Ein Thema das immer wieder zu reichlich Verwirrung führt ist Intelligenz und Bildung. Um das Thema zu allumfassend zu erfassen reicht aber nicht einmal eine Reihe von Dissertationen, entsprechend werden wir hier nur die Oberfläche streifen. Das Thema ist aber wichtig da es ständig aufkommt und zu Fehlschlüssen führt. Und diese Fehlschlüsse sind schwer problematisch.

Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: Intelligenz ist nicht gleich Bildung und Bildung ist nicht gleich Bildung.

Intelligenz ist die „geistige Leistungsfähigkeit“, sie ist damit ein Maß wie rasch man aus Informationen die keinen Sinn ergeben eine Information bauen kann die Sinn ergibt. Intelligenz ist damit nicht die Fähigkeit Muster zu erkennen sondern einfach nur ein Maß dafür wie schnell man dieses Muster erkennt. Aus dieser Fähigkeit entwachsen andere Fähigkeiten wie Dinge im Kopf zu simulieren oder Strategien zu planen. All das können nicht nur Menschen, Menschen sind nur besser darin als Raben und der Rabe ist besser darin als ein Hase der wiederum besser darin ist als ein Wurm der seinerseits besser darin ist als ein Büschel Gras.

Intelligenz ist keine erworbene Fähigkeit sondern eine Frage der Leistungsfähigkeit des Gehirns und diese Leistungsfähigkeit ist von unserem Gehirn determiniert. Eine kluge Person die einen Gehirnschaden bei einem Autounfall davonträgt ist nach dem Unfall weniger intelligent, weil Teile der nötigen Infrastruktur zerstört sind. Wäre die Quelle unserer Intelligenz Magie, etwa eine Seele, wäre der Unfall kein Problem (die Seele kann ja nicht verletzt werden).

Akzeptiert man das, muss man auch akzeptieren dass manche Menschen mit mehr und andere mit weniger Leistungsfähigkeit geboren werden, genauso wie manche mit der Veranlagung geboren werden größer zu sein als andere.

Wir sind eben nicht gleich.

Intelligenz ist damit so etwas wie ein Maßstab wie schnell unser „Prozessor“ arbeiten kann und dieser Wert ist nicht bei jedem gleich hoch.

Bildung hingegen ist, um bei dieser Analogie zu bleiben, die Software. Der schnellste Computer ist wertlos wenn er keine oder schlechte Software installiert hat. Es ist sehr einfach möglich auf einem guten Rechner schlechte Software zu installieren und das Resultat wirkt als wäre es ein schwacher Computer. Diesen Fall haben wir in der realen Welt überall: Menschen mit erheblichem Potential, die statt Maschinenbau die letzten 200 Jahre Fußball oder schlimmer noch, heilige Märchenbücher studiert haben. Hochintelligente Menschen beschäftigen sich mit der Frage „wie viele Flügel ein Engel hat“ und wirken daher weniger intelligent als sie sind, schlicht weil sie sich mit dummen Fragen beschäftigen.

Bildung ist damit nicht gleich Bildung. Ein Doktor in Physik und ein Doktor in Theologie ist nicht das Gleiche. Und genau hier stolpert der obrigkeitshörige Mensch eben oft über seine Schnürsenkel: steht ein „Dr“ vorm Namen dann stimmt was die Person hat, schließlich sei sie „hoch gebildet“.

Als man 2008 den LHC aufdrehte schrieben die „Qualitätsmedien“ dass dieses Gerät ein schwarzes Loch öffnen könnte und die Welt schlucken würde. Meine Freunde die nicht aus dem STEM Umfeld stammten hatten Angst. Verständlicherweise, die Artikel klangen ja fürchterlich und sie hielten sie mir unter die Nase: „Da, in der Zeitung steht dass Dr. Sowieso sagt dass die Welt untergehen wird“

Ich zückte mein Smartphone, tippte mit dem Stylus Pen auf das gelegentlich funktionierende Display herum (Smartphones waren da noch lange nicht was sie heute sind, vor allem waren sie sehr selten und für meine Freunde nicht verfügbar. Sie konnten es daher nicht „selber googeln“) und googelte den guten Herrn Doktor.

Es war ein Philosoph.

Warum war es ein Philosoph?

Weil die Menschen die eine Ahnung von der Materie hatten so einen Unsinn nicht unterschrieben hätten, was an so simplen Dingen liegt wie dem verhalten von solch kleinen schwarzen Löchern: die verschlingen keine Planeten sondern „verdampfen“.

