Von der Polemik der Zahlen. Oder: "Neverland ist abgebrannt"

... viele Aspekte hat man uns in Deutschland inzwischen vorgestellt, um uns die Alternativlosigkeit der Grenzöffnung im September 2015 schmackhaft zu machen:

Da wäre (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) das fatalistische Argument, nämlich die physische Unmöglichkeit, sich des Ansturms zu erwehren – auch wenn das zwischenzeitlich "irgendwie" zu funktionieren scheint, sei es unter Zuhilfenahme der herzlosen Ungarn, Österreicher, Mazedonier oder eben auch des türkischen Despoten Erdogan.

Dann gab es auch noch das Prinzip des christlich-humanen Gebots. Irgendwie endete (und endet) das Gebot aber aus irgendeinem Grund immer in Syrien. Keinesfalls übertragen wir unsere Fürsorge auf die Afrikaner, selbst, wenn dort in den zahlreichen lokalen Bürgerkriegen regelmäßig Frauen und Kinder mit Macheten und auf andere Weise massakriert werden. Merkwürdigerweise hat man noch von wenigen deutschen Prominenten (oder wohlwollenden Normalbürgern) gehört, die etwa eine schwarzafrikanische Familie bei sich aufgenommen haben. Irgenwie scheint das etwas anderes zu sein. Wir werden sehen, wie sich Land, Leute und Politik aufstellen, scheinen sich doch (wieder einmal von der Politik ignoriert) die nächsten Migrationswellen vorzubereiten, gerade auch aus Afrika.

Dann war dann noch die wirtschaftliche Begründung, etwa der Fachkräftemangel und die demographische Entwicklung. Versprochen wurden den Bürgern (größenteils) junge, gut ausgebildete Flüchtlinge (besonders Syrer), die der deutschen Wirtschaft helfen würden, den dringenden Facharbeitermangel (und zukünftig die Rentenlücken) auszugleichen. Zu Beginn der Willkommenswelle traten doch täglich vorwiegend weibliche Personalchefinnen der großen deutschen Unternehmen auf und verkündeten irritierend optimistisch den Beginn einer neuen Zeit. Daimler Chef Zetsche höchstselbst sprach euphorisch von der "Möglichkeit eines neuen deutschen Wirtschaftswunders". Die Flüchtlinge seien hochmotiviert. „Genau solche Menschen suchen wir bei Mercedes und überall in unserem Land.“ Studien zufolge drohten fast 40.000 Lehrstellen unbesetzt zu bleiben. Deshalb müssten Flüchtlinge in Deutschland willkommen geheißen werden. „Wer an die Zukunft denkt, wird sie nicht abweisen.“

Auch andere DAX Vorstände schlossen sich – begleitet von den Fanfarenklängen der Leitmedien, die den nüchternen Betrachter allerdings eher an einen Drogenrausch als an seriöse Reflexion erinnerten – der Einschätzung Zetsches an, darunter so illustre Vorzeigechefs wie Porsche-Chef Matthias Müller, der Chef des Essener Chemiekonzerns Evonik, Klaus Engel und der Post-Vorstandsvorsitze Frank Appel. Politik und Wirtschaft bauten gemeinsam an ihrem schönen Neverland.

Die zuletzt auch von der Bundesanstalt für Arbeit gelieferten Zahlen sind demgegenüber ernüchternd, allerdings für den nüchternen Betrachter wenig überraschend. Im Juni waren 297.000 Geflüchtete als arbeitssuchend registriert (bei insgesamt rund 1,5 Mio. Flüchtlingen seit September 2015). Davon führt laut Manager-Magazin vom Juli 2016) die Statistik offiziell lediglich 131.000 Flüchtlinge als "arbeitslos". Der Großteil der arbeitssuchenden Flüchtlinge ist männlich (76%), Rund ein Viertel (26%) besitzt keinen Hauptschulabschluss, 74 % haben keine formale Berufsausbildung. Über die Hochschulreife sollen 26 % verfügen (wobei dies nicht mit der Gleichwertigkeit des deutschen Abiturs verwechselt werden darf. Dies bedarf etwa im Falle der Syrer eigentlich einer sog. Gleichwertigkeitsprüfung, sofern man nicht diese (noch) bestehende Gesetzeslage den politischen Wünschen anpasst. Frau Ministerin Nahles gibt bekannt, dass im Jahr 2016 mit rd. 360.000 Hartz-IV Beziehern unter den Flüchtlingen zu rechnen sei, wobei unklar bleibt, wovon die übrigen leben. Jüngst wird die Bundesdeutsche Bevölkerung vorsorglich schon mal - allen sonstigen statistischen Taschenspielertricks zum Trotze - auf einen Anstieg der (offiziellen) Arbeitslosenzahl auf 3,1 Mio. vorbereitet.

Das alles lag und liegt natürlich für den unberauschten Betrachter absolut im Bereich des Erwarteten. Nicht nur der ehemalige Chef des Ifo-Instituts Sinn hatte - Laokoongleich - hinreichend auf die realistischen Perspektiven verwiesen: Brutal ernüchternd ist allerdings, dass der status quo genauso wie die zukünftigen Aussichten drastisch düster erscheinen. Direkt sprachlos macht die Unverfrorenheit, mit der sich die ehemals euphorisierten Wasserträger der Kanzlerpolitik jetzt mit ihren früheren (Schein-) Argumenten aus dem Staub machen und sich ihrer Verantwortung entziehen."Ups... ich bin dann mal weg."

Ein relativ aktuelle Umfrage (FAZ vom 04.07.16) unter den DAX Konzernen förderte nämlich in Zahlen ausgedrückt ein schon lachhaftes Auseinanderklaffen von schönen Worten und bitterer Realität zutage: Die DAX-Unternehmen erwirtschaften zusammen einen Jahresumsatz von 1,1 Billionen Euro und beschäftigen 3,5 Millionen Beschäftigte. Eigenen Angabe zufolge haben diese Unternehmen bislang ganze 54 Flüchtlinge fest angestellt. In Worten: Vierundfünfzig. Davon 50 bei der Post (zumeist als Sortierer) zwei bei SAP und bei Merck (Lager). Das Zetsche Unternehmen selbst hat sich offenbar aus dem Wirtschaftswunderland verabschiedet und - wie auch Bayer - noch keinen einzigen Flüchtling eingestellt. Und nun Herr Zetsche & Co. ?

Doch die Kanzlerin hat einen Plan, bittet mal wieder an den runden Tisch und trifft sich mit den Firmenlenkern. Problem erkannt - und konsequent verkannt. Wir schaffen einen Praktikumspakt und fordern notfalls die bevorzugte Einstellung von Flüchtlingen. Wie sang schon Pippi Langstrumpf in ihrer Villa Kunterbunt: "Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt". Und alle machen weiter mit: Selbst die FAZ bringt dieser Tage einen großen Bericht ("Deutschlands beste Ausländer" ) über hochqualifizierte Migranten, die planen, Deutschland wieder zu verlassen, weil die Möglichkeiten andernorts schlicht besser sind. Bertelsmann flankiert mit einer Studie über selbständige Migranten, deren Zahlen bei nährerer Betrachtung allerdings auch eher ernüchternd sind.

Ein Argument der Regierung ist aber - um ehrlich zu sein - noch nicht widerlegt: Es stammt - recht wenig diskutiert - von Finanzminister Schäuble, der vor der 'Degeneration des deutschen Blutes durch Inzest warnt', sofern es nicht durch muslimische Zuwanderung aufgefrischt wird. Hoffentlich ist es dazu noch nicht zu spät. Zweifel scheinen leider angebracht.

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