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Als ich noch ein unwissender junger Veterinärspund war, hatte ich die große Ehre, einige Zeit lang bei meinem verehrten hochgeschätzten Kollegen Dr.Burgstaller lernen zu dürfen. Dieser Mann war Tierarzt mit Leib und Seele, der beste Chirurg, der einfühlsamste Mensch und ein Diagnostiker vor dem Herrn. Er wusste meist alleine durch die gründliche Anamnese Dinge, die andere heute nicht einmal durch tonnenweisen Einsatz teurer Technik herausfinden können. Oft reichte schon ein einziger Blick auf das Tier und er wußte, woran es litt. Leider verstarb er vor einigen Jahren ganz plötzlich. In seiner Klinik, was allein schon Bände spricht.

Ich war damals Halter eines sechs Monate alten Golden Retrievers, dem der damalige Herzspezialist der Veterinärmedizinischen Universität Wien maximal ein Jahr gab.

„Cor pulmonale“, sagte er zu mir, während mein eigenes Herz fast stehen blieb, als er die Worte aussprach, „Kollege, entweder Sie setzen den Hund unter die sprichwörtliche Käseglocke und er lebt vielleicht noch maximal ein Jahr, oder Sie lassen ihn toben und er stirbt früher.“

Wir gingen heim, mein Hund und ich. Und buchten einen Termin bei Dr. Burgstaller für eine zweite Meinung. Genau so lernte ich ihn kennen, dieses bis heute unerreichte Genie der Tierärzte Österreichs.

Er machte ein EKG zum Vergleich und in seiner unnachahmlich herzlichen aber ruppigen Art, einem schonungslos die ganze Wahrheit zu offenbaren, teilte er mir nachfolgende Worte mit.

Er sagte: „Dein Hund wird sicher lange und glücklich leben, wenn du diese goldene Regel der Herzpatienten einhältst: die magischen 18 Grad. Keine Aufenthalte im Freien ab 18 Grad. Keine Autofahrten ohne Klimaanlage ab 18 Grad. Und auch unter 18 Grad beim Schwimmen immer darauf achten, dass der Hund nicht zu plötzlich ins kalte Wasser springt. Weil sonst das Herzerl einen Schock bekommt und er tot untergeht.“

Ich habe den Hund unter die Käseglocke gesetzt, weil ich einfach der Typ dazu bin. Was mir gehört, behüte ich mit Argusaugen. Ich habe auch die 18 Grad Regel eisern eingehalten. Ich ließ mir im alten Range Rover nachträglich eine Klimaanlage einbauen und verdunkelte die Autoscheiben mit Folie. War mein Hund im Auto mit, und ich musste etwas in einem Geschäft besorgen, hatte ich einen Zweitschlüssel dabei und ließ den Hund mit laufendem Motor und herzfreundlichen 18 Grad im Auto warten, höchstens fünf Minuten, aber doch fein gekühlt.

Langer Rede kurzer Sinn: der Hund wurde 14 Jahre alt.

Ich vermisse ihn sehr oft, den Hund. Und den Herrn Dr. Burgstaller, sein fundiertes Wissen und seine Menschlichkeit vermisse ich auch.

Deshalb ist es immer wichtig, eine zweite Meinung einzuholen und nicht gleich aufzugeben.

Das gilt übrigens auch für alle anderen Dinge im Leben, nicht nur für kranke Hundeherzen.

Herzlichst Bela Wolf,

Tierarzt, Autor und Tiergesundheitsjournalist

http://www.tierarzt-wien.com/

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