Terror hautnah & live - wie wir den Terror in dieser Form erst möglich machen

Ich habe gestern Abend nicht das Spiel geschaut, ich habe gelernt und war in einer Chatgruppe mit anderen Lernern, was tut hier nichts zur Sache. Es war so gegen 23Uhr als plötzlich einer in der Gruppe anfing Nachrichtenlinks zu posten. "In Paris ist grad Chaos".

Die nächsten Stunden verbrachte ich wie Millionen andere vor verschiedenen Livestreams und Livetickern und drückte F5 auf allen großen Nachrichtenportalen im Minutentakt. Allein der Skynews Livestream auf Youtube hatte 120000 Zuseher.

Nachdem der Schock langsam nachließ, konnte ich nicht anders, als an den französischen "Philosophen der Geschwindigkeit" Paul Virilio zu denken.

Die Vernetztheit unserer Welt und die Verdichtung der Zeit auf einen Punkt (alles ist jetzt und jederzeit überall abrufbar) ermöglichen es erst, dass diese Terroranschläge ihren Schrecken und Entsetzen verbreiten können, weit über die lokalen Grenzen des Ereignisses.

Die Außenwelt wusste vor den Anschlägen, noch bevor es die Menschen im Stadion wussten, obwohl die hautnah dabei waren und die Explosionen hörten.

"X Tote hier""Schießerei in Y""Geiselsituation""Unbestätigte Meldungen über Selbstmordattentäter""Polizei bittet um Medienblackout um Geiselsituation"...

Der Terror war nicht nur in Paris, der Terror war überall, er war bei jedem. Das Ziel des IS ist nicht nur Paris, sondern Europa, aber unsere Technologien und unsere Art mit ihnen umzugehen, ermöglichen es erst den Terror wirklich zu verbreiten und zu spüren. Wir waren live mit dabei, im Sekundentakt neue Updates. Als das Medienblackout um das Bataclan ausgerufen wurde, wusste man "die Spezialeinheiten stürmen jetzt gleich und wollen damit verhindern, dass die Terroristen sehen woher die Einheiten eindringen". Wir haben angespannt gewartet, auf die Meldung "Terroristen tot, Geiseln gerettet".Es war leider nur ein: "Terroristen tot, Massaker in Konzerthalle".

Der Terror war nicht in Frankreich, nicht in Europa, er direkt bei uns, hinter dem Flimmerbildschirm. Die Angst und dieses mulmige Gefühl, heute ist was ganz schlimmes passiert, kam auch daher, dass wir die Anschläge sekundär miterlebt haben.

Wir sind nicht panisch durch die Straßen gerannt, wir sind panisch vorm Fernseher, vorm Smartphone, vorm Tablet, vorm PC gesessen und haben jede Nachricht und jede Information aufgesogen.

Ein Beitrag in den Livetickern nach dem anderen "Fotos/Videos von den Orten sind aufgetaucht, nicht anschauen es sind grausliche Bilder <Link>" und wir klickten drauf, sahen die schreienden Menschen, sahen die Blutlachen, die Menschen die panisch durch die Straßen rannten.

Der IS weiß die neuen Medien optimal zu nutzen, sich omnipräsent zu zeigen und sich im Internet zu verbreiten, aber die Hälfte der Arbeit übernehmen wir für sie.

Jedesmal wenn ein neues Hinrichtungsvideo auftaucht, wird es geteilt, wird es herumgeschickt, von einigen angeschaut, von anderen nur darüber gelesen und geredet.

Nachrichten

Nachrichten waren früher Informationen was gestern/letztens geschehen ist, man hat sich über vergangenes informiert.

Nachrichten heute sind Informationen darüber, was gerade jetzt passiert.

So ist es seit dem 11. September (wenn nicht sogar schon früher) und es wird nicht besser werden. Wir werden immer vernetzter werden, wir werden Zeit immer mehr auf einen Punkt zusammenzwingen und der Singularität der Zeit immer näher kommen (um mich mal bei Paul Virilio zu bedienen).

Unsere Nutzung von Internetmedien, unsere Abhängigkeit von ihnen und die immer weiter fortschreitende Verschmelzung der virtuellen Realität mit unserer (Stichwort: Google Glasses oder VR Brillen) wird dazu beitragen, dass der Terror und die Angst immer allgegenwärtiger werden.

Selbst wenn der Westen sich jetzt zusammentut um den IS zu zerstören, nachfolger wird es immer geben und vergessen wir nicht, das Ultralinke und Ultrarechte auch für Anschläge und Terror sorgen können (siehe Breivik als modernstes Beispiel).

Oder wo wir bei dem Thema sind

Focus.de: 13:21 Vorstadt von Paris, Schüsse und Explosionen gemeldet

Der Terror ist überall und immer.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:16

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