Zu Allerseelen ein Spaziergang über die sonnigen Wiener Weinberge ist mir allemal lieber als der Besuch eines Friedhofs. Wenn einem dabei auch noch ein Baum auf der Flucht begegnet, so bleibt dieser Tag sicher ewig in Erinnerung. Aber das ist ein anderes Thema, denn was heißt schon "ewig"?

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Vermutlich sind die meisten Weingärten in Privatbesitz und der Zutritt „Unbefugter“ könnte wohl jederzeit als Besitzstörung geahndet werden. Würden diese Gärten in den USA liegen, so müsste man damit rechnen, dass die Eigentümer jederzeit bereit sind, die Ahndung der Besitzstörung mit der Waffe in der Hand selbst zu übernehmen.

Nun liegt Wien aber nicht in den USA, und die Besitzer fühlen sich offenar nicht im geringsten gestört, wenn von den asphaltierten Stadtwanderwegen Richtung Kahlenberg immer wieder einzelne Individualisten ausbrechen und den Erdboden unter ihren Füßen spüren und ihre Nasen in die letzten Trauben stecken wollen. Zumindest finden sich weder vergilbte noch knallgelbe Plastikschilder mit der Aufschrift: „Zutritt für Unbefugte verboten!“

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Nur vor einem Weg prangt eine Warnung: „Durchgang verboten“. Darüber ragt eine Tafel mit rotem Kreis und darin auf weißer Fläche eine schwarze Figur. Dieses naive Kunstwerk soll dem Verbot wohl einen amtlichen Charakter verleihen. Offenbar wurde der Weg vor vielen Jahren von der öffentlichen Hand angelegt, viele Stufen haben sich zwar über die Jahre abgesenkt, sind aber immer noch gut begehbar. Zumindest an einem sonnigen Tag, wenn das Herbstlaub nicht nass ist und den Aufstieg oder Abstieg in eine Rutschpartie verwandeln könnte.

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Die Möglichkeiten unlustiger Rutschpartien erklären wohl das rigide Verbot. Anderseits könnte ich mir aber auch eine Welt mit mündigen Bürgern vorstellen, in der ein Hinweis wie „Durchgang auf eigene Gefahr“ reichen würde. Da wir aber in einer Welt der unmündigen Bürger leben, würde mich nicht wundern, wenn demnächst an Sonn- und Feiertagen am Ende des verbotenen Weges zwei Gesetzeshüter stehen würden um die Gesetzesüberschreiter vor Ort abzustrafen. Ganz im Geiste einer idealen Welt, in der die Polizei unser Freund und Helfer ist.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 01.11.2016 23:45:42

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