Brauchen Einwanderer einen „Nanny State“, um sich erfolgreich zu integrieren ?

Zwei Ereignisse erschütterten Deutschland und Österreich und entfachten erneut eine Debatte um Einwanderung und die Migrationswelle von 2015. Was war passiert ? In Deutschland stach ein junger Einwanderer aus Somalia auf mehrere Menschen ein, drei Frauen wurden dabei getötet. In Wien wurde ein erst 13-jähriges Mädchen auf offener Straße tot aufgefunden. Später stellte sich heraus, daß sie Drogen verabreicht bekam, und sie anschließend mutmaßlich Opfer einer Gruppenvergewaltigung durch junge Afghanen wurde.

Das Juste Milieu, unfähig, auch nur ansatzweise zuzugeben, daß, insbesondere seit 2015, die Idee des Multikulturalismus gescheitert ist, reagierte wie zu erwarten: Der deutsche Innenminister Horst Seehofer mahnte lieber die „Schon-länger-hier-Lebenden“, sich besser um die Integration von Migranten zu kümmern, als die Einwanderung aus bestimmten Kulturkreisen zu hinterfragen. In Österreich lief es diesbezüglich allerdings etwas besser ab: Innenminister Karl Nehammer wies richtigerweise jede Verantwortung der österreichischen Gesellschaft für das Verbrechen an der 13-jährigen Leonie zurück und kündigte eine harte Linie gegenüber kriminellen Migranten an, als ein Journalist des ARD/ZDF Pendants ORF ihn während einer Pressekonferenz fragte, ob man denn von Seiten des Staates auch genug für junge Menschen aus Afghanistan tue, die nach Österreich kommen.

Daß die Linke die Ursachen für Fehlentwicklungen in den Umständen sucht und die persönliche Verantwortung negiert, ist nichts neues. Aber wie sieht es nun tatsächlich aus ? Brauchen Migranten wirklich eine „gesellschaftliche Anstrengung“ ( = staatliche Intervention), um sich erfolgreich zu integrieren ? Benötigen sie einen „Nanny State“, der sie ab Ankunft in der neuen Heimat betüttelt und erzieht, damit sie nicht kriminell werden ? Oder kann man Einwanderer auch getrost sich selbst überlassen, ohne daß sie zu einer Belastung der aufnehmenden Gesellschaft werden ? Dazu zwei historische Beispiele anhand von Auswanderungswellen aus dem Nahen Osten.

Die Palästinenser in Chile

Den meisten Zeitgenossen ist die Tatsache unbekannt, daß ausgerechnet das südamerikanische Land Chile die größte palästinensische Diaspora außerhalb des Orients beherbergt. Genaue Zahlen existieren nicht, die meisten Schätzungen reichen aber von 300.000 bis ca. 500.000 Palästinensern, mindestens 95% Christien sind und die meisten in der Haupstadt Santiago de Chile leben.

Die Geschichte der Immigranten aus Palästina in Chile reicht bis in die Zeit des Osmanischen Reichs zurück und beginnt Ende des 19. Jahrhunderts. Mehrere Kriege erschütterten zu dieser Zeit den „kranken Mann vom Bosporus“, die wirtschaftliche und politische Instabilität nahm zu. Weiters dehnte die osmanische Regierung nun die Wehrpflicht auch auf die christliche Bevölkerung aus. Unter diesen Umständen begannen Christen aus dem Umland von Betlehem eine neue Heimat zu suchen. Die Wahl fiel auf Chile, dessen Klima dem der alten Heimat ähnlich war. Die Mehrheit der chilenischen Palästinenser hat ihre Wurzeln in nur drei Orten: Beit Jala, Beit Sahour und Betlehem selbst. Diese Siedlungen sind auch heute noch, trotz der drastisch gesunkenen Zahl von Christen im Westjordanland, christliche Hochburgen.

Als die ersten palästinensischen Immigranten in Chile eintrafen, warteten keine Sozialarbeiter oder vom Staat bezahlte Wohnungen auf sie. Auch „Integrationskurse“ gab es selbstverständlich keine. Das komplette Gegenteil war der Fall: Während in Österreich oder Deutschland der Staat Unsummen ausgiebt, um kulturfremde Einwanderer irgendwie zu „integrieren“. Chile dagegen tat nichts dergleichen. Während hierzulande soziale Medien öfter mal kritische Äußerungen über die Integrationspolitik löschen, schlug den Palästinensern ein ganz anderer Wind entgegen. Die chilenische Gesellschaft reagierte mit großer Abneigung auf die Einwanderer aus der Levante, die man aufgrund ihrer damaligen osmanischen Dokumente als „Türken“ bezeichnete. Die Zeitung El Mercurio schrieb 1911 gar: „Sie sind schmutziger als die Hunde von Konstantinopel“.

Sie wurden also sich selbst überlassen und mussten sich selbst um ihr Auskommen kümmern. Und die Palästinenser taten es mit Bravour. Die erste Generation fing ganz unten an, als einfache Straßenhändler oder sogenannte „fliegende Händler“, die von Stadt zu Stadt zogen. Doch das änderte sich bald: Mit steigendem Wohlstand, wurden sie vor allem in der Textilindustrie, im Handel und im Bankwesen tätig. Dem guten Geschäftssinn, ihrem Unternehmertum und ihrem Fleiß sei Dank. Bereits um die Jahrhundertwende waren viele Familien in die Mittelschicht aufgestiegen, und immer mehr chilenische Familien gaben ihren Töchtern den Rat, einen wohlhabenden Araber zu heiraten.

