Die Ausstellung mit dem Namen "Märtyrermuseum" auf dem Gelände eines ehemaligen Kopenhagener Schlachthofs zeigt Fotos von Personen, die ihr Leben für eine ihnen heilige Sache gelassen haben. Unter den Märtyrern ist die französische Nationalheldin Jeanne d'Arc zu bestaunen, genauso wie die deutsche Sozialistin Rosa Luxemburg. Außerdem finden sich dort die Brüder Khalid und Ibrahim El Bakraoui, die sich bei den Anschlägen vom 22. März in Brüssel in die Luft gesprengt und einige (Un-)Schuldige mit in den Tod gerissen haben. Bei Führungen wird zudem Foued Mohamed Aggad, einer der Attentäter aus der Pariser Konzerthalle Bataclan, vorgestellt. Der Terroranschlag wird aus Sicht des Täters geschildert.

Ziel der Ausstellung ist es, den Begriff des Märtyrers aus verschiedenen Blickwinkeln zu beschreiben. Man könne sich als Märtyrer nur dann selbst töten, wenn man daran glaube, dass dies eine bessere Welt hervorbringen wird.

Einer der Dänischen Initiatoren der Ausstellung gilt als wichtiger Theatermacher und Provokateur. So lässt er 2012 das Manifest des norwegischen Massenmörders Anders Breivik vortragen.

Gekürzt aus: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/kopenhagen-ausstellung-zeigt-bruessel-attentaeter-als-maertyrer-a-1090632.html

Auf den ersten Blick erscheint die Provokation als Unverschämtheit, die Märtyrer mit Terroristen gleichstellt. Doch es ist keine reine Provokation. Die Provokation beschreibt den Ist-Zustand der EU-Gesellschaft, auch wenn wir nichts davon wissen (wollen), uns abwenden und weghören. Beginnen wir unterhalb des Begriffs „Märtyrer“ mit dem „Opfer“.

In früheren Zeiten ist ein Opfer eine Gabe gewesen, um die Gottheit(en) zu beschwichtigen oder um etwas zu bitten. Auch ein Mensch hat Opfer sein können. Heute verstehen wir unter Opfer einen meist unschuldigen Menschen, dem Ämter, die Klimaerwärmung, das Schicksal oder Mitmenschen Übel mitspielen.

„Opfer“ ist außerdem in der Gossensprache und im Türkischen (Opfa, pl: Opfas) ein Schimpfwort. Zuweilen wird unter „Opfa“ allgemein „der Deutsche“ verstanden. Opfa ist ein Mensch, der sich als Opfer eignet. Seit der Jahrtausendwende hat der Begriff „Opfer“ eine neue pejorative Wendung erfahren.

Nicht viel anders verhält es sich mit dem Begriff des Märtyrers. Unter Märtyrer versteht man bis vor kurzem einen standfesten Menschen, der für die Wahrheit seiner Religion oder Ideologie bereit ist zu sterben. Diese Definition bleibt den christlichen oder sozialistischen Märtyrern vorbehalten. Der jüdische Märtyrer verkommt zum Opfer, sowohl im positiven, als auch im pejorativen Sinn. Der muslimische Märtyrer erweitert die Definition. Der Muslim wird zum Märtyrer, wenn er sein Leben für Allah und den wahren Islam hingibt und möglichst viele Ungläubige mit in den Tod reißt. Der muslimische Märtyrer wird im Jenseits belohnt, während der ermordete Ungläubige als Opfer im pejorativen Sinn in der Hölle schmachtet und bestraft wird.

Gleichgültig, ob man sich selbst tötet oder getötet wird, wird man durch den Tod nur dann zum Märtyrer, wenn das Attentat eine bessere Welt hervorbringt. Was ein „bessere Welt“ ist, bestimmt die Religion.

Der Terrorist als Märtyrer

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Schreinler Touni

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fischundfleisch

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