... dass Marmelade Obst enthält. Mit dem beliebten Spottliedchen hat man uns als Kindern schon vor rund 70 Jahren beigebracht, die praktische Relevanz «wissenschaftlicher» Erkenntnisse mit gehöriger Skepsis zu betrachten. Der alltagspolitische Furor aktueller «Klimawissenschaft» fordert solche Skepsis inzwischen nicht mehr nur täglich, sondern stündlich heraus. Na, dann wollen wir mal:

Kohlendioxid - CO2 – macht angeblich das Weltklima kaputt. Die Wissenschaft hat festgestellt, dass unser Weltklima bis 2100 – also in ca. 80 Jahren – um 4,1 bis 4,8 Grad Celsius wärmer sein wird als heute. Nicht nur das: man glaubt auch zu wissen, dass diese Erwärmung weit überwiegend durch menschlich verursachte CO2-Emission in die Erdatmosphäre verursacht wird und – über weitere Jahrhunderte extrapoliert – unsere Lebensgrundlagen zerstören wird. Man glaubt sogar zu wissen, dass das Weltklima bei radikalem Stopp unserer weltweiten CO2-Emission bis Mitte des Jahrhunderts, im Jahr 2100 um nur 1,5 Grad Celsius höher liegen wird als heute. Weswegen wir angeblich unser ganzes Leben auf den Kopf stellen müssen, um das zu erreichen. Die Wissenschaft hat’s festgestellt – auf ein paar Zehntel Grad genau.

Wie kommen die da drauf?

Erst mal müssen wir klären, was das Weltklima – und darin speziell die globale Durchschnittstemperatur – überhaupt ist. Das ist nicht so simpel, wie die Temperatur eines Liters Wasser in einem Kochtopf: Thermometer hineinhalten, ablesen...

WO misst man denn die «Welttemperatur»? In der Luft? Auf der Erdoberfläche? Unterirdisch? Auf oder im Wasser? In welcher Höhe oder Tiefe? Auf Bergspitzen oder im Talgrund? In der Stratosphäre oder in Tiefseegräben? Am Äquator oder am Nord/Südpol? In Stadtzentren unter praller Sonne oder im Schatten von abgelegenen Wäldern? Auf Sand, Gras oder Schneeflächen?

WANN misst man? Mittags? Mitternacht? Im Sommer? Im Winter? Bei Sonnenschein, bei bedecktem Himmel, bei Regen- oder Schneefall? Bei niedrigem oder hohem Luftdruck? Bei Windstille oder Sturm?

Das alles ist Bestandteil unserer augenblicklichen, «globalen Temperatur» - und differiert um weit über hundert Grad Celsius! Um daraus eine auch nur um wenige Grad Celsius – von Zehntel Grad ganz zu schweigen – aussagefähige «Durchschnittstemperatur» zu gewinnen, müssen wir uns nicht nur weltweit auf eine immense Anzahl unterschiedlicher Messungen – und deren jeweilige Methode – einigen, sondern vor allem auch auf die jeweilige Gewichtung all dieser höchst unterschiedlichen Werte. Letztlich ist es weit mehr eine Frage willkürlicher Definition als ein Ergebnis von Messungen, welche «Welttemperatur» wir denn wirklich gerade haben. So etwas dann auf einzelne Grad Celsius – oder gar auf Zehntel Grad – genau zu benennen, ist schon von vornherein unseriös: schon aufgrund der zwangsläufig schwammigen Definition einer «Welttemperatur» macht eine solche Genauigkeit einfach keinen Sinn. Wenn ich «globale Erwärmung um 4,1 bis 4,8 Grad bis 2100» höre, dann ist schon anhand der Nachkommastelle klar, dass die Autoren nicht wissen, wovon sie reden. Kein seriöser Wissenschaftler gibt Messergebnisse in einer Skalierung an, die schon anhand der Definition des gemessenen Gegenstands gar keinen Sinn macht.

