Kürzlich hatte ich eine Debatte mit einer Person die zwar unbedingt eine sozialistische Revolution vom Zaun brechen wollte und darin die Lösung für absolut alle Probleme der Welt sieht, gleichzeitig aber über ausreichend historisches Wissen verfügte um selber zu sagen, und ich zitiere: „jedes sozialistische Projekt innerhalb recht kurzer Zeit zu Rot lackiertem Faschismus verkommen ist

Lösungen wurden dann haufenweise vorgeschlagen aber das Problem nicht benannt.

Das Problem selber ist recht logisch: es ist findet sich destilliert in der alten Arbeiterweisheit

Scheiße schwimmt eben nach oben

Zuerst gilt es diesen Satz zu verstehen, da er in einer Sprache geschrieben ist die viele hier Aktiven nicht verstehen, ie: die Sprache des einfachen Arbeiters. Übersetzt in die Sprache des Intellektuellen bedeutet dieser Satz

Menschen mit einem hohen Grad an moralische Flexibilität, etwa Psychopathen und Soziopathen, sind überproportional in Führungspositionen vertreten, dies ist durch zahlreiche Studien belegt. Gleichzeitig weist Fäkalmaterie eine geringere Dichte als Wasser auf, daher schwimmt sie in Wasser auf. Der Vergleich zwischen sozialem und physikalische Aufsteigen verleiht eine fäkal humoristische Note die der Pöbel als amüsant empfindet

Nun da wir wissen was uns der Arbeiter sagen wollte können wir über die Implikationen nachdenken.

Wir wissen dass Menschen die ihre Ellenbogen gnadenlos einsetzten rascher zum Ziel kommen. Je weniger Skrupel man hat, desto einfacher tut man sich dabei. Sobald man dann in einer Machtposition ist kann man auch deutlich einfacher „schwierige Entscheidungen“ treffen, etwa 500 Menschen in den sicheren Tod schicken oder 10 000 Personen zu entlassen. Dieser Menschenschlag kann Entscheidungen treffen die jemand mit einem funktionierenden moralischen Kompass nicht so einfach vor sich verantworten kann.

Das macht sie, objektiv betrachtet, besser geeignet genau diese Entscheidungen zu treffen und auch zu verantworten. Das führt zu einer höheren Erfolgsdichte und das führt zu Aufstieg. Die menschenverachtendsten Menschen streben also nach oben. Und hier kommt die Krux: dieser Zusammenhang ist wahr in praktisch jeder Organisation in der harte Entscheidungen getroffen werden müssen.

Es mag sein dass man als zärtlicher und emphatischer Mensch Vorsitzender des lokalen Bienenvereins werden kann oder Leiterin des ansässigen Kindergartens. Chef eines multinationalen Honigherstellers oder aber Bildungsminister wird man so aber nicht.

Ein gängiger Irrtum der breiteren Bevölkerung ist dass „die da oben“ als Qualifikation besondere Fähigkeiten und Verständnis der Materie haben. Dem ist nicht so. Die oberste Chefetage hat „schwere Entscheidungen“ zu verantworten. Das ist ihr Job. Dazu muss man nicht verstehen wen man opfert und was diese Leute tun. Es geht nur darum eiskalt festzustellen ob diese Leute besser im eigenen Haus, auf der Straße oder am Schlachtfeld positioniert sind.

Dieser Zusammenhang ist zudem Systemunabhängig. Jedes System mit hinreichender Macht Menschenleben zu vernichten liefert diesen Menschen einen attraktiven Platz an der Spitze. Es ist daher völlig unerheblich ob wir über den Chef eines Ölkonzerns sprechen, den Chef eines Nahrungsmittelherstellers, dem Chef einer Nation, Partei oder Kirche. Dem Soziopathen ist es völlig egal in welcher Organisation er diese „schwierigen Entscheidungen“ trifft oder über wen er Macht bekommt.

Natürlich benötigt man in einer Theokratie andere Fähigkeiten um an die Spitze zu kommen als in einem kapitalistischen oder sozialistischen Setup, aber die sind ähnlich zu erwerben. Diese Fähigkeiten sind also Sekundär. In einem System studiert man eben ein heiliges Buch, im anderen studiert man Betriebswirtschaftslehre, im nächsten arbeitet man sich durch eine Militärakademie und im übernächsten wandert man durch staatliche Instanzen.

Und es gibt nichts was man dagegen tun kann.

Die Scheiße schwimmt immer nach oben, so sehr man sich auch wünschen würde das das Gold nicht unten vor sich hingrundelt und das Problem ist im wesentlichen Macht und „schwierige Entscheidungen“. Je größer und mächtiger diese Organisationen sind, desto höher wird die Dichte an pathologisch gefährlichen Menschen an der Spitze.

Die Lösung ist also eine massive Zersplitterung der Macht, nicht aber Konzentration. Genau hier scheitert der Sozialismus der Macht auf wenige konzentrieren möchte, mit dem Auftrag utopische zustände zu schaffen. Dieser Auftrag wird von der Führung niemals erfüllt weil die Führungspersonen, unabhängig von den ersten Personen in dieser Position, innerhalb kürzester Zeit durch menschenverachtende Psychopathen ersetzt werden die völlig andere Ziele verfolgen.

Dieses fürchterliche Verhalten hat aber positive Folgen: Organisationen die an ihrer Spitze nur noch solche fürchterlichen Menschen sitzen haben fallen. Zwangsläufig. Firmen deren CEOs nur noch den eigenen Bonus im Sinn haben verschwinden. Das ist der Grund warum es so wenige Firmen mit tausendjähriger Geschichte gibt. Erfolg lockt die „falschen“ Leute an, diese Leute bringen die Organisation um und der leer gewordene Platz wird von Organisationen übernommen die wieder das tun was sie tun sollten.

Genau deswegen funktioniert der freie Markt so gut: er gestattet es diesen korrumpierten Organisationen, also Firmen, zu sterben.

In der Politik sieht es völlig anders aus. Gescheiterte Diktaturen gibt es zu Hauf aber Möglichkeiten sie los zu werden sind knapp. Diese gescheiterten Staaten nutzen daher immer brutalere Methoden um an der Macht zu bleiben und ihr Scheitern zu kaschieren.

Genau deswegen scheitert jedes sozialistische Experiment. Um es zu einem Erfolg zu führen müsste man herausfinden wie man das Gold zum schwimmen bringen könnte. Da aber, und das wird jeder Sozialist bestätigen, die Revolution mit „schwierigen Entscheidungen“ und „großen Veränderungen“ zwangsläufig verbunden ist, sehe ich keinen Weg das zu realisieren. Die Revolution braucht Psychopathen.

Es gilt daher zu evaluieren ob nicht eine Situation in der die Mächtigen weniger Macht haben nicht doch der bessere Ansatz ist. Die fürchterlichsten Menschen werden immer einen Weg nach oben finden. Das ist nicht zu ändern. Aber eventuell sollten wir ihnen so wenig Macht wie nur irgendwie möglich zuschieben.

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