Am Montagmorgen fuhr ich mit einigen Werkzeugen, Zelt und Schlafsack zum Ahrtal, bzw zur Sammelstelle des Helfershuttles, in einem Industriegebietes außerhalb des Ahrtals. Dort gibt es grosse Brachen (Wiesen) die als Parkplatz, aber auch als Campingplatz genutzt werden. Ich parkte zwischen Zelte, zog meine Arbeitsklamotten an und ging mit meinen Schlagbohrhammer zum Startplatz der Busse. Man meldet sich dort bei einem der Organisatoren in gelben Westen und wird dann zugeteilt.

Tag 1:

Ich wurde einer Gruppe für Ahrweiler zugeteilt. Mit dem Bus wurden wir dorthin gefahren. Dann wurden wir in mehrere kleinen Gruppen aufgeteilt, die verschiedene Aufgaben zugeteilt bekamen. Meine Gruppe mit 8 Leuten hatten 3 schwere Hämmer dabei und einen langen Weg, was sich schon als recht beschwerlich zeigte. Schließlich kamen wir an. Aber das Haus war schon entkernt. Der ältere Herr wusste auch nicht weiter und wir konnten anfangs keinen Führer erreichen. Schließlich kam heraus, dass die Hausnummer falsch angegeben war und das Gebäude gegenüber gemeint war. Das Gebäude war eine ehemalige Jugendherberge aus den 30er und wird derzeit als Jugendhilfswerk genutzt. Die grossen Räume waren alle schon entkernt, aber in 2 kleinen Nebenräumen musste noch der Estrich entfernt werden. Dafür waren wir zuviel Leute, deswegen teilten wir uns. Wir 3 mit den schweren Maschinen und noch einer blieben. Die anderen bekamen einen anderen Auftrag.

Ich nahm mir den Estrich des größeren Raumes vor, der andere den kleineren, aber gefliessten Raum. Die anderen beiden entfernten den Schutt. Wir waren vorzeitig fertig und sollten dann noch den kleinen Vorraum machen. Dort waren grosse Schieferplatten auf Granulat gelegt. Das schwierigste war, die gewaltigen Platten in tragbare Teile zu trennen. Das Granulat konnten wir bis zum Betonboden ausgraben. Dann wurde aber Die Zeit knapp. Zum Glück war ein kleiner Radlader dabei, der etwa eine Stunde vor Schluss kam und die Schieferplatten zum Abfallhaufen fuhr. Wir konnten den Fahrer erst überreden unsere schwere Maschinen zur Haltestelle zu fahren und schließlich sogar uns selbst in der Schaufel mit zu nehmen.

Die andere Gruppe machten einige Kleinigkeiten in einem Flüchtlingsheim. Während junge kräftige Migranten zusahen. Dieser Tag hinterließ gemischte Gefühle, denn wir waren billige Arbeitskräfte für die Stadt Ahrweiler, Bad Neuenahr.

Abends gab es recht gutes Essen und Freibier.

Tag 2:

Diesmal wurde ich einer Gruppe für Ahrbrück zugeteilt. Das Haus das wir entkernen sollten war ein 6-Familienhaus das recht weit oben stand. Das Wasser stand dort bis ca 1,5 m Höhe des Obergeschosses. Leider hatten wir gleich 5 schwere Bohrhämmer. Und so versuchte ich mit meiner schweren Maschine die Wände abzuschruppen. Das klappte sehr gut, aber nach mehreren Stunden machten mich die rund 10 Kilo meiner Maschine ziemlich fertig. Ich musste damit die Wände bis zur Kophhöhe abschlagen (ca 30 - 50 cm über Wasserstand wegen dem Kappilareffektes). Ich schaffte den Grossteil der Küche, 2 Wände des Schlafzimmers und Teile des Flurs. Und war an diesem Tag fix und fertig.

Nachmittags kamen 2 Autos vorbei. Der erste kam aus Thüringen und verteilte die besten Burger die ich je gegessen habe. Dahinter war ein Wagen aus Hamm, der frisch gezapftes Bier und andere Getränke verteilte.

An dem Abend fiel ich sehr früh ins Bett und schlief knapp 10 Stunden.

