Auf an wachn Daunanboista sizt a blaada Pfoff und baazd se

Für alle, die nicht mit dem Wiener Dialekt vertraut sind, hier die hochdeutsche Übersetzung des Titels: „Auf einem weichen Daunenpolster sitzt ein beleibter Angehöriger des Klerus und faulenzt.“ Diese Textzeile kam mir spontan in den Sinn als ich einen Artikel darüber las, dass der Österreichische Gewerkschaftsbund ÖGB in Sachen Pensionsreform mit der Wirtschaft die Geduld verliert.

Der Titel dieses Beitrags stammt im Original von François Villon (geboren 1431 in Paris, verschollen seit 1463), der als einer der bedeutendsten Dichter des französischen Spätmittelalters gilt. In den Wiener Dialekt übersetzt wurden seine Texte von H.C. Artmann, einem im Jahr 2000 verstorbenen, österreichischen Schriftsteller.

Wie komm ich bloß vom ÖGB auf französische Lyrik?

„Pensionen: ÖGB verlangt Beitrag von Wirtschaft“, las ich vor ein paar Tagen auf ORF.at. Der leitende ÖGB-Sekretär Mag. Bernhard Achitz verlangt darin, dass die Wirtschaft zur Sicherung der Pensionen endlich einen Beitrag leisten soll. „Der ÖGB verliert in Sachen Pensionsreform die Geduld“, las ich. Weitere Einschnitte aufseiten der Arbeitnehmer lehne der ÖGB ebenso ab wie die Pensionsautomatik.

Auf an wachn Daunanboista sizt a blaada Pfoff und baazd se, dachte ich. Eingedeutscht und auf den ÖGB-Artikel bezogen würde das in etwa so lauten: Im geschützten Reich des ÖGB räkelt sich ein bestens versorgter Gewerkschaftsvertreter und denkt.

Wenn Blinde versuchen die Farbenlehre zu erklären

Mag. Bernhard Achitz ist gelernter Jurist, entnehme ich seinem Lebenslauf auf oegb.at. Nach seinem Gerichtsjahr wurde er Mitarbeiter in der Sozialpolitischen Abteilung der Arbeiterkammer Wien, leitete zehn Jahre das Referat für Sozialpolitik des ÖGB und ist seit Juli 2009 Mitglied des ÖGB-Vorstands. Seine Berufslaufbahn hat er also im geschützten Bereich verbracht. Dass er auch einmal einen Tag in der von ihm in die Pflicht genommenen Wirtschaft verbracht hat, erkenne ich nicht.

Trotzdem dürfte es Herrn Mag. Achitz gut gehen. Laut Offenlegung auf der Internetseite des ÖGB verdient er 5.257 Euro netto, 14 x jährlich. Das ergibt ein sattes Jahres-Nettoeinkommen von 73.598 Euro, oder – laut Brutto-Netto-Rechner des BMF – stolze 130.087,44 Euro brutto jährlich.

Um seine eigene Pension muss sich Herr Mag. Achitz vermutlich keine Sorgen machen. Umso mehr ehrt es ihn, dass er sich Sorgen um meine macht. Aber muss ich mir von einem Vertreter des geschützten Bereiches ernsthaft erklären lassen, was die Wirtschaft zu tun hat, um unsere Pensionen zu sichern?

Auf an wachn Daunanboista sizt a blaada Pfoff und baazd se …

Zum Artikel auf ORF.at: http://orf.at/stories/2322828/

Offenlegung des ÖGB: http://www.oegb.at/cms/S06/S06_2.2.g.a/1342537098617/ueber-uns/wir-sind/vorstand/offenlegung

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Grexi

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