DER ÖKO-KOLLAPS, DER NIE EINTRITT: 52 JAHRE WELTUNTERGANGSPROGNOSEN

In Anbetracht der von „99,9 Prozent aller Wissenschaftler“ und „Follow the Science“-Vertretern – in Abgrenzung von „Leugnern“ und „Ignoranten” – betriebenen Prognostik und Kaffeesatzleserei (die bis auf Zehntelkommastellen meint, uns die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2100 vorhersagen zu können oder die Emissionslasten in 35 Jahren) lohnt die kritische Rückschau auf all die Prophezeiungen, die eben diese alarmistischen Instanzen in der Vergangenheit an die Wand gemalt haben – und eine unvoreingenommene Überprüfung, was davon denn eigentlich eingetreten ist. Einen willkommenen Anlass hierfür bot vergangene Woche der alljährlich am 22. April gefeierte „Earth Day”. Dieser fand 2022 zum 52. Mal statt – und es ist höchst aufschlussreich, welche düsteren Vorhersagen „die Wissenschaft“ damals, im Frühjahr 1970, der Menschheit weissagte und was davon wirklich eintrat. Um es vorwegzunehmen: Nicht viel; denn wir sind entgegen allen Befürchtungen tatsächlich noch hier.

Der Harvard-Biologe George Wald sagte damals den Untergang der Zivilisation in den nächsten 15 oder 30 Jahren voraus, „wenn nicht sofort etwas gegen die Probleme der Menschheit unternommen wird.“ Der Biologe Barry Commoner wusste: „Wir befinden uns in einer Umweltkrise, die das Überleben dieser Nation und der Welt als geeigneten Ort für die menschliche Besiedlung bedroht.“ Soweit die Allgemeinplätze. Interessanter waren die konkreten Drohszenarien: Der in Texas lehrende Professor Peter Gunter etwa kannte den Fahrplan ins Nirwana sehr präzise. „Demographen sind sich fast einstimmig über den folgenden düsteren Zeitplan einig: 1975 werden in Indien weit verbreitete Hungersnöte beginnen; diese werden sich bis 1990 auf ganz Indien, Pakistan, China und den Nahen Osten sowie Afrika ausweiten. Bis zum Jahr 2000 oder möglicherweise schon früher werden in Süd- und Mittelamerika Hungersnöte herrschen…. Bis zum Jahr 2000, also in dreißig Jahren, wird die gesamte Welt mit Ausnahme Westeuropas, Nordamerikas und Australiens von einer Hungersnot betroffen sein.“ Der Ökologe Kenneth Walt ließ verlauten: „Bis zum Jahr 2000 werden wir, wenn sich die gegenwärtigen Trends fortsetzen, das Erdöl in einem solchen Ausmaß verbrauchen, dass es kein Erdöl mehr geben wird. Sie werden an die Tankstelle fahren und sagen: „Tanken Sie, Kumpel“, und er wird sagen: „Es tut mir sehr leid, wir haben kein Benzin mehr.“

Damals Eiszeit statt Global Warming

Interessanter ist jedoch, was der in der weltweiten Klimaforschung hochangesehene Walt über den bevorstehenden Klimawandel zu sagen wusste; nur um nachfolgende Irritationen zu vermeiden: Damals stand bei „der Wissenschaft“ noch die nächste Eiszeit hoch im Kurs: „Die Welt kühlt sich seit etwa zwanzig Jahren stark ab. Wenn sich die gegenwärtigen Trends fortsetzen, wird die Welt im Jahr 1990 etwa vier Grad kälter sein als die globale Durchschnittstemperatur, aber elf Grad kälter im Jahr 2000. Das ist etwa das Doppelte dessen, was nötig wäre, um uns in eine Eiszeit zu stürzen.“ Außerdem wußte er: „Beim derzeitigen Tempo der Stickstoffanreicherung ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Licht aus der Atmosphäre gefiltert wird und keine unserer Flächen mehr nutzbar sein wird.“

In erfrischendem Kontrast zur heutigen Dauerwarnung vor globaler Erwärmung wusste die Zeitschrift „Newsweek” zu berichten: „Eine Theorie geht davon aus, dass sich die Wolkendecke auf der Erde weiter verdichten wird, wenn mehr Staub, Rauch und Wasserdampf durch Industrieschornsteine und Düsenflugzeuge in die Atmosphäre geblasen werden. Abgeschirmt von der Sonnenwärme wird sich der Planet abkühlen, der Wasserdampf wird abfallen und gefrieren, und eine neue Eiszeit wird entstehen.“ Ältere Generationen werden sich vielleicht noch erinnern, dass dieses Szenario, von den damals als Musik- und Biolehrer aktiven Proto-Grünen in Latzhosen, auch an deutschen Gymnasien gelehrt wurde – ehe es dann, nach kurzem Waldsterben- und Ozonloch-Intermezzo, dem seither dominanten Dogma der menschgemachten Erderwärmung wich. Was blieb, ist die Panikmache einer Endzeitsekte.