Tag 3:

Ich suchte nach Abbrucharbeiten für Estrich. Und kam wieder nach Ahrweiler. Es ging um einen Friseur- und Kosmetiksalon. Am Vortag waren schon Teile des Estrichs aufgebrochen und rausgebracht worden. Ich nahm mir einen hinteren Flur und einen Raum vor. Das ging erstaunlich einfach. Unter der Oberfläche war Gussasphalt, der leicht zersprang. Anschließend schruppte ich noch eine Wand mit Lehmbewurf ab und klopfte noch rund eine Stunde am Estrich im Keller herum.

Der Eigentümer des Hauses ist eigentlich versichert, aber die Firma die er beauftragte entpuppte sich als totaler Reinfall. Das Haus stand etwa bis 2 Meter unter Wasser. In die Hofeinfahrt von seinem und dem Nachbarhaus wurden 4 oder 5 Autos reingeschwemmt. In einem Auto saßen noch 2 Kinder.

Tag 4:

Ich schloss mich wieder der Gruppe für den Friseursalon an. Leider mussten wir den Container teilweise entladen. Wegen deren Fahrzeuge dürfen die Container zu max. 2/3 beladen sein. Also mussten wir von den 15 qm grossen Container rund 5 qm entladen und seitlich entlang der Hauswand deponieren. Anschließend war ich den ganzen Tag damit beschäftigt, den groben Schutt und Betonbrocken aus dem Keller zu holen und in den neuen Container zu laden. Obwohl ich klatschnass geschwitzt war, fand ich das eher erholsam.

Tag 5:

Heute wollten wir den Haarsalon fertig machen. Die Mannschaft wurde auf 6 Mann reduziert, 4 davon waren neu. Wir verkleinerten die Rohre von der Fussbodenheizung im Keller, ich fing dann an, den Schuttberg entlang des Hauses auf den Container zu schaufeln. Und ja, wir schafften es. In den letzten 2 Stunden schickten wir sogar 2 Mann zu einem Haus in der Nähe. Deren Verputzer meinte, dass der Putz nicht sauber genug abgeschlagen worden wäre.

Das Lager:

Neben dem grossen Hauptzelt waren eine Reihe mehrerer kleiner Zelte die als Materiallager dienten. Dort konnte man sich morgens mit Schaufeln, Stemmhämmer, Licht und vieles mehr ausrüsten.

Auf der anderen Seite waren 2 Zelte in denen man sich mit Schutzkleidung und Schuhe ausstatten lassen kann.

Für den Abend gibt es die Essensausgabe mit zumeist recht gutem Essen. Und etwas seitlich die Theke mit Getränken. Daneben die Frühstückstheke für morgens. Kaffee, Tee, Kakao und verschiedene belegte Brötchen und eingepacktes als Wegzerrung.

Die Disposition ist ein kleines Zelt auf der anderen Strassenseite.

Und letzten Endes gibt es noch am Ende des grossen Aufenthaltszeltes die Schmiede, in der die Meissel geschmiedet und geschliffen werden.

Die Duschen sind etwas abseits bei den Toilettenhäusern. Einzelne Dixieklos sind auch anderweitig aufgestellt.

In jedem Ort gibt es zudem eine Verpflegung. Dort werden nicht nur freiwillige Helfer, sondern auch gewerbliche Arbeiter und die Anwohner versorgt.

Nachtrag:

Es ergaben sich immer wieder interessante Gespräche. So teilt ein Krankenpfleger in einer Intensivstation meine Einstellung. Wenn für ihn die Impfpflicht kommen sollte, dann hört er auf. Er hat sich schon vor langem ein zweites Standbein aufgebaut, dass er dann in Vollzeit machen wird. Mit anderen teilte ich die Meinung eines Blackout in wenigen Jahren (1 Jahr). Ein Hufschmied erklärte mir den erstaunlich komplexen Aufbau und Funktionsweise eines Hufes und lästerte über die Bequemlichkeit und Ahnungslosigkeit der Reiter. Es wurde natürlich viel über Hochwasser und Überschwemmungen geredet und über Erlebnisse an anderen Tagen.

Und jetzt?

Ich sitze im Auto in einem Steinbruch bei Maria Laach, lasse mich hängen und erhole mich. Heute war ich nur 2 Stunden gemütlich wandern. Die restliche Zeit habe ich verpennt.

Morgen geht es wandern, bevor ich mittags heimfahren.

Didgeman/pixabay https://pixabay.com/de/photos/ranke-wein-weinberge-weinanbau-4552987/

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