Inmitten der Großen Depression, als Amerika unter der Wucht des entfesselten Kapitalismus ächzte, wuchs in ländlichen Gegenden ein stiller, beinahe humanistischer Widerstand. Überall im Mittleren Westen fanden sogenannte Penny-Auktionen statt – mehr als bloße ökonomische Manöver, sie waren Akte von Zivilcourage in einer Ordnung, die die Menschen in Verzweiflung trieb. Bauern, deren Leben durch Hypothekenschulden bedroht war, versammelten sich, um das Spiel des Marktes mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen. Sie boten nur Pennys auf zwangsversteigertes Land oder Vieh, bis die Preise de facto auf Null sanken und die Güter anschließend wieder den ursprünglichen Eigentümern übergeben wurden. Solidarität ersetzte Profit, Menschlichkeit überdauerte das Kapital.

Diese Aktionen entstanden nicht aus ideologischer Planung, sondern aus der schlichten Erkenntnis, dass Würde ohne Gemeinschaft nicht existieren kann. Sie wurden zu einem Symbol ländlicher Selbstbehauptung und gegenseitiger Hilfe – zu Momenten gelebten Humanismus in einer Zeit, in der viele alles verloren. Wo Institutionen versagten, schufen Menschen eigene Formen von Gerechtigkeit, getragen vom Vertrauen, dass man gemeinsam mehr bewirken kann als im isolierten Kampf ums Überleben.

Heute, fast ein Jahrhundert später, formiert sich in den Vereinigten Staaten erneut eine Bewegung, die in diesem Geist handelt. Wieder wächst Solidarität als Gegenkraft zu Macht und Geldkonzentration, diesmal im digitalen Zeitalter und oft im stillen Protest gegen politische und wirtschaftliche Strukturen, wie sie unter Präsident Trump erstarkt sind. Die Erinnerung an jene Penny-Auktionen wird so zu einer Metapher: dass selbst im Herzen des kapitalistischen Amerika immer wieder Inseln gemeinschaftlicher Menschlichkeit entstehen – dort, wo Menschen sich weigern, Unrecht als Naturgesetz hinzunehmen.

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