Ich warf also in den Raum ob mein Freund auch Angst hätte wenn es ein Doktor der Germanistik geschrieben hätte?

Bildung ist, wie Software, für eine spezifische Sache gut. Chemiker sind gut in Chemie und Germanisten sind gut darin Deutschschularbeiten zu verbessern. „Einen Doktor“ zu haben mag für den Uneingeweihten wie eine Lizenz zum Rechthaben wirken, ist sie aber nicht. Noch nicht mal im eigenen Feld.

Und das liegt daran dass eben Bildung nicht gleich Bildung ist. Die Qualität der Bildung ist, wie die Qualität der Software, davon abhängig wann und wo sie gemacht wurde. Ein Doktor der Medizin aus dem 19 Jahrhundert ist einem Doktor der Medizin unserer Zeit in vielen Bereichen unterlegen schlicht weil man heute mehr weiß als damals. Ein Genie (sehr viel Intelligenz) von vor 100 Jahren kann also neben einem eher durchschnittlichen Doktor (recht intelligent) wie der „Dümmere“ wirken einfach weil er „weniger weiß“.

Schlimmer noch: Genies wie Leonardo Da Vinci haben weniger Ahnung vom Bau eines Motors als ein Automechaniker der selber kein Genie sein muss um das zu können.

Dann kommt dazu, dass das System es auch gestattet Personen durch das System zu tragen. Jeder mit ausreichend Erfahrung im Schulsystem kennt den Fall in dem eine Person mit der identen Leistung eine andere Note erhielt und jeder kennt diesen Fall einer Person die es durch den Bildungshürdenlauf geschafft hat obwohl keiner versteht wie das passieren konnte. Gleichzeitig kennt vermutlich jeder Autodidakten die niemals eine Uni von innen gesehen haben aber in spezifischen Bereichen einen hohen Grad an Bildung erworben haben, schlicht weil sie in ihrer Freizeit die gleichen Bücher lasen die ihre Kollegen auf der Uni auch lesen mussten.

Das Diplom oder aber das Fehlen des Diploms ist nur eine Indikation aber keine Garantie für Bildung oder aber auch ihre Abwesenheit.

Wir sind also in der kniffligen Situation dass wir nicht wissen wie intelligent und auch wie gebildet unser Gegenüber ist. Und hier schlägt dann noch der Dunning Kruger Effekt zu der besagt dass Leute mit wenig Kompetenz ihre Kompetenz überschätzen und Menschen mit hoher Kompetenz ihre Kompetenz unterschätzen, was dazu führt dass Unfähige sich oftmals, einfach weil sie mit so viel Überzeugung auftreten, durchsetzen.

Wer also glaubt dass es ein Zufall ist dass unsere Politiker durch die Bank Zivilversager sind, sollte über diesen Umstand nachdenken und kann zu dem Schluss kommen dass der beste Freund des Politikers eben „Dunning Kruger“ heißt, denn nichts macht einen mehr glauben ein Experte zu sein als keine Ahnung vor irgendwas zu haben.

Wie erkennt man also ob jemand eine Ahnung hat? Die Antwort ist recht einfach: man sieht sich den Erfolg an. Jemand der eine Ahnung von Wirtschaft hat ist reich, jemand der ein guter Koch ist macht gutes Essen und Menschen die gut darin sind Menschen zu versöhnen haben keine Feinde.

Genau deswegen ist es so wichtig sich auf Erfolge zu konzentrieren.

Erfolge sind der einzige belastbare Indikator für Kompetenz.

Genau aus diesem Grund sollten wir Erfolg fördern, statt abstrafen. Wenn wir Erfolg zwangsverteilen dann nehmen wir uns die Fähigkeit zu erkennen wer es richtig gemacht hat und das bedeutet dass wir nicht wissen wessen Verhalten wir imitieren müssen um dort hin zu kommen wo wir hin wollen.

Und genau das führt in eine Abwärtsspirale in die absolut keiner möchte, denn selbst die Verfechter von völliger Gleichheit wollen am Ende des Tages, dass das Morgen besser, lebenswerter und bequemer ist als das heute, in anderen Worten: hin zu einem verbesserten, erfolgreicherem Morgen.

Dieses goldene Zeitalter kommt nicht durch das Verteilen was wir haben sondern durch Verbesserung, Erfolg und Arbeit, also von Menschen die ihren „Prozessor“ für nützliche Dinge einsetzen und die einzige Möglichkeit zu wissen wer das ist ist ein Fokus auf Erfolg.

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LaMagra

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