Servus TV lebt - vom Ende der politischen Einflussnahme in der Privatwirtschaft

24 Stunden nach dem Schock der Ankündigung, dass Servus TV mit Ende Juli seinen Sendebetrieb einstellen würde, kam dann die für Mitarbeiter und Zulieferbetriebe erlösende Nachricht: In einem vier Augen Gespräch habe sich Hr. Mateschitz mit dem Vorstand der AK und des ÖGB Hrn. Pichler darauf verständigt, dass es bei Servus TV keinen Betriebsrat geben werde, und AK und ÖGB diese Situation akzeptieren werden (wohl auch kaum anders machbar, nachdem sich die Servus TV-Mitarbeiter in einem offenen Brief geäußert und erklärt hatten, keinen Betriebsrat zu wollen/brauchen). Seitens AK und ÖGB wurden massiv versöhnliche Töne Richtung Mateschitz / Servus TV ausgesandt - man kenne und schätze Herrn Mateschitz als verantwortungsvollen Unternehmer.

Auf Bundesebene war das Thema rund um potentielle 264 Arbeitslose und betroffene Zulieferbetriebe dem zuständigen Wirtschaftsminister übrigens keine Wortmeldung wert. Aber gut, wahrscheinlich mußte er gerade an einer Existenzberechtigungsrede für die ÖVP feilen. Die Sache möchte man meinen ist also für alle gut ausgegangen: Wir, die Seher, welche Servus TV als ORF-Alternative mit hohem Qualitäts- und Unterhaltungsniveau kennengelernt haben (mir machen ernsthafterweise nicht nur 38% Hofer-Wähler Sorgen, sondern vor allem auch die extrem niedrige Reichweite von nur 1,7% die Servus TV in Österreich aufweist) können weiterhin ein Programm verfolgen, welches den Bildungsauftrag des ORF (den dieser schon vor langer Zeit zu Gunsten von Brot und Spielen aufgebeben hat) abdeckt.

Der Wirtschaftsraum Salzburg, in dem eine Liquidation eines Unternehmens mit 264 Mitarbeitern und etlichen Zulieferbetrieben heftige Nachbeben ausgelöst hätte - und auch die Frage, wie nur ein Bruchteil der betroffenen Mitarbeiter am österreichischen Arbeitsmarkt kurzfristig wieder Beschäftigung gefunden hätte.

Wer allerdings ein massives Problem mit dem Ausgang dieser Angelegenheit hat, sind die Arbeitnehmer-Vertreter der Sozialpartnerschaft - Arbeiterkammer und ÖGB.

Man kann als gelernter Österreicher die Zielrichtung des Vorstosses(der ja laut ÖGB nie stattgefunden hat) der Gewerkschafter Richtung Unternehmensgruppe Red Bull gut nachvollziehen.

Servus TV wäre mit einer Betriebsratswahl nur die erste Station gewesen - danach hätte man mit Sicherheit versucht, einen Fuß in andere Teile des Imperiums des Hrn. Mateschitz zu bekommen.

Eine florierende Unternehmensgruppe ist sicher sehr verlockend für die Expansionspläne des ÖGB. Dienstfreigestellter Betriebsrat der Red Bull Gruppe oder eines ihrer Tochterunternehmen zu sein ist sicherlich ein anstrebenswerter Posten. Und natürlich könnte man auch schön in Personalentscheidungen und Unternehmensstrategien hineinregieren - das Risiko würden natürlich weiterhin die Eigentümer tragen, und die betroffenen Mitarbeiter.

Man kann in diesem Zusammenhang Hrn. Mateschitz nur sehr dankbar sein, dass er also 2016 den Mut hatte, und den Damen und Herren in ihren klassenkämpferischen Glaspalästen brutal die Grenzen ihrer Einflussmöglichkeiten aufzuzeigen. Augenscheinlich haben die Mitarbeiter von Servus TV hier auch bewusst eine Entscheidung pro Arbeitgeber und gegen ungewünschte politiknahe Intervention ausgesprochen(Servus TV zahlt ihnen Gehälter. Man kann davon ausgehen, dass ÖGB/AK keine Beschäftigungs-/Entgeltfortzahlungsgarantien geben würden).

Die Realität der globalen Unternehmens- und Investmentwelt ist mit diesem Tage endgültig in Österreich angelangt - wer Kapital zur Verfügung stellt und das Risiko des Totalverlusts seines Investments trägt, der hat auch das Recht Entscheidungen zu treffen und notfalls auch ein Projekt aufzugeben.

Für die betroffenen Organisationen ÖGB und AK heißt das in Konsequenz, dass sie ihr Eigenbild radikal verändern werden müssen wenn sie nicht in einigen Jahren als Museumsobjekte ausgestellt und bewundert werden wollen. Vor allem sollten sich die Betroffenen Funktionäre auch vielleicht einmal überlegen, was sie mit ihren politisch motivierten Vorstössen für Risiken für die betroffenen Mitarbeiter und Unternehmen auslösen. Dazu wird man ja genug Zeit haben, in den geschützten Werkstätten unserer Republik.

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