Der Wille allein zählt nicht.

Vor gut eineinhalb Jahren hat ein eigens eingerichteter Sonderausschuss im Europäischen Parlament einen Aktionsplan zur Bekämpfung von organisiertem Verbrechen, Korruption und Geldwäsche verabschiedet. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen die Beschlagnahme von Vermögenswerten und die Trockenlegung der Einkommensquellen von Netzwerken der organisierten Kriminalität.

Seither ist Zeit vergangen, die Lage der Opfer hat sich freilich nicht verbessert. In der EU verrichten 880.000 Menschen Zwangs- oder Sklavenarbeit in Europa.

58 Prozent davon sind Frauen.

Jede dritte Frau wird sexuell ausgebeutet.

Diese Zahlen stammen aus einem Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Die ILO versteht unter Zwangsarbeit jede Form von Arbeit, die Menschen unter Androhung von Strafe unfreiwillig leisten.

Im Jahr 2013 waren in der EU 3.600 kriminelle Organisationen aktiv.Allein mit Menschenhandel machten diese Verbrecherbanden einen Profit von rund 25 Milliarden Euro pro Jahr, heißt es in dem Bericht des Europaabgeordneten Salvatore Iacolino (EVP Italien). 18 bis 26 Milliarden Euro bringe der illegale Handel mit Körperorganen und mit Wildtieren.

Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) schätzt, dass sich die Einkünfte aus illegalen Aktivitäten auf etwa 3,6 Prozent des weltweiten BIP belaufen, während die Kommission die Kosten der Korruption allein in der Europäischen Union auf etwa 120 Milliarden Euro im Jahr, also auf 1,1 Prozent des BIP der EU, schätzt.

Die Zahlen lassen keinen Zweifel. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Der Bericht des EU-Parlaments enthält "eine Liste konkreter Aktionen, die bis 2019 umgesetzt werden sollen", sagt der italienische EVP-Abgeordnete und Berichterstatter Salvatore Iacolino.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat bei seinem Amtsantritt den Parlamentariern neue gemeinsame Regeln zur strafrechtlichen Verfolgung von Menschenhändlern versprochen. „Kriminellen sei gesagt: Europa ist auf der Hut und wird sie in jedem Fall vor Gericht stellen".

Lieber Herr Kommissionspräsident, der Wille allein zählt hier nicht.

Fotocredit: Fotolia/Lulla

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Herbert Erregger

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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