Was ich bei der ganzen Flüchtlingsgeschichte nie verstehen werde: Warum wollen die eigentlich alle nach Deutschland? Ein Land, in dem blanke Not herrscht. Unzählige Deutsche würden glatt verhungern, gäbe es nicht viele, viele gute Menschen, die z. B. mit Hilfe der Tafeln dafür sorgen, dass der Hunger in diesem Land wenigstens etwas gelindert wird.

Seit ein paar Jahren gibt es auch eine andere segensreiche Einrichtung: Öffentliche Kühlschränke, oder wie ihre Erfinder sie nennen, Fair-Teiler. Das Prinzip ist ganz einfach: Hier kann jeder den Müll, der in seinem eigenen Kühlschrank schon lange vor sich hin modert, entsorgen. Man gibt einfach den überlagerten Käse und die schon von einem leichten Grünschimmer überzogene Wurst, die man ums Verrecken selber nicht mehr essen will und die auch der Hund nicht bekommen soll, den Armen und kann sich dabei – wie praktisch – noch als guter Mensch fühlen. Wenn das nichts isst!

Wer nun als Alleinstehender mit den 404 Euro monatlich vom Sozialamt (plus Übernahme der Kosten für Wohnung und Heizung, plus Mehrbedarf, plus anrechnungsfreiem Zuverdienst von 100 Euro) oder als Pärchen mit 728 Euro nicht auskommt, kann sich hier das alte Zeugs einfach abholen und somit sein Überleben im Notstandsgebiet Deutschland sichern.

Das Ganze läuft unter Foodsharing. Komisch, diese denglischen Wortschöpfungen. Ich kenne nur Timesharing (lebenslänglich überteuerte Ferienwohnungen teilen) oder Carsharing (Autos teilen, die nie da sind, wenn man sie dringend braucht). Aber Foodsharing? Wie teile ich denn meinen alten Joghurt mit jemandem? Gibt auch eine Website dazu. Vernetzung ist heute alles. Da postet dann z. B. Tanja aus Braunschweig: „hallo ihr lieben im fair-teiler sind von priemer crossongs brötschen und hefe stücke war mag schaut mall vorbei„ Super. Da fällt mir ein, gibt es eigentlich auch Brainsharing?

Aber leider, wie bei jeder wirklich guten Idee von guten Menschen finden sich auch böse Menschen, die das Ganze torpedieren. Und es sind, wie könnte es anders sein, die Behörden. Die haben nun ernsthaft hygienische Bedenken bezüglich der Fair-Teiler-Stationen angemeldet. Sie machen sich Sorgen um die Gesundheit derer, die da den ganzen Gammel rausnehmen und womöglich wirklich essen wollen, z. B. weil dann von den 400 Euro Stütze mehr für die Pulle Schluck übrig bleibt. Diese Behinderung des guten Willens ist ungeheuerlich und Grund genug eine Petition zu starten.

Und mal ehrlich; nur weil ich selber das Zeug mit dem abgelaufenen Haltbarkeitsdatum nicht mehr essen will, kann doch der HARTZer das noch prima verputzen oder etwa nicht? Böse Menschen könnten das womöglich als Arroganz der guten Menschen werten. Und sie könnten auf die Idee kommen, dass die, die da den Behörden zu viel Bürokratie vorwerfen, genau dieselben sind, die sonst gar nicht genug von behördlichen Lebensmittelkontrollen bekommen können und jede Nachricht über Gammelfleisch und Lebensmittelzusatzstoffe mit Argusaugen lesen.

Aber nein, wir wollen nicht ungerecht sein. Loben wir den Einsatz engagierter junger und nicht mehr ganz so junger guter Leute für den guten Zweck. In einem Land, dass vor sozialer Kälte geradezu bibbert, bringen die Kühlschränke etwas Wärme. Bildlich gesprochen natürlich. Und ich bin mir sicher, dem Erfindungsreichtum in Deutschland wie natürlich auch in Österreich sind keine Grenzen gesetzt. Es gibt eine Menge, was wir für den guten Zweck noch sharen könnten. Nur keine Hemmungen, keine Denkverbote. Doch das wäre dann schon wieder ein anderes Thema...

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The_Duck

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