Wenn ich mir die Vorgänge der letzten Monate ansehe, so sind sie vor allem durch eines gekennzeichnet: Versagen, und zwar auf Seiten der politischen Verantwortungsträger. Erinnern wir uns, über Monate hinweg hat die Innenministerin gebeten, gebettelt, verhandelt und aufbegehrt um Quartiere zu finden für die Flüchtlinge, die da waren. 80% der Gemeinden In Österreich sagten Nein. Die Landeshauptleute beriefen sich auf ihre Rechte und wollten sich vom Bund nichts vorschreiben lassen, bis aus lauter Verzweiflung das Durchgriffsrecht erlassen wurde. Und was ist das Einzige, was der freiheitlichen Regierungshälfte im Burgenland einfällt ist ein Volksbegehren dagegen. Das bringt uns einer Lösung natürlich deutlich näher. Monatelang wurde verhandelt und immer wieder verschoben, denn die Flüchtlinge haben so viel Zeit. Man war ja weit weg. Also eigentlich ein Stillhalteabkommen, als würde von irgendwoher irgendwann die Erleuchtung kommen oder man würde in der Früh aufstehen und das Problem hätte sich in Luft aufgelöst. Schließlich waren auch Wahlen während dieser Zeit, und man will es sich prinzipiell mit niemanden verscherzen. Doch dann hatten es die Leute satt auf Lösungen von denen zu warten, die dafür eigentlich gewählt und bezahlt wurden und nahmen die Sache selbst in die Hand.

Ohne um Erlaubnis zu fragen gingen sie hin und halfen. Das seit ungefähr August in ganz Österreich. Und diese Bewegung, die da ins Rollen kam, die ist großartig und beeindruckend. Mein größter Respekt für jeden einzelnen dieser Helfer, die sehen, dass jetzt im Moment Hilfe notwendig ist, und die nicht weiters fragen, sondern tun was zu tun ist, damit zumindest die elementarsten Bedürfnisse befriedigt werden, Essen, Kleidung, Hygiene und Unterbringung. Das ist das Gebot der Stunde, und jeder der meint, dass man da nachfragen sollte bevor man jemanden was zu essen gibt, der ist eindeutig am falschen Platz. Helfen soll man dort, wo Hilfe notwendig ist. Seltsamer Weise waren plötzlich auch die Politiker vor Ort, die bis dahin nicht wussten ob es Wähler bringt oder kostet, wenn man sich positioniert, aber nachdem tausende Österreicher halfen und eine Welle der Solidarität über uns hereinbrach, da hatten sie es plötzlich eilig sich in Traiskirchen blicken zu lassen. Und dann waren sie sich auch ganz plötzlich einig: Es muss etwas geschehen! Es wird etwas geschehen! Wir fangen endlich an zu arbeiten! Jawohl. Lasst uns einen Koordinator einsetzen. Ein schlauer Schachzug, denn so braucht man niemanden vor den Kopf zu stoßen, sei es die eigenen Parteikollegen oder zukünftige Koalitionspartner. So können sich die Verantwortlichen wieder bequem zurücklehnen und zusehen was weiter passiert.

Die eine Seite ist die Hilfe vor Ort. Die andere jedoch die Frage was zu tun ist, dass es immer mehr Menschen möglich ist in ihrer Heimat zu bleiben und dort ein ruhiges, friedliches Leben zu führen. Doch das ist eine Frage, die einer globalen Zusammenarbeit und Anstrengung bedarf, und nicht eines sich locker Zurücklehnens und dem Überlassen der Courage der Zivilgesellschaft. Es wäre an der Zeit, dass die gewählten Vertreter endlich das tun wofür sie gewählt wurden und auch bezahlt werden, nämlich Lösungen zu finden, die Weichen für eine bessere Zukunft stellen. Denn Angst gründet zumeist in der Ungewissheit, und wo Lösungen vorliegen, dort verschwindet die Ungewissheit und damit auch die Angst. Doch so viel die Menschen sehen, dass Hilfe notwendig ist, jetzt und nicht irgendwann, so wenig scheinen zukunftsweisende Lösungen im Fokus des Interesses zu stehen. Denn wer ständig auf taggenaue Umfragewerte schielt, hat nicht die Freiheit langfristig zu denken. Und ja, das kann einem schon Angst machen.

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