Rechte und konservative Kreise zeigen sich in der Debatte um Integration in Deutschland oftmals als Hauptverhinderer eines echten gesellschaftlichen Zusammenwachsens. Sie propagieren stringent die Forderung nach Assimilation und Aufgabe jeder kulturellen Eigenständigkeit der Zugewanderten. Diese einseitige Erwartung ignoriert jedoch vollständig die historischen Erfahrungen deutscher Auswanderer-Subkulturen wie der Deutschnamibier in Namibia oder der Deutschbrasilianer. Diese Communities haben über Generationen ihre Sprache und Kultur bewahrt, ohne dass dies zu einem gesellschaftlichen Zerwürfnis oder gänzlicher Abkopplung führte. Stattdessen gingen sie mit einer parallelen kulturellen Identität einher, die Selbstbewusstsein stärkte und Minderheitenrespekt verlangte.
Die harten Integrationserwartungen der rechten Szene sind ein Angriff auf jede Form von kultureller Vielfalt und ein Versuch, Minderheiten zu homogenisieren, anstatt pluralistische Gesellschaften zu akzeptieren. Diese Haltung verstärkt Ängste und Vorurteile, führt zu Ausgrenzung und Diskriminierung und erstickt die Chance auf ein gleichberechtigtes Miteinander in der Vielfalt. Die konservative Forderung, man müsse kulturelle Unterschiede „abstellen“, dient letztlich nur einem ethnisch-nationalistischen Weltbild, das schon deutsche Minderheiten in Übersee als Störfaktoren betrachtet hätte.
In Wahrheit zeigen soziale Studien immer wieder: Integration gelingt nicht durch Assimilation à la rechtskonservativer Vorstellungen, sondern durch Anerkennung, Respekt und Teilhabe. Wer Zuwanderern kulturelle Identität abspricht oder ihnen eine „Leitkultur“ aufzwingen will, überschätzt seinen eigenen ethnischen und kulturellen Ethnozentrismus und ignoriert, dass Vielfalt eine gesellschaftliche Ressource ist. Rechte Integrationsforderungen sitzen in Deutschland auf einem moralischen Thron, der sich in Wirklichkeit auf rückwärtsgerichteten Ängsten, Exklusion und oft rassistischer Grundlage erhebt.
Interessant im Vergleich dazu ist eine US-amerikanische Untersuchung aus dem Jahr 1910, die belegte, dass selbst nach drei Generationen deutscher Einwanderer in den USA immer noch 40 Prozent nicht ausreichend Englisch sprachen. Dies zeigt eindrucksvoll, dass Sprachassimilation keineswegs automatisch oder schnell gelingt, sondern ein langsamer, oftmals generationenübergreifender Prozess ist. Integration läuft nie linear, und das Festhalten an der eigenen Sprache und Kultur ist ein natürlicher Teil von Identitätsbildung und sozialem Zusammenhalt in Minderheiten.
Die Lehre aus den Erfahrungen der deutschen Auswanderersubkulturen ist deutlich: Integration ist ein dynamischer Prozess von Geben und Nehmen, nicht ein seitenloses Aufgeben der Herkunft. Der weiße deutsche Konservatismus hat das bisher nicht begriffen oder will es bewusst nicht begreifen. Sein Anspruch, kulturelle Homogenität um jeden Preis zu erzwingen, ist und bleibt ein Anachronismus, der breiter gesellschaftlicher Anerkennung und gesellschaftlichem Frieden entgegensteht. Wer Integration wirklich will, muss mit dieser rückwärtsgewandten Ideologie aufräumen und Vielfalt als Normalfall annehmen, nicht als Problem.