Man muss die Identitären verstehen (um sie zurückzuweisen)

Identitäre Ideologie ist im Grunde recht einfach zu verstehen. Identitäre glauben, dass Gruppen natürlich homogen sind. Menschen die der gleichen Gruppe angehören sind, aufgrund dieser Gruppenzugehörigkeit, gleich. Sie wollen das Gleiche, denken das Gleiche und sind eben gleich. Jeder in der Gruppe der anders denkt als er als Gruppenmitglied denken sollte liegt falsch und muss von der Gruppe zurück in die Gruppe gebracht werden. Das Resultat ist eine Gruppe die im Gleichschritt marschiert und an einem Strang zieht um das zu erreichen was die Gruppe will.

Wenn man nur knappe vier Sekunden Zeit hat um sich eine Lebensphilosophie zurechtzulegen, dann macht das Sinn. Wer sich dafür länger Zeit nimmt wird aber rasch erkennen, dass die Identitären dabei übersieht, dass keiner von uns nur einer Gruppe angehört.

Hier kommen dann die Leute ins Spiel die Jahre über die Sache nachgedacht haben und diese Frage mit dem Konzept der „Intersektionalität“ beantworten.

Sprich jeder ist nun Teil mehrerer Gruppen und die Verbindungen dieser Gruppen definiert uns.

Nun haben wir also den identitären Pöbel der denkt, dass jeder Teil einer Gruppe ist und sich daher mit dieser Gruppe zu solidarisieren habe und den intellektuellen Flügel der das Gleiche denkt aber weiter als bis Eins zählen kann.

Das Problem an beiden Sorten ist aber nun, dass sie Gruppen nicht verstehen.

Der Identitäre denkt, dass Gruppen Eigenschaften haben, tatsächlich sind Gruppeneigenschaften aber nur die Eigenschaften die die Menschen in der Gruppe eben gerade haben.

„Der Deutsche“ hat kein Ziel. Was „der Deutsche will“ hängt eben immer davon ab was gerade die Mode ist der die meisten Menschen in der Gruppe der „Deutschen“ nacheifern und das ändert sich laufend und kommt immer mit erheblichen internen Abweichungen.

Zeitgleich denkt der Identitäre, dass Gruppen Rechte und Pflichten haben und auch das ist einfach zu widerlegen, denn eine Gruppe ohne Mitglieder kann keine Rechten und Pflichten haben, ergo kann die Gruppe keine Rechte und Pflichten haben.

Rechten und Pflichte können nur Menschen haben und im Idealfall sollte es zwischen Menschen hier keine Unterschiede geben. Warum soll Anna andere Rechten und Pflichte haben als ihr Nachbar Wuan?

Identitäre Ideologie ist einfach zu verstehen und einfach zu widerlegen. Das wirklich große Problem an der Sache ist aber sie zu identifizieren. Blicken wir in die Parteienpolitik müssen wir erkennen, dass die gesamte Politik identitäre strukturiert ist. Der Nationalist ist üblicherweise genauso identitär wie der LGBT Aktivist, der Feminist, der Sozialist, der Faschist, der Kommunist, der Umweltschützer und so weiter und so fort.

Immer wird postuliert, dass eine Gruppe ein Recht darauf hätte anders als eine andere Gruppe behandelt zu werden. Die eine Gruppe müsse Rechte, die andere müsse Pflichten erhalten. Die gesamte Politik ist identitär und daher in ihrer Natur nach spaltend. Und das ist schlecht. Fürs Volk, siehe „teile und herrsche“.

Sprich wir haben hunderte identitäre Gruppen die sich alle Vorteile herausnehmen wollen, auf Kosten aller anderen Gruppen. Und wir nennen diesen Unsinn „Politik“.

Der einzige politische Ansatz der nicht identitär ist findet sich bei den Libertären und Egalitären, bei der Idee, dass alle nach den gleichen Regeln spielen und uns dabei erinnern, dass, obwohl beim Menschen ärgere dich nicht alle am Anfang die gleiche Chance haben zu gewinnen einer gewinnt und einer verliert. Das ist nichts das wir korrigieren müssen. Das ist das Leben.

Es gibt keine Identitätspolitk die besser ist als eine andere. Nationalisten und Globalisten, Christen und Feministen, Technokraten und Umweltschützer ziehen ihre Linien nur unterschiedlich, sagen aber alle das Gleiche: „A hat Probleme, weil B ungestraft Dinge tut die A schädigen und daher müssen wir A helfen und B bremsen“.

Wer so argumentiert, argumentiert identitär und ist eine Form eines Identitären. Wer diese Argumentation bei „den Anderen“ ablehnt aber selber verwendet ist entweder nicht sonderlich klug oder ein Lügner.

Identitäre Politik wird nie verschwinden und immer eine Rolle spielen, weil Menschen eben so denken. Es muss daher reichen ab und an einen Spiegel aufzustellen und Menschen ihren gruseligen Gesichtsausdruck zu zeigen den sie haben wenn sie über „die Anderen“ sprechen und hoffen, dass manch einer sich schreckt und seine Lebensphilosophie überdenkt.

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Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 06.03.2024 19:32:11

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