Heute sind sie voll in die chilenische Gesellschaft integriert und in der Elite des Landes vertreten. Alvaro Saieh, Unternehmer und einer der reichsten Chilenen, ist ebenso palästinensischer Abstammung wie der verstorbene Investor Carlos Abumohor oder Pablo Abusleme, der gegenwärtige Präsident des chilenischen Fußballverbandes. Obwohl die meisten von ihnen heute spanische Vornamen haben und kaum noch Arabisch sprechen, haben sie ein starkes Bewußtstein für ihre Identität. So gibt es in Chile viele palästinensische Vereinigungen. Der berühmteste ist der „Club Deportivo Palestino“, ein 1920 gegründeter Fußballverein, der in der ersten chilenischen Liga spielt, auf dessen Trikot das historische Palästina abgebildet ist und in dessen Stadion eine riesige palästinensische Flagge weht. Einige chilenische Palästinenser liefen sogar für die palästinensische Nationalmannschaft auf, wie beispielsweise Roberto Bishara oder Matías Jadue.

Nebenbei existiert mit der „Federación Palestina de Chile“ ein eigener Community-Verband und mit der „Unión General de Estudiantes Palestinos“ einen chilenischen Ableger der palästinensischen Studentenunion.

Trotz des fehlens von Integrationsbemühungen seitens des chilenischen Staates, gibt es heute keine ethnischen Spannungen in Chile und die palästinensische Gemeinde ist ein akzeptierter Teil der Gesellschaft. Ein chilenisches Sprichwort sagt: „In jedem chilenischen Ort findet man drei Dinge: Einen Priester, einen Polizisten und einen Palästinenser“

Die Libanesen in Westafrika

Man könnte jetzt allerdings einwenden, daß, im Falle der Palästinenser in Chile, Christen in ein christliches Land eingewandert sind und es dementsprechend einfach für sie war, sich in der neuen Heimat zurechtzufinden. Der Einwand ist berechtigt, läßt sich aber widerlegen, denn auch Muslime können in einem Land erfolgreich sein, welches sie nicht permanent mit Steuergeld versorgt. Ein Beispiel dafür sind die Libanesen, die nach Westafrika ausgewandert sind.

Schätzungsweise leben im westlichen Teil Afrikas zwischen 200.000 und 500.000 Libanesen, von denen viele bereits seit mehreren Generationen dort ansäßig sind. Sie konzentrieren sich vor allem auf die Elfenbeinküste, Sierra Leone und den Senegal. Die Migrationsgeschichte begann auch in diesem Fall Ende des 19. Jahrhunderts/Anfang des 20. Jahrhunderts. Da Libanesen im allgemeinen sehr frankophon sind, begünstigte die französische Kolonialherrschaft in Afrika ihre Einwanderung. Vor allem schiitische Muslime aus dem Südlibanon nutzten dies aus und wanderten in das Kolonialgebiet ein, wo sie auch heute noch einen überdurchschnittlich hohen Anteil in der libanesischen Gemeinde stellen. In der südlibanesischen, islamisch-schiitisch geprägten Küstenstadt Tyros, aus der viele Migranten in den Senegal kamen, gibt es deswegen sogar eine „Senegal Street“. Daneben gab es aber auch Sunniten, sowie maronitische und orthodoxe Christen, die den Weg nach Afrika fanden.

Selbstverständlich wurden die libanesischen Einwanderer nicht mit Sozialarbeitern, Steuergeld und Antidiskriminierungskult empfangen. Ein „Integrationsminister“, wie es ihn in Österreich gibt, existierte ebenfalls nicht. Integrationsprobleme gab es keine. Französisch war die verbindende Sprache und selbst die Tatsache, daß hier Schiiten in sunnitisch geprägte Länder wie Senegal und Sierra Leone einwanderten, sorgte für keine Spannungen. Selbst in der Elfenbeinküste, einem Land, das christlich-muslimisch-animistisch gemischt ist, traten keine religiös bedingten Probleme auf. Begünstigt durch ihre Affinität zu Fleiß und Unternehmertum, arbeiteten auch sie sich von einfachen Straßenhändlern zu erfolgreichen Besitzern von kleinen und mittelständischen Betrieben, sowie von großen Firmen hoch, die in sämtlichen Sektoren der Wirtschaft involviert sind. Der ehemalige deutsche Diplomat und Afrika-Kenner Volker Seitz schätzte, daß Libanesen in der Elfenbeinküste etwa 40% der Wirtschaft kontrollieren (Obwohl sie weniger als 1% der Gesamtbevölkerung ausmachen !) und ca. 15% des nationalen Steuerertrags erwirtschaften. Eine libanesische Unterschicht, ohne Job und wirtschaftliche Perspektive, existiert in den westafrikanischen Ländern dagegen so gut wie nicht.

Was ist das Fazit für Deutschland und Österreich ? Die linke Mär von wegen „Wir müssen uns eben mehr um die Integration bemühen ! Der Staat muß sich mehr anstrengen !“ bleibt eine Mär. Einwanderer, die zuerst von Vater Staat rund um die Uhr betüttelt werden müssen und am Tropf des einheimischen Steuerzahlers hängen, damit sie zumindest als irgendwie integrierbar gelten, braucht in Wahrheit kein Land. Und das es sehr wohl anders geht, als von den Linken behauptet, zeigen die oben genannten Beispiele.

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