Vor gut zwei Wochen ist Peter Green gestorben. Er war einer der einflussreichsten und besten weißen Bluesgitarristen der vergangenen Jahrzehnte. Sein Idol B. B. King hat gesagt: "He's got the sweetest tone I've ever heard, and he is the only living guitarist to make me sweat". (Quelle: "Fleetwood Mac: Rumours n' Fax" von Roy Carr and Steve Clarke, 1978, Seite 12).

Peter Green und B.B. King, 1969

Peter Green wird 1946 als Sohn einer jüdischen Arbeiterfamilie in London geboren. Im Alter von elf Jahren lernt er die ersten Gitarrengriffe und beginnt mit 15 Jahren professionell Gitarre zu spielen. Er ändert seinen Namen Peter Allen Greenbaum in Peter Green, weil er aufgrund seiner jüdischen Herkunft immer wieder gehänselt wird. Mit 20 Jahren bekommt er die Chance, als Leadgitarrist für Peter B's Looners auf der Bühne zu stehen. Wenig später wird er als Ersatz für sein Idol Eric Clapton bei den Bluesbreakers engagiert und schreibt seinen Instrumentalsong The Super-Natural:

Eric Clapton hatte bei den Bluesbreakers den Beinamen GOD bekommen und Peter Green etabliert sich als Ersatzgitarrist bei den Fans rasch mit dem Beinamen GREEN GOD. Noch 1967 gründet er mit den Bluesbreakers-Musikern Mick Fleetwood (Schlagzeug) und Bob Brunning (Bass) seine eigene Band, die Peter Green’s Fleetwood Mac.

TheGuardian Debüt am Windsor Jazz and Blues Festival, 13.08.1967

Drei Monate später wird Bob Brunning durch John McVie (Bass) ersetzt und Jeremy Spencer (Slide-Gitarre, Keyboard, Gesang) und später Danny Kirwan (Gitarre, Gesang) kommen dazu.

Nun beginnt Peter Greens erfolgreichste Zeit mit den Alben Peter Green’s Fleetwood Mac, Mr. Wonderful, English Rose und Then Play On und Stücken wie Albatross, Need Your Love So Bad, Man of the World, Oh Well sowie Black Magic Woman.

Albatross, der erste Nummer-1-Hit der Band im Winter 1968/69, ist auch die Titelmelodie von Welt am Draht, einem zweiteiligen Fernsehfilm von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1973.

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Auf dem ersten Album ist auch der Song Black Magic Woman, den Carlos Santana 1970 zum Hit machen sollte.

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Peter Green war Ende der 1960er einer der eindrucksvollsten Vertreter des British Blues. Er hat sich mit seinem gefühlvollen Sound auch den Respekt der afroamerikanischen Bluesmusiker erspielt. Von einem britischen Journalisten wird Folgendes berichtet: Die Mississippiblues-Legende Charley Booker wurde in einem Interview einmal gefragt, ob er glaube, ob auch Weiße den Blues authentisch spielen könnten. Er bejahte und nannte drei Musiker: "Jonny Winter, Stevie Ray Vaughan und ... dieser Engländer ... ". Ein Journalist meinte darauf: "Eric Clapton". Aber Booker antwortete: "Nein, nein, nein, der andere - Peter Green."

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Der Text des folgenden Songs Man of the world weist in seiner melancholischen Schönheit schon voraus auf die Verzweiflung und die psychischen Probleme, die folgen sollten. Im Text heißt es: "And there's no one I'd rather be, but I just wish that I'd never been born."

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Bald darauf bekommt Peter Green Schwierigkeiten mit seiner Berühmtheit, seiner Band, dem Musikbusiness und seinem LSD Konsum, der während der US Tourneen zunimmt. Es gibt Streit mit der Band, weil er in seiner notorischen Großzügigkeit deren Einnahmen spenden will.

Der große Knacks in der bis dahin so steilen Karriere kommt 1970. Auf ihrer Europatournee wird die Band in München von den Kommunarden Uschi Obermaier und Rainer Langhans eingeladen um in ihrem Landschloss in Landshut zu jammen. Peter Green bezeichnete dies als die schönste Musik, die er jemals gemacht hatte.

Dort konsumiert er laut einer langlebigen Legende einen LSD-Trip zu viel und findet nie mehr zu voller geistigen Gesundheit zurück. Er selbst erklärt später: „I went on a trip, and never came back.“

Peter Green verlässt die Band, die sich nun hin zur Mainstream-Rock- und Popmusik entwickelt und in der Folge ihre größten Erfolge ohne ihn feiert.

Den Großteil der 1970er Jahre verschwindet Peter Green von der Bildfläche mit der Diagnose substanzinduzierte Schizophrenie. Viele Quellen belegen seinen lethargischen, tranceähnlichen Zustand in dieser Zeit. Er wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen und bekommt Elektroschocktherapien. Er soll zeitweise auf der Straße gelebt, in Hilfsjobs und als Friedhofsgärtner gearbeitet und einige Zeit in einem israelischen Kibbuz verbracht haben. Dann macht er wieder Plattenaufnahmen und hat 1979 mit seinem Album In the Skies noch einen Welterfolg.

Peter Green beteiligt sich bei Aufnahmen anderer Musiker, insbesondere am Katmandu-Album A Case for the Blues und auch gelegentlich bei Fleetwood Mac. Er ist zwar inzwischen längst drogenfrei, doch die psychischen Probleme bleiben und so pendeln seine Livekonzerte zwischen Genie und totaler geistiger Abwesenheit. Trotz verschiedener weiterer kleiner Solo-Erfolge gelingt Peter Green kein großes Comeback. 1996 startet er mit befreundeten Musikern als Peter Green Splinter Group neu und veröffentlicht einige Alben, bis sich die Band 2004 auflöst.

Während der nächsten fünf Jahre spielt er nur mehr sporadisch sowie einige Gigs mit The British Blues All-Stars.

2009 geht er erneut auf Touree, diesmal als Peter Green and Friends.

Im Jahr 2010 verlässt er die Musikszene und zieht sich endgültig zurück.

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Was bleibt, das ist sein gefühlvoller Sound.

R.I.P.

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**B.B. King on Peter Green **(pt.2)

"People have told me that in his early years my guitar playing influenced Peter a lot. Now that's something that I take as a great compliment, but I have to tell you that I don't get it myself. When I hear Peter Green ... I hear Peter Green. Peter is the kind of guy who doesn’t say much and lets the guitar do all his talking for him. Well, it’s great to hear that voice again. You know, I can understand his silence all these years : there are still many times for me too when I feel disgusted by the music I’m playing because I can’t find the right notes and play the way I really want to. But that’s a cancer I’ll have to live with for the rest of my life, because if you want to punish me for anything - then take away my guitar. I don’t have to touch it, but let it sit in the room so that I can just look at it and daydream. Peter is back with a guitar in his hands and is trying. That’s a big thing for me."

(from introduction to Martin Celmin's book "Peter Green - Founder of Fleetwood Mac", 1997)

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