Was deutsch und echt weiß echt keiner mehr

Nick „Gaza schlägt zurück“ Brauns rümpfte in der „Jungen Welt“ des letzten Juni-Wochenendes die Nase: Zwar sei „endlich auch die Partei ‚Die Linke‘ sichtbar“ gewesen auf der Demonstration für Gaza in Berlin, doch habe „die Linke“ in Sachsen drei Tage später den Fehler gemacht, gegen einen Antrag des BSW zu stimmen, der ein Ende der Waffenexporte nach Israel forderte. Die AfD habe sich enthalten. Auch die Annahme der JDA (Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus) auf dem Bundesparteitag sei von den Landesverbänden Sachsen und Thüringen kritisiert worden, da man die Bedrohungen, denen sich Juden hierzulande ausgesetzt sehen, nicht ernst nehme, was Brauns so kommentiert, dass man einer hiesigen Lobby der „rechtsextremen Netanyahu-Regierung“ folge. Dass die Angriffe auf Synagogen und Jüd*innen bagatellisiert werden, zeigt die Verkommenheit eines Milieus, das auch nicht davor zurückschreckt, Katharina König-Preuß, die wegen ihres Engagements gegen den NSU-Komplex Morddrohungen von Rechten erhält, namentlich als Abweichlerin hervorzuheben. Aber vielleicht wird ja demnächst das, was Brauns eine „internationalistische Herzensangelegenheit“ nennt, nämlich die „Palästina-Solidarität“, aktiv – und nie wurde der Begriff „Internationalismus“ schäbiger missbraucht als mit der Parteinahme für ein faschistisches Kollektiv wie die Hamas.

Obwohl Brauns befriedigt feststellt, dass „eine breite Mehrheit von 73 Prozent der Bevölkerung“ meint, dass Waffen nicht in die Hände von Juden gehören, die Waffenlieferungen an Israel also gestoppt werden sollen, beschimpft Brauns die „nichtjüdischen Zionisten“ in der Linken als „Antideutsche“ bzw. „Ultradeutsche“, als sei die „Staatsräson bedingungsloser Israelsolidarität“ nicht mühselig dem Kollektiv aus „Otto Normalvernichter“ (Leo Fischer) und Lieschen Täterliebchen abgerungen – einmal ganz davon abgesehen, dass es gar nicht um „bedingungslose Solidarität“, sondern um etwas Grundsätzliches wie die Sicherheit dieses Landes geht.

Mag es auch sein, dass manche Antideutschen sich als brave Vertreter ihres Volkes erweisen, indem sie die These verkaufen wollen, dass der Antisemitismus nur noch als Importware auftrete – vor allem Wertmüllers Magazin Bahamas schreibt praktisch über nichts anderes mehr –, so zeigt Brauns Hinweis auf die 73% der Volksgemeinschaft, dass auch er nichts sehnlicher sich wünscht als das Gefühl, dazuzugehören, das Andocken an die deutsche, pardon: ultradeutsche Normalität. Wäre es anders, hätte ihn diese hohe Zustimmung mehr als misstrauisch machen müssen.

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Matt Elger

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Aron Sperber

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