#Meinungsfreiheit #Pressefreiheit #Menschenrecht

Der deutsch-türkische Journalist und Autor Deniz Yücel ist diesjähriger Preisträger des M100 Media Awards. Aufgrund seines unermüdlichen sowie kritischen Engagements über gesellschaftskritische und politische Themen zu informieren wird er „für seine mutige und unbestechliche Arbeit“ ausgezeichnet. Gleichzeitig soll, mit der Vergabe des Preises, an alle in der Türkei inhaftierten Journalisten gedacht werden.

Der WELT-Korrespondent Deniz Yücel saß selbst ein Jahr lang in der Türkei in Untersuchungshaft, da er mit seiner unbequemen und beharrlichen Berichterstattung bzw. angeblicher „Terrorpropaganda und Volksverhetzung“ unangenehm aufgefallen war. Das Verfahren gegen ihn ist noch nicht abgeschlossen und wird am 20. Dezember 2018 fortgesetzt. Trotz seiner 290-tägigen strengen Einzelhaft setzte er sich währenddessen weiterhin für Presse- und Meinungsfreiheit ein.

Dies erfordert in einer Zeit, in der Autokraten und Populisten die Werte einer freien und offenen Gesellschaft bedrohen besonders viel Mut. Für diesen Mut möchten wir Deniz Yücel sehr gern auszeichnen“, so der M100 Beiratsvorsitzende Jann Jakobs zur Begründung der Entscheidung.

Steckbrief Deniz Yücel

• Geboren am 10. September 1973 in Flörsheim am Main

Journalist u.a. für die WELT und Autor der Bücher „Wir sind ja nicht zum Spaß hier: Reportagen, Satiren und andere Gebrauchstexte“ (2018) und „Taksim ist überall: Die Gezi-Bewegung und die Zukunft der Türkei“ (2017)

• Ist Mitherausgeber und Autor der Wochenzeitschrift Jungle World

• Setzt sich aktiv gegen Rassismus ein u.a. mit der antirassistischen Lesereihe Hate Poetry

• Studium der Politikwissenschaften

• Verheiratet mit Dilek Mayatürk; geheiratet haben die beiden während Yücels Untersuchungshaft

• Seine Schwester Ilkay Yücel kämpfte für seine Freilassung aus der türkischen Untersuchungshaft

• Sein Fall geht bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte

M100 Media Award

Verliehen wird der Preis am 18. September in Potsdam im Zuge der Medienkonferenz M100 Sanssouci Colloquium. Ines Pohl, Chefredakteurin der Deutschen Welle, hält die Laudatio.

Der M100 Media Award wird seit 2005 jährlich einmal vergeben. Die Preisträger der vergangenen Jahre sind hier aufgelistet. Bislang ging der M100 Media Award an Personen, die aktiv für Demokratie sowie deren Werte – allen voran Meinungs- und Pressefreiheit – einstehen.

Das internationale M100 Sanssouci Colloquium wurde ursprünglich als Forum für Europas stimmstärkste Redakteure und Medienbesitzer gegründet, um die Bedeutung der Medien inklusive ihre Wirkung in internationalen Angelegenheiten zu durchleuchten.

Meinungsfreiheit

Mich persönlich beeindruckt es sehr, wie weit Menschen bereit sind für ihre Ideale zu gehen. Deniz Yücel hat meine größte Anerkennung. Großartig, dass es Konferenzen wie das M100 Sanssouci Colloquium gibt, wo unterschiedliche Persönlichkeiten zusammentreffen, um der Meinungsfreiheit, die in Artikel 10 der Europäischen Menschrechtskonvention festgehalten ist, den nötigen Raum zu geben sowie auch einzelne für ihren persönlichen Einsatz medial zu würdigen, so wie Deniz Yücel. Er hat den Mut für seine Werte und Überzeugungen zu kämpfen und lässt sich auch durch massiven Widerstand Großer und Mächtiger nicht von seinem Weg abbringen.

Nicht nur in der Türkei ist das Leben für Medienschaffende riskant, sondern auch in anderen Ländern werden Menschen für das Äußern ihrer Meinung eingesperrt und gefoltert. Laut IFJ (International Federation of Journalists) war Mexiko 2017, mit 13 getöteten Reportern, weltweit das gefährlichste Land für Journalisten, dicht gefolgt von Afghanistan mit 12 und Irak mit 11 Toten. Hier der ausführliche Report.

Weltweit gesehen ist die Zahl der getöteten Reporter 2017 gesunken, dennoch sind letztes Jahr 81 Journalisten um ihr Leben gekommen. Im Vorjahr starben 93 Berichterstatter. Trotz geringem Rückgang gäbe es laut IFJ dennoch keinen Grund zum Aufatmen. Die Internationale Journalisten-Föderation verweist auf die noch nie dagewesene hohe Anzahl an inhaftierten Journalisten sowie auf jene, die aufgrund von ernsthafter Bedrohung aus ihrem Land flüchten mussten. Von der bestehenden Gewalt innerhalb des Journalismus blieb 2017 kein Land verschont. Auch in Europa zahlten fünf Reporter mit ihrem Leben. Die IFJ publiziert hier alle ermordeten Journalisten.

Angesichts der weltweiten ungestraften Brutalität innerhalb des Journalismus empfiehlt die IFJ ein neues internationales Abkommen, welches Journalisten sowie anderen Medienschaffenden mehr Sicherheiten und Unabhängigkeiten bieten soll. Das Abkommen bemüht sich außerdem das Versäumnis diverser Regierungen nachzuholen und die Mörder der Reporter vor ein Gericht zu bringen.

Vor Menschen wie Deniz Yücel und der IFJ ziehe ich meinen Hut, denn sie verteidigen beharrlich ihre Rechte, die von Menschen vor Jahrhunderten und Jahrzehnten hart erkämpft wurden. Sie spiegeln die Wichtigkeit wider, wie wichtig und aktuell das Thema auch im 21. Jahrhundert ist, sei es mit ihrer eigenen Geschichte oder der von anderen. Es ist leider nicht selbstverständlich ungestraft zu sagen, was man denkt.

Ein Ende für diesen Beitrag zu finden ist alles andere als leicht. Deshalb sehe ich ihn eher als einen Anfang, der nach einer Fortsetzung schreit. Denn es ist noch lange nicht alles gesagt.

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Fischer Horst

Fischer Horst bewertete diesen Eintrag 27.08.2018 22:36:24

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