Ich finde es einerseits amüsant, anderseits aber auch schon ein bisserl beängstigend, wie viele redliche Intellektuelle sich zum Pflichtverteidiger von Donald Trump berufen fühlen. Den „demokratisch gewählten“ Präsidenten darf man nicht beleidigen (das ist sein Vorrecht), niemand darf ihm drohen (das ist sein Vorrecht) und man darf ihn auch nicht als Bedrohung der Menschheit sehen, weil ja, siehe oben: demokratisch gewählt.

Wenn man das Wahlverfahren in den USA als „demokratisch“ bezeichnet, dann wäre es auch demokratisch, wenn zur Wahl eines österreichischen Präsidenten nur die Torschützenkönige der Bundesliga antreten dürften. Ich meine zur Wahl des Bundespräsidenten, nicht des ÖFB-Vorsitzenden.

Auf US-Verhältnisse umgelegt: wenn dort nur die beiden Kapitäne der Super Bowl Mannschaften die Möglichkeit hätten, bei der Präsidentschaftswahl anzutreten, würde wohl jedem auffallen, dass da etwas mit dem Grundsatz der Demokratie nicht vereinbar ist. Aber alle halten es offenbar für „demokratisch“, wenn in einer Demokratie nicht JEDER intelligente, politisch begabte und passiv wahlberechtigte Bürger zur Wahl antreten kann (ich schreibe bewusst: KANN - nicht DARF), sondern NUR Menschen aus der Kaste der Plutokraten.

Illustration: Ernst Zdrahal www.thurnhofer.cc

Meine Einschätzung des 45. US-Präsidenten: Sogar wenn er TTIP zu Fall bringt, was ich persönlich sehr begrüßen würde, ist er noch kein Demokrat, sondern ein Egozentriker, wie ihn die Weltpolitik noch nicht gesehen hat, dessen EGO so groß ist, dass es gerade mal mit Müh und Not in eine Boeing 747 passt. Dass die Welt, wenn Supertrump nach vier Jahren wieder auf dem Boden aufsetzt, auch nur um einen Grad (auf der 100-teiligen Richterskala der Demokratie, Gerechtigkeit und Freiheit) besser geworden ist, möchte ich bezweifeln!