In meinem letzten Blog schrieb ich über meine Kindheit.

Ich habe dieses Bild gefunden und habe mich lang damit auseinander gesetzt...  Ich dachte drüber nach, wie es war, als mein Sohn zur Welt kam. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon längst Borderlinerin, ohne es zu ahnen... Ich hätte es aber erkennen sollen... Nun möchte ich diese Erfahrung gern mit Euch teilen...

Der erste Absatz... Nun ja das ist wohl richtig. Ich war niemals wirklich glücklich anfänglich. Als ich noch schwanger war, wurde mir immer erzählt, was für ein absolut tolles Gefühl es ist, wenn dein Baby endlich da ist. Diese Welle von Muttergefühlen, diese unendliche, warme, große Liebe... Als mein Sohn zur Welt kam, hielt ich ihn stundenlang im Arm. Ich sah ihn an, ich drückte ihn an mich... Und nichts geschah.

Ich wartete immer auf diese tiefen Gefühle, auf diese Welle, die mich angeblich mitreißen sollte, doch sie kam nicht. Ich fühlte mich unfähig, ich fühlte mich schlecht, ich wusste, es ist mein Kind, ich habe die Aufgabe meinen Sohn zu lieben und für ihn da zu sein, doch egal was ich tat, diese tiefen Gefühle, die mir jeder beschrieben hatte, sie waren einfach nicht da... Mein Kind wurde mir keine 24 STunden nach der Geburt entrissen. 3 Wochen lang lag er auf der Intensivstation, und man lies mich aufgrund eines Infektes nicht zu ihm. Man hatte Angst, ich könnte ihn anstecken. Alle drei Stunden durfte ich ihn füttern, aber nicht kuscheln. Ich hatte dieses Bedürftniss anfänglich noch, doch mit jedem Tag wurde es weniger...

Die ersten Wochen zu Hause funktionierte ich einfach nur. Es gab kein Kuscheln, es gab nur mich, die Mutter, die ihr Kind am leben hielt, indem sie auf das Schreien reagierte. Ich fütterte meinen Sohn, ich wickelte ihn und massierte ihm den Bauch, wenn er Blähungen hatte. Aber wenn er nicht geschrien hat, dann legte ich ihn in seine Babywippe und ging meiner Arbeit nach. Ich suchte exzessiv nach noch mehr Hausarbeit, guckte wo kann ich noch putzen, was ist noch dreckig, nur damit ich eine Ausrede für mich selbst hatte, um meinen Sohn weiterhin in seiner Wippe liegen zu lassen. Wenn ich heute daran denke, dann werde ich wütend auf mich selbst.. Ja, ich hasse mich regelrecht dafür, denn wenn ich meinen Sohn, der mittlerweile fast 5 ist ansehe, dann wird mir klar, wie schrecklich ich war... das erste halbe Jahr, habe ich diesem wunderbaren Sonnenschein nicht die Liebe gegeben, die er so sehr verdient hätte... Im Gegenteil. Wie oben beschrieben, wenn er schrie, war ich genervt, klar wusste ich es ist normal, aber es störte mich so sehr... Jedesmal aufs neue...

Ich habe mein Kind immer auf Selbstständigkeit gedrillt... Mit 4 Monaten konnte er sitzen, mit 11 Monaten lief er alleine. Darauf habe ich immer großen Wert gelegt, dass er diese Dinge so schnell wie möglich lernt.  Genau so musste er auch früh lernen, dass er sich allein beschäftigt.

Heute bereue ich es. Damals dacht ich, es ist gut, heute weiß ich, dass ich es nur gemacht hab, um mich nicht zu sehr mit ihm beschäftigen zu müssen... Wieder ein Moment in dem ich mich selbst ohrfeigen könnte für meine Dummheit. Für diesen beschissenen Egoismus...

Als mein Sohn 15 Monate alt war, ging ich wieder arbeiten. Und er wurde in die Krabbelstube gesetzt. Auf einmal fing ich an zu fühlen, was ich nicht kannte. Wenn ich arbeiten war, ich vermisste meinen Sohn. In meinem Kopf kreisten auf einmal furchtbare Dinge wie "Was, wenn er grade weint? Was, wenn er grade jetzt zu mir will und ich bin nicht da!!?? Vermisst er mich genauso, wie ich ihn vermisse??" Ich vermisste ihn, und jeden Tag an dem ich ihn in die Krabbelstube brachte, zeriss es mir mein Herz ein Stück mehr. Ich fing an ihm Geschichten vorzulesen, ich fing an, ihm Lieder vorzusingen, ich genoss es auf einmal in vollen Zügen, wenn er mich anlächelte (das tue ich übrigens heute auch noch ;)  ) Und da war sie auf einmal.. ganz überraschend... Ich ertrank in diesen Gefühlen, ich wurde davon mitgerissen, diese endlose, bedingungslose Liebe, die ich nie zuvor für irgendwas oder irgendwen empfunden hatte... Auf einmal war sie da...

Also eigentlich wollte ich noch mehr schreiben... Aber ich möchte nun eigentlich nur mehr in mein Bett, meinen Sohn zu mir holen und mit ihm im Arm einschlafen...

Ich weiß ich kann es nicht ungeschehen machen, aber heute, wenn ich heute mein Kind ansehe, dann weiß ich dass er mein größtes Glück ist. Heute kann ich offen und ehrlich sagen, ich liebe meinem Sohn aus tiefstem Herzen! Heute habe ich diese Welle von Gefühlen, die mir immer beschrieben wurde. Auch wenn ich es nicht rückgängig machen kann was ich alles versäumt habe, so versuche ich jetzt alles besser zu machen...

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Herbert Erregger

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fischundfleisch

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