Wir sind es gewohnt, zwischen Nutztieren und – ja, was ist eigentlich das Gegenteil von Nutztier? Oder das Pendant? Ist es das Unnutztier, oder, um es netter zu sagen, das Spaßtier oder auch das Egaltier? Doch was es auch immer sein mag, es beeinflusst, ja regelt unseren Umgang mit dem Tier. Aber auch mittlerweile den mit den Menschen – denn da gibt es offenbar auch nützliche und nutzlose.

„Sprache schafft Realität“, führen die Verfechter des Sprachverwirrungsunsinnes, kurz Genderisierung der Sprache genannt, im Munde. Dem kann ich nicht widersprechen, weil es schlicht und ergreifend die Wahrheit ist. Aber was am meisten Realität schafft, ist die Realität selbst – was sich aus sich selbst versteht. Wir sprechen von Nutztieren. Doch was ist ein Nutztier? Ganz banal könnte man sagen, das sind die Tiere, die dem Menschen in irgendeiner Weise von Nutzen sind, indem deren Fleisch genossen, deren Haut und Fell getragen, deren „Erzeugnisse“ abgenommen werden. Nutzen haben also all die Tiere, die dem Menschen etwas bieten können, was seinen Bedarf an Lebensmitteln, Kleidung etc. deckt. Daneben gibt es die, die einen emotionalen Nutzen für den Menschen haben, womit sämtliche Haustiere gemeint sind. Wie Hund, Katze, Kaninchen oder auch Schlange, Ziege, Esel, Pferd etc. Dazu gehören auch all die Tiere, die in Zoos oder Aquarien gesperrt und vom Menschen besichtigt werden. Bereits hier überschneiden sich die Grenzen, denn der Jagdhund im Zwinger ist genau so ein Hund wie der putzige Terrier im Haus, auch wenn sein Nutzen ein ganz anderer ist. Das Schwein, das in seinem Käfig steht, wird wohl anders behandelt, als das Hausschwein, das munter im Garten herumläuft und nach Herzenslust den Gemüsegarten umgraben darf. Aber wahrscheinlich ist die Mastsau nicht so putzig.

Aber ganz gleich welchen Nutzen das Tier für den Menschen hat, dieser Nutzen ist immer vom Menschen her gedacht und dem Tier nicht inhärent. Es ist also eine zutiefst anthropozentrische Sicht auf die Tierwelt, die suggeriert, dass alles was kreucht und fleucht da ist dem Menschen zu dienen. Und je nach Grad der Dienstbarkeit hat es einen Nutzen oder eben keinen. Aus dieser Sicht ist es nur konsequent Tiere zu entsorgen, die keinen Nutzen mehr bringen, wie z.B. Legehennen, die nicht mehr die gewünschte Legeleistung erbringen. Doch nicht nur, dass sie entsorgt werden, sondern sie werden auch entsprechend „krank“ gezüchtet. Legehühner, die nicht mehr stehen können, weil die Knochen spröde werden, Masthennen, die vorn über kippen, weil das Brustfleisch zu schwer wird, aber auch Hunde, die kaum Luft bekommen, weil die Schnauzen so kurz gezüchtet werden. Alles um den Nutzwert zu erhöhen.

Das Tier an sich ist nicht dazu da dem Menschen von Nutzen zu sein, sondern es ist um seiner selbst willen da. Alles was lebt hat seinen Zweck und seinen Nutzen in sich selbst. Es ist dafür da zu leben, von der Geburt bis zum Tod. Nichts weiter. Und doch ist es so selbstverständlich zu unterscheiden, in nützlich und nutzlos, dass es kaum jemanden mehr auffällt. Die Welt ist nun mal schwarz weiß und jeder hat sich in seine Kategorie zu fügen. Doch es bleibt nicht dabei diese Unterscheidung auf Tier- und Pflanzenwelt anzuwenden, es greift auch schon auf den Menschen über. Ein Mensch, der Leistung bringt, der ist nützlich – ein Nutzmensch. Einer, der dies nicht schafft, der ist unnütz – ein Unnützmensch. Noch ist es nicht zu hören, zumindest nicht laut, aber es wird kommen. Wieder kommen, genauer gesagt. Vielleicht sollte man hier ansetzen, wenn man tönt „Sprache schafft Realität“, denn dabei geht es tatsächlich um Leben und Tod.

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