Die niederländische Wahl hat ein deutliches Signal gesetzt – eines, das weit über die Grenzen des Landes hinausreicht. Geert Wilders und seine rechtsextreme Partei erlebten einen Absturz, der kaum deutlicher hätte ausfallen können. Noch vor einem Jahr hatte sich Wilders als Königsmacher inszeniert, als Stachel im Fleisch des Establishments, als der, der endlich „aufräumt“. Doch nun ist sein Stern im freien Fall. Der Versuch, mit provokativen Ressentiments und einer Dauerwelle aus Empörung Politik zu machen, ist gründlich gescheitert.

Wilders hat sich verspekuliert. Der Bruch der brüchigen Koalition, die er nach seinem populistischen Wahlsieg schmiedete, war der Anfang vom Ende. Seine Koalitionspartner – selbst aus dem rechten Lager – hatten sich versprochen, an seiner Seite politisches Kapital schlagen zu können. Doch stattdessen sind sie mit ihm abgestürzt, mitgerissen von seinem Hang zum Größenwahn. Viele Wähler hatten genug von der Hetze, vom ständigen Einschlagen auf die Schwachen, auf Migranten, Arme, Andersdenkende. Die Maske des „Volksnahen“ ist gefallen, und dahinter zeigte sich ein Populist, der zwar laut schreit, aber keine Lösung findet.

Wilders’ Vorbild war stets der amerikanische Präsident Trump. Doch was jenseits des Atlantiks als schrilles Spektakel begann, hat sich als politische Sackgasse erwiesen. Das trumpsche Verhalten – das Dauer-Twittern von Wut, die Theatralik, das Beleidigen statt Regieren – hat auch Wilders’ Image zerstört. Die Menschen haben begriffen: wer nur provoziert, kann kein Vertrauen aufbauen. Der Nationalismus, den er so stolz verkündete, erlosch im Licht der Realität.

Jetzt blickt Europa auf die Folgen. In Deutschland etwa schaut man nach Den Haag, um den politischen Wind zu deuten. Dass die AfD jüngst in die USA zu „Strategiegesprächen“ eingeladen wurde, zeigt, wohin die Sehnsucht nach Macht sie führt – direkt in die Arme eines Trump, der selbst taumelt. Wenn er fällt, werden auch sie fallen. Der Mythos der „starken Männer“, die mit Parolen regieren wollen, zerbricht an der Praxis, die sie nie beherrschen konnten. Die selbsternannten Retter des Abendlandes entpuppen sich als das, was viele längst vermutet haben: Stümper, Schaumschläger und politisch hilflose Schwätzer.

Die Niederlande waren immer ein weltoffenes Land. Ihre Stärke lag nie in der Abgrenzung, sondern im Handel, im Austausch, in der Verbindung mit der Welt. Dieses Land verstand früher als viele andere, dass Wohlstand nur dort entsteht, wo Brücken gebaut werden – nicht Mauern. Dass die Wähler nun die rechtsextreme Fehlentwicklung der letzten Jahre korrigiert haben, zeigt politische Reife. Sie haben begriffen, dass kein Staat, der sich von der Welt abschottet, wirtschaftlich überleben kann.

Was in den Niederlanden passiert ist, könnte zum Wendepunkt in Europa werden. Der Absturz von Wilders ist nicht nur sein persönliches Scheitern, sondern womöglich der Beginn des Endes jener giftigen Welle des Rechtsextremismus, die den Kontinent zu spalten drohte. Ironischerweise haben gerade jene, die am lautesten von „Heimat“ und „Identität“ sprachen, am meisten dazu beigetragen, das gesellschaftliche Fundament zu untergraben. Nun werden sie aus den Parlamenten gespült, wie die Flut den Schaum vom Strand trägt.

Europa hat ein Zeichen gesetzt: Es hat genug vom Geschrei. Es will wieder Vernunft, Offenheit und sachliche Führung. Und wer sich noch immer an Trump und seine Epigonen klammert, sollte sich diesen Wahlausgang gut ansehen – er ist der Anfang vom Ende eines politischen Irrtums.

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