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Der Niederösterreichische Fußballverband (NÖFV) regelt im §23 Meisterschaftsspielberechtigung seiner "Richtlinien zur Durchführung der Meisterschaft" welche Spieler an der Meisterschaft teilnehmen dürfen. Eine Regel davon verhindert den Einsatz von Österreichern, wenn Legionäre am Platz stehen.

Ich habe mich bereits vor knapp zwei Jahren über die Nachwuchsförderung und die Legionärsregeln des Österreichischen Fußballbunds beklagt: https://www.fischundfleisch.com/da-z/der-nachwuchs-wird-gefoerdert-darf-aber-nicht-spielen-5133

Damals ging es mir darum, dass Regelungen, welche den Einsatz von Legionären beschränkt haben, aufgehoben wurden. Die Problematik, die ich jetzt beschreibe, ist mir erst vor ein paar Tagen aufgefallen, obwohl sich die Regelungen in den letzten beiden Jahren nicht geändert haben.

Mindestens acht Eigenbauspieler

Der Niederösterreichische Fußballverband (NÖFV) regelt im §23 Meisterschaftsspielberechtigung seiner "Richtlinien zur Durchführung der Meisterschaft (in Zuordnung zu den ÖFB Meisterschaftsregeln)" welche Spieler an der Meisterschaft teilnehmen dürfen. Neben dem Mindestalter sind dort auch der Eigenbauspieler Status sowie der Vereinsspieler Status genau geklärt. Jede Kampfmannschaft muss mindestens acht Eigenbauspieler im Kader haben.

"3. Eigenbauspieler ist und bleibt ein Spieler, der zwei zusammenhängende Jahre bei einem Verein gemeldet gewesen ist oder die Gesamtmeldedauer bei einem Verein insgesamt drei Jahre beträgt.

4. Jeder Nachwuchsspieler bis zum vollendeten 12. Lebensjahr und jeder Spieler der seinen ordentlichen Wohnsitz 5 Jahre in Österreich vorweisen kann, gilt durch die Erstanmeldung für seinen Verein als Eigenbauspieler. Dies gilt auch für Nichtösterreicher."

Hat man nicht genug Spieler im Kader, die diese Vorraussetzungen erfüllen, kann man den Eigenbauspieler Status für einen Spieler auch um 1.000 EUR beim Verband kaufen. Wer sich also die Nachwuchsarbeit nicht antun will, kann das mit Geld wieder wettmachen.

Österreicher sind "Nichtverbandsspieler"

Nun zum Problem dieser Regelungen. Die Beschränkungen für den Einsatz von Legionären wurden vor zwei Jahren zwar beinahe aufgehoben, eine kleine Einschränkung findet sich aber nach wie vor im Regelwerk. In Punkt 7 b) heißt es: "In allen Leistungsstufen dürfen auf dem Spielbericht pro Verein höchstens 2 Nichtverbandsspieler nominiert werden."

In Punkt 7 a) wird erklärt, wer oder was ein Verbandspieler ist: "Verbandsspieler ist ein Spieler, der insgesamt fünf Jahre bei Vereinen des ÖFB gemeldet war." Mit dieser Regel soll verhindert werden, dass unbeschränkt Legionäre eingesetzt werden können. Da es jedoch schon lange Zeit völlig normal ist, bis in die untersten Klassen mindestens einen Legionär zu haben, gibt es genug Ausländer, welche schon über fünf Jahre in Österreich spielen und somit Verbandsspieler sind. Diese Regel verhindert also nur, dass mehr als zwei Spieler eingesetzt werden, die noch keine fünf Jahre in Österreich spielen.

Sie verhindert aber noch etwas ganz anderes: Auch Österreicher sind erst nach ihren ersten fünf aktiven Jahren Verbandsspieler. Wechselt ein Einheimischer während dieser fünf Jahre den Verein, ist er für den aufnehmenden Verein kein Eigenbauspieler. Das bedeutet, dass er ohne Eigenbauspieler Status und Verbandsspieler Status einem neu gekauften Legionär gleichgestellt ist.

Einheimische haben kein Leiberl

Durch diese völlig sinnlose Regelung kann es zu der Situation kommen, dass sich ein Verein zwischen einem einheimischen und einem ausländischen Nichtverbandsspieler entscheiden muss. Da den Legionären auch in der letzten Klasse immer mehr Geld bezahlt wird und die einheimischen Spieler in der Regel maximal eine Punkteprämie bekommen, wird die Entscheidung nicht schwer fallen. Noch dazu müssen die Einheimischen oft beim Vereinsfest arbeiten, um die Gehälter der Legionäre zu finanzieren. Als Dank dafür haben sie dann keinen Platz im Kader.

So wird das ohnehin vorhersehbare Vereinssterben weiter angetrieben. Bravo lieber ÖFB!

Auf schriftliche Anfrage beim NÖFV wurde mir nur der genaue Wortlaut der Regeln zugesandt, die ich schon auf der Homepage gelesen habe. Nachdem ich noch einmal nachgehakt habe wurde mir erklärt, die sportpolitische Verantwortung all dieser Regelungen (mit allem Für und Wider) liege bei den von den Vereinen alle vier Jahre gewählten Verbandsfunktionären.

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MartinMartin

MartinMartin bewertete diesen Eintrag 21.03.2017 09:08:56

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