Warten auf das Licht oder Die frohe Botschaft der Jahresendfiguren

Die 'Jahresendfiguren' erleichtern den Abschied von Weihnachten einmal mehr. Ich war nie sehr traditionsbewusst, fand Traditionspflege immer irgendwie seltsam, streng oder auch kitschig. Wenn Männer in kurzen Lederhosen im Kreis tanzen und sich jodelnd auf die Schenkel klopfen, finde ich das lustig, fühle mich aber gleichzeitig ins Tierreich versetzt.

Pongauer Schuhplattler:

pinterest

Nun gut, die Musik ist etwas anders. :) Aber sonst? Mit Artgenossen gleiche Handlungen zu verrichten, ist wohl irgendwie identitätsstiftend, ähnlich wie der Nationalstaat, an dem vorwiegend Männer so gerne festhalten? Man kommt in Gruppen zusammen und alle tun das Gleiche. Über dieses kollektive Geschehen definiert man sich selber, seine Identität, wer man ist und was man will. Gleichzeitig wird eine unsichtbare Grenze um die Gruppe herum gezogen: Wer nicht schuhplatteln kann, hat im Kreis der Lederhosen nichts verloren!?

Weihnachten ist ein ähnliches, kollektives Traditionsgeschehen, wo man sich inmitten einer Schwarmintelligenz wiederfindet, die fremdgesteuert scheint. Wie auf Befehl rücken alle aus, um Geschenke zu kaufen. Aus Protest bin ich schon vor Jahren ausgestiegen. Nur meiner Familie zuliebe und weil ich auch Kinder habe, die teilweise romantisch veranlagt sind, mache ich gute Miene zum bösen Spiel. Aber alle wissen, was ich denke und fühle.

Oja, schön soll es schon sein. Einfach weil es in der Winterzeit schön und gemütlich im Haus sein soll, man ist ja mehr drinnen als draussen. Man tut es für sich. Aber mehr als das sehnsüchtige Warten auf das Licht des kommenden Frühlings stellt sich nicht ein.

Jesu Geburt? Kind in Bethlehem? Die gesamte Christenheit feiert Weihnachten. Nun gibt es aber weder den Christen noch gibt es Weihnachten. Beides sind Erfindungen von Endzeit-Römern, Kaisern, Schriftstellern, die transformieren mussten und denen in ihrer Not nichts Klügeres einfiel, als einer jüdischen Sekte (Urchristentum) den Glaubensinhalt zu klauen, ihn etwas zu verfälschen und die 'Heiden' (Nichtchristen) zu verfolgen, die an den 'wahren Gott' noch glaubten, die sich von monotheistischen Glaubensgrundsätzen nicht beeindrucken ließen.

Der eigentliche Festtag im Leben eines Menschen ist der 21. Dezember, manchmal auch der 22. Dezember. Es ist die Zeit der Wintersonnenwende. Viele Kulturen wissen das. Nur Abrahams Kinder haben es vergessen. Ihnen wurde durch klerikale Dogmen nachhaltig der Kopf verdreht.

Seit meinem 12. Lebensjahr warte ich jeden Winter auf die Sonnenwende und ich warte diesen Winter wieder. Am 21. Dezember um 17.28 ist es so weit. Über der nördlichen Halbkugel wird es wieder Licht. Der Champagner ist schon eingekühlt. Wir werden tanzen, lachen, singen und uns lieben - die Sonne kehrt zurück. Ich warte mit Begeisterung und Freude, mit Hoffnung und Zuversicht. Es ist mein eigentliches Fest, ein zehntägiges Fest - bis der Jänner anbricht und die Tage wieder merklich länger werden. Mit 12 Jahren trug ich einen kleinen Taschenkalender bei mir. Jeden Morgen vor der Schule schaute ich hinein, wann die Sonne aufgeht. Anfangs geht es langsam, dann wird es schneller. Eine Minute früher, wieder eine Minute früher, zwei Minuten früher... immer früher kommt das Licht und die Dunkelheit schwindet.

Am 24. oder 25. Dezember die Geburt eines Kindes in einem Stall des Nahen Ostens zu feiern, geht am Anliegen der Menschheit doch völlig vorbei? Das Feiern dieser 'göttlichen Geburt' hat nur den einen Zweck, den religiösen Führerkult der christlichen Kirchen zu untermauern. Denn aus dem Kindlein in Bethlehem wird ein Jesus, den man anzubeten hat. Jesus ist schlechthin der Gott der christlichen Kirchen. Dabei ist Jesus gar kein Gott gewesen und verbieten die Schriften das Anbeten falscher Götter ("Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!" ) sowie auch den Bilder- und Götzenkult.

Bei Lukas steht geschrieben:

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

Taylor Caldwell hatte einst ein schönes Buch über den Arzt und Evangelisten Lukas (Lucanus) geschrieben. Es war ein fesselndes und beeindruckendes Buch über den Günstling von Kaiser Tiberius, den Sinnsuchenden, den Verzweifelnden. Lukas Leben wurde als innerer Kampf dargestellt, an dessen Ende das Evangelium stand. Ich habe das Buch mit 14 Jahren dreimal gelesen, weil ich die dargestellte Romanfigur so bewunderte. Aber heute weiß ich, es war nur ein schöner Roman. Über Lukas selbst ist sehr wenig bekannt. Er soll 80 nach Christus gestorben sein, aber auch ein enger Freund von Tiberius gewesen sein, der 37 nach Christus starb. Das ist zeitlich recht eng, außer Lukas hat ein hohes Alter erreicht oder war schon als Jugendlicher ein Freund des Kaisers. Zudem wird angenommen, dass der Arzt Lukas nicht mit dem Evangelisten Lukas identisch ist. Das macht die Sache noch verworrener. Man sieht, auf historisch nicht gesicherten Annahmen wird eine Wahrheit aufgebaut, die man nur glauben, aber eben nicht wissen kann. Der Lukas, den Caldwell beschreibt, hat Jesus nie gesehen. Es sei ihm nur 'dieses und jenes' zu Ohren gekommen und dann habe er gewissenhaft recherchiert. Wie gewissenhaft? Reicht der Glaubenskampf eines Menschen in der römisch-griechischen Epoche aus, um 2000 Jahre später ein Ritual der Massen zu erklären? Möglicherweise war es sogar ein Politikum, dass Lukas diesen Text schrieb, zumal er mit dem Kaiser (Tiberius) eng befreundet gewesen sein soll? Man weiß es nicht. Und was man nicht wissen kann, soll man sich nicht auf die eigene Fahne heften.

So bleibt nur eines zu feiern: Die Wiederkehr des Lichtes.

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robby

robby bewertete diesen Eintrag 05.12.2017 15:52:49

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