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Eigentlich könnte ich diesen Artikel damit bereits abschließen. Aber nehmen wir mal wohlwollend an, «die Wissenschaft» hätte sich tatsächlich weltweit einheitlich auf zigtausend Klima-Mess-Stellen, auf deren Methoden und auf eine Gewichtung der Messergebnisse einigen können, die wenigstens halbwegs eine sinnvolle Relevanz für die zukünftigen, menschlichen Lebensverhältnisse widerspiegelt. Dann könnten wir – hypothetisch - den zweiten Schritt tun: hin zu einer genauen Analyse der VERÄNDERUNG dieses Klimas, um die es hier ja eigentlich geht. Wie berechnet man sowas?

Es gibt Naturgesetze - und es gibt Formeln, die sie beschreiben. Beispiel Schwerkraft: zwei Körper mit vorgegebener Masse, die einander im luftleeren Raum umkreisen, tun das in einer Weise, die sich nach Newton mathematisch exakt beschreiben und vorausberechnen läßt – mit praktisch beliebiger Genauigkeit, bis in ewige Zeiten, solange nicht weitere, äußere Einflüsse das Spiel stören.

Kommt jetzt aber auch nur ein dritter Himmelskörper hinzu, sodass dann drei Körper einander umkreisen, dann ist bereits Schluß mit der mathematischen Exaktheit: wir kennen bis heute keine Formel, mit der sich dieses «Drei-Körper-Problem» (oder gar noch komplexere Probleme) mathematisch exakt lösen ließe. Wir können es zwar trotzdem auf sehr begrenzte Zeit mit sehr begrenzter Genauigkeit vorausberechnen: nämlich «iterativ» - in schrittweiser Annäherung. Man analysiert dazu einen momentanen Zustand, extrapoliert die gemessenen Kräfte und Bewegungen über eine gewisse Distanz, analysiert den dann erreichten Zustand erneut und extrapoliert ihn wieder auf das nächste Stück der Bewegung. Moderne Computer ermöglichen es uns heute, solche, «iterative» Berechnungen in sehr vielen, sehr kleinen (und damit relativ genauen) Schritten in akzeptabler Zeit durchzuführen.

Das Problem dabei ist aber, dass jeder Einzelschritt den jeweils nächsten Zustand nicht wirklich exakt, sondern nur näherungsweise berechnen kann. Der Fehler geht dann wiederum als Grundlage in den nächsten Rechenschritt ein und macht ihn noch ungenauer; die Fehler summieren und potenzieren sich mit jedem weiteren Schritt. Selbst mit den modernsten, schnellsten Computern kommt man damit ziemlich bald an den Punkt, an dem die kumulierten Fehler das erzielte Rechenergebnis komplett unbrauchbar machen. Ob zum Beispiel beim Drei-Körper-Problem irgendwann zwei dieser Körper miteinander kollidieren werden, lässt sich so unmöglich vorhersagen – es sei denn, das geschähe schon sehr bald.

Tatsächlich beruhen heute fast alle neueren, wissenschaftlichen Berechnungen auf solchen, «iterativen» Rechenmethoden; nur für eine vergleichsweise winzige Anzahl von Problemstellungen stehen uns mathematisch exakte Formeln zur Verfügung. Die Grenzen der iterativen Vorgehensweise können wir exemplarisch jeden Tag an der Wettervorhersage studieren: für den nächsten Tag (meistens) noch relativ genau, nach drei Tagen schon ziemlich unzuverlässig, und spätestens nach zwei Wochen wird’s vollends zur Lotterie.

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«Klima-Simulationen» sind nichts anderes als langfristige, globale Wettervorhersagen. Sie beruhen prinzipiell auf denselben, iterativen Rechenmethoden: allerdings über sehr viel längere Zeiträume hinweg, dafür in sehr viel längeren Einzelschritten und mit sehr viel weniger, räumlicher Differenzierung. Was beim Wetter die Vorhersage für morgen früh im Nürnberger Raum ist, sind für die Klimaforschung die global gebündelten Temperaturen (siehe oben), die Zusammensetzung der Atmosphäre und die Meereströmungen in ca. 20 Jahren.

