn es gibt immer einen anderen Weg als einen Menschen zu schlagen! Und Kinder können nichts dafür! Kinder kommen nicht so zur Welt! Kinder werden so gemacht, und KInder sind keine leichte Aufgabe! Seid Euch dessen bewusst!!!!

Einen schönen Abend Euch allen :)

6
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
4 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Herbert Erregger

Herbert Erregger bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:00

Rosi-lein

Rosi-lein bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:00

fishfan

fishfan bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:00

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:00

Da Fraunz

Da Fraunz bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:00

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:00

9 Kommentare

Mehr von Steyra-Weib