Ver- und überschätzt

Das „Life”-Magazin unkte: „In einem Jahrzehnt werden die Stadtbewohner Gasmasken tragen müssen, um die Luftverschmutzung zu überleben… bis 1985 wird die Luftverschmutzung die Menge des Sonnenlichts, die die Erde erreicht, um die Hälfte reduziert haben.“ Der an der US-Universität Stanford lehrende Biologe Paul Ehrlich (nicht zu verwechseln mit dem Namensgeber des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts) tat sich durch einen regelrechten Sturzbach von Katastrophenwarnungen hervor: Das Bevölkerungswachstum werde bald alles übersteigen, was an Nahrungsmittelversorgung noch möglich sei. In den nächsten zehn Jahren (also bis 1980) würden mindestens 100-200 Millionen Menschen pro Jahr verhungern. Seine positivste Aussage war noch der Verweis auf Experten, die den endgültigen Hungerkollaps nicht bereits in den 1970er-, sondern erst in den 1980er Jahren eintreten sahen.

Auch die Luftverschmutzung werde „sicherlich allein in den nächsten Jahren Hunderttausende von Menschenleben kosten.“ Jahrzehnte später mit seinen abenteuerlichen Fehlprognosen (denen auch damals schon von einer überkritischen linken Journalistenelite bereitwillig Raum gegeben wurde) konfrontiert, gab er zwar zu, das Ausmaß von Hungersnöten „überschätzt” zu haben, führte dies aber auf die angeblichen Erfolge der „Grünen Revolution“ zurück; eine Art Frühform des dann wieder während der Corona-Krise bemühten Präventionsparadoxons, mit dem sich „Maßnahmenbefürworter“ nach Nichteintreten ihrer Horrorprognosen herausreden. Inzwischen warnt Ehrlich übrigens wiederum vor den schädlichen Umweltfolgen eben dieses grünen Movements.

Kulturpessimismus und westlicher Selbsthass

Das Beste, was sich rückschauend – angesichts der zum Earth Day und sonstigen Anlässen im Laufe der Jahre unvermindert pessimistischen Szenarien – sagen lässt, ist dies: So gut wie keine der zurückliegenden Katastrophenwarnungen ist auch nur ansatzweise eingetroffen. Der Glaubwürdigkeit der Alarmisten hat dies jedoch keinen Abbruch getan, im Gegenteil: Längst hat sich eine milliardenschwere Weltuntergangsindustrie entwickelt, die haltlose Prognosen über Zeiträume in den Raum wirft, die sich in Wahrheit damals wie heute überhaupt nicht seriös vorhersagen lassen. Zumeist wird dabei irgendein vermeintlich oder real bedenklicher Status quo in die Zukunft fortgeschrieben. Dass es jedoch immer wieder technische und sonstige Innovationen gab und geben wird, die die extrapolierte Entwicklung frühzeitig obsolet werden lassen (sofern diese überhaupt je irgendeine reale Substanz hatten), wird dabei bewusst ignoriert. Vor allem im Westen gehört der Kulturpessimismus eines an Selbsthass grenzenden Glaubensgefüges, dass der Mensch ein planetarer Schädling sei, zum Lifestyle und bestärkt insbesondere in Europa ein habituelles schlechtes Gewissen.

Die gesellschaftlichen Folgen dieser Dauerhysterie geht dabei inzwischen soweit, dass junge Menschen quasi „aus Angst vorm Tod Selbstmord begehen”, sich in Hungerstreiks oder Doomsday-Szenarien („Letzte Generation“) flüchten – oder sich so in ihre unterkomplexen, wahnhaften Gedankengebäude hineinsteigern, dass sie gar aufs Kinderkriegen verzichten und generell keinen Sinn mehr im Leben sehen. Das ist der Unterschied gegenüber den Anfangsjahren von „Earth Day“ und „Club of Rome„: Damals diente der Zweckpessimismus noch einer Bewusstseinsschärfung durch „Schocktherapie”. Heute ist der Schock zum Dauerkrampf geworden. Den zynischen Profiteuren dieser längst zur Milliardenindustrie gewachsenen Bewegung ist dies völlig gleichgültig: Mit den Worst-Case-Szenarien, die sie propagieren, richten sie jedenfalls mehr Schaden an, als all ihre Prognosen zusammen es je vermochten.

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