Im Gegensatz zum kurzfristigen Wetter wird aber das Klima von einer vielfach höheren Zahl an Faktoren beeinflusst. Jeder zusätzliche Faktor birgt auch wieder eigene Fehlerquellen und macht so iterative Berechnungen ungenauer und unzuverlässiger.

Einen sehr großen Teil dieser Faktoren kennen wir vermutlich noch gar nicht; fast schon im Wochentakt rauschen irgendwelche neuen, wissenschaftlichen Erkenntnisse durch den Blätterwald, die auch irgend eine Relevanz für die Klimamodelle vermuten lassen. Da bei iterativen Simulationen über so lange Zeiträume schon winzige Anfangsfehler drastische, nicht vorhersehbare Auswirkungen auf das Endergebnis haben können, müsste man dann eigentlich jedesmal all diese Simulationen unter zusätzlicher Berücksichtigung der neuen Fakten wieder komplett neu durchnudeln. Die alten Modellrechnungen werden dabei jedesmal zur Makulatur.

Einen Teil der bekannten Einflüsse – z.B. Sonnenaktivität, Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge – kennt man zwar aus der jüngeren Vergangenheit recht gut; sie lassen sich aber wegen ihrer chaotischen, «zufällig» auftretenden Einzelereignisse nicht einfach in die Zukunft extrapolieren. Zum Beispiel könnte schon ein einziger, katastrophaler Meteoriteneinschlag oder Supervulkan-Ausbruch, wie in der Erdgeschichte gar nicht mal so selten, unseren Planeten so sehr abkühlen lassen, dass wir nur noch um etwas mehr Treibhauseffekt beten könnten, damit überhaupt wieder irgend etwas wächst... Die Zyklen der Sonnenaktivität überraschen auch immer wieder mit neuen Varianten.

Bei einer Vielzahl der bisher schon bekannten «Einflüsse» sind zudem die Kausalketten unklar: man kennt zwar gewisse Korrelationen ihres Auftretens mit dem Erdklima über gewisse Zeiträume hinweg – über deren Ursachen kann man aber nur wild spekulieren. Das ist ungefähr so, wie wenn man aus der Storchenpopulation auf die Bevölkerungsentwicklung in der Zukunft schließen wollte: freilich gab es da in der Vergangenheit indirekte Kausalketten oder gemeinsame Abhängigkeiten von dritten Faktoren. Ob und wie lange die aber auch in Zukunft noch gelten werden, weiß niemand. Man kann sie in aller Regel auch nicht durch rückwärts gerichtete Iteration ausloten, weil dazu die Daten fehlen: uns stehen ja allenfalls für die letzten hundert Jahre halbwegs genaue, direkte Messungen zur Verfügung; erdgeschichtlich ist das nur der allerletzte Augenblick. Auf fast alles, was vorher war, können wir nur indirekt über irgendwelche Indizien schließen. Ob und wie sich solche Indizien dann in unsere aktuell gültige Definition von «Weltklima» einfügen lassen, welche Relevanz sie darin haben, das müsste in jedem Einzelfall erst noch geklärt werden.

Unsere «Klimavorhersage» für die nächsten hundert Jahre steht also insgesamt auf recht wackligen Beinen – ein wissenschaftliches Kartenhaus, das schon vom nächsten, globalen Windhauch komplett umgeweht werden kann. Mit einigem Glück entspricht sie in ihrer Verlässlichkeit der Wettervorhersage für die nächste Woche. Aber wahrscheinlich werden sich die Wissenschaftler im Jahr 2100 kringelig lachen über unsere heutige Hybris, das Weltklima im Jahr 2100 auf ein Grad Celsius genau vorhersagen zu wollen. Wir wissen heute tatsächlich schon sehr viel, die Wissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht, vieles davon wenden wir sogar tagtäglich erfolgreich an. Aber wieviel – oder besser gesagt: wie wenig – davon wirklich gesichertes Wissen ist, und wieviel nur vorläufige Hypothese, das müssen wir erst noch lernen. Mit jeder beantworteten Frage in der modernen Wissenschaft tut sich eine Vielzahl neuer, noch unbeantworteter Fragestellungen auf. Wir haben gerade erst damit angefangen, herauszufinden, was wir alles noch NICHT wissen: das ist das Aller-aller-allermeiste in dieser Welt.

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Einen durchaus berechtigten Einwand gilt es noch zu prüfen: was ist mit Einflussfaktoren, die wir gerade deshalb relativ gut kennen, weil wir sie selber machen? Kennen wir etwa nicht chemische und physikalische Wirkungen des von uns in die Atmosphäre geblasenen Kohlendioxids, die schon von ihrer Größenordnung her das «Weltklima» drastisch verändern MÜSSEN, ganz egal, wie es sich ohne diesen Einfluss gestalten würde?

Jein :) Selbstverständlich ist es richtig und notwendig, unser Tun auf solche Folgen hin zu überprüfen, damit wir uns nicht selber ins Himmelreich befördern. Ich bin auch dagegen, aus Jux und Tollerei mal einen Atomkrieg auszuprobieren... Bevor wir aber aus solchen Bedenken heraus gleich unsere gesamte Zivilisation in Frage stellen, sollten wir die «Bedrohung» schon nochmal genauer auf Plausibilität prüfen.

Die komplizierten, iterativen Modellrechnungen unserer Klimawissenschaftler zum CO2 MÜSSEN fehlerhaft sein, ihre Ergebnisse KÖNNEN nicht stimmen, sie sind nicht plausibel: weil die Erde selber sie schon seit Jahrmillionen widerlegt hat. In der Kreidezeit – Zeitalter der Saurier - war der CO2-Gehalt sage und schreibe zwölf mal so hoch wie heute. Und da ist nichts im Treibhauseffekt verbrannt, ganz im Gegenteil: die Natur ist gerade auch unter solchen Bedingungen fleissig gewachsen und hat sich prächtig weiter entwickelt, bis hin zum Menschen.

Woher stammen denn die fossilen Brennstoffe, die wir aus der Erde holen und zu CO2 verbrennen? Genau da her, wo wir sie jetzt wieder hinblasen: aus der Erdatmosphäre. Die Natur verbraucht ständig CO2 in der Photosynthese und gibt es als Produkt der Sauerstoffatmung wieder in den Lebenskreislauf zurück. Nur ein kleiner Teil der Biomasse fällt dabei aus dem Kreislauf, indem er in Form fossiler Kohlenwasserstoffe in tiefere Bodenschichten gerät und vom Luftsauerstoff abgeschnitten wird. Diese «verlorenen» Kohlenwasserstoffe holen wir jetzt aus dem Boden und speisen sie in Form der Verbrennungsprodukte wieder in den Naturkreislauf ein. Das schadet der Natur nicht: so viel fossilen Brennstoff, dass ein «Zuviel» an CO2 in der Luft das Leben gefährden könnte, gibt es gar nicht. Viel eher gehen uns Gas, Kohle und Öl endgültig aus. Die längste Zeit der Erdgeschichte war dieses CO2 sowieso schon in der Luft statt im Boden – und ermöglichte überhaupt erst die Entstehung des Lebens.

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Anstatt in hemmungsloser Selbstüberschätzung «Gott» spielen, den Lauf der Welt anhalten und die Erde in einem Zustand unserer Wahl unveränderlich konservieren zu wollen, sollten wir Menschen uns besser wieder auf unsere alten Qualitäten besinnen: Die Erde hat sich über die Jahrmillionen immer verändert – und unsere Vorfahren waren ganz besonders findig darin, sich an diese Veränderungen immer wieder flexibel anzupassen. Eben damit haben wir Menschen uns im Konkurrenzkampf der Evolution durchgesetzt. Mit der Zivilisation haben wir unsere Möglichkeiten nochmal vervielfacht, uns auch noch an sehr viel weiter gehende Änderungen der Umwelt erfolgreich anzupassen. Das sollten wir konsequent und aktiv nützen, anstatt uns selber Fesseln anzulegen. Evolution bedeutet ständige Weiterentwicklung, nicht Selbststrangulation; wer in der Evolution stehenbleibt, verliert und stirbt